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Neue SRF-Serie

«Die Beschatter»: Deshalb macht die neue Fernsehserie aus Basel richtig gute Laune

Die neue SRF-Serie «Die Beschatter» mit Roeland Wiesnekker als Privatdetektiv Leo Brand ist um Welten besser als ihre Vorgängerin aus dem Aargau. 

Detektiv Leo Brand (Roeland Wiesnekker) mit seine

Vor rund dreieinhalb Jahren wurde die SRF-Serie «Der Bestatter» zu Grabe getragen – eine Wiederauferstehung als Kinofilm im nächsten Jahr dürfte bei ehemaligen Luc-Conrad-Fans zwar ähnlich schaurig-schöne Nostalgiegefühle auslösen wie «Benissimo» am vergangenen Samstag, mehr aber auch nicht.

Mit der in Basel angesiedelten neuen Serie «Die Beschatter», deren erste sechs Folgen ab Ende Oktober zu sehen sein werden, setzt das SRF nicht nur im Anklang des Serientitels auf das Erfolgsrezept, das den «Bestatter» einst gross gemacht hat: Auch hier kehrt ein ehemaliger Polizist dem Polizeidienst den Rücken und führt – diesmal als Leiter einer Detektei – auf eigene Faust Ermittlungen durch.

Ein Panoptikum der Gesellschaft

Der souveräne Roeland Wiesnekker, beim breiten Publikum bekannt geworden durch seine Auftritte in der ersten Schweizer Seifenoper «Lüthi und Blanc», spielt diesen kauzigen, verschlossenen und dennoch empathischen Berg von Mann schnörkellos und ohne falsches Pathos. Dieser Detektiv Leo Brand ist genauso eine Rand­figur wie seine fünf Detektivschülerinnen und -schüler. Rekrutiert hat er sie, um mit deren Schulgeld seine Schulden zu bezahlen. In einem verlotterten Gewerbebau auf dem Basler Lysbüchel-Areal bilden sie ein Panoptikum der Gesellschaft: Aufsteiger und Absteiger, Blender und von Selbsthass getriebene arme Teufel müssen lernen, wie man als Team funktioniert. Denn Leo Brands Unterrichtsstil ist praxisnah: Seine Novizen sind von Anfang an in die Lösung von Fällen involviert.

Da ist ein undurchsichtiger deutscher Oberakademiker namens Henning Eckberg (Martin Butzke), der unbedingt den Assistenzposten in der Detektei erobern will, da ist ein rechtlich verurteilter Heiratsschwindler namens Roger Hasenfratz (Martin Rapold) und eine aus dem Basler «Daig» kommende, chronisch eifersüchtige Dame namens Doro Iselin – etwas aufgesetzt verkörpert vom ehemaligen «Lüthi und Blanc»-Star Esther Gemsch. Der Secondo Milan Gjokaj (Dardan Sadi), der sich selbst als Besenwagen und weniger als Lokomotive der Gesellschaft empfindet und die energische und impulsive Agotha Bayani (Meryl Marty), deren Mutter möglicherweise einem Prostituiertenmord zum Opfer fiel, komplettieren das Team, das sich aus Menschen zusammensetzt, die aus unterschiedlichen Motiven davon überzeugt sind, in der Detektivarbeit ihre berufliche Erfüllung zu finden.

Der «Bestatter» sieht alt aus dagegen

Die Serie von Drehbuchschreiberin Simone Schmid («Zwingli») kommt frischer daher als der behäbige «Bestatter», für den die Autorin einst selbst Folgen beigesteuert hat. Wo der «Tatort» im weit entfernten «Feindesland» Zürich vergeblich modern, frech und trotzdem düster und abgründig sein will, gelingt Regisseur Michael Steiner dieses Herumhüpfen zwischen den Genres in Basel mühelos. Die Geschichte um das Verschwinden von Agothas Mutter mischt den Folgen viel Suspense und Gewaltszenen bei. Die Gruppendynamik zwischen den Möchtegerndetektiven bereitet hingegen den Boden für komische Schlagabtausche, denn persönliche Motive und berufliche Mission verheddern sich andauernd. Etwa, wenn FC-Basel-Fan Milan in der zweiten Folge für einen Sponsor das Saubermann-Image seines Fussballidols (Kay Kysela in Hochform) ausleuchten soll und als Fan die professionelle Distanz zu seinem Beschattungsobjekt verliert.

In den besten Momenten erinnert das an den Humor des Walliser Chaos-Cops Bax aus der Krimi-Serie «Tschugger». Etwa, wenn sich die zwei jungen Basler Milan und Agotha, dialektal als Westschweizer getarnt, zu Ermittlungszwecken ins FC-Z-Vereinslokal aufmachen, und vor Hooligans im falschen Moment ihr FC-Basel-Portemonnaie fallen lassen. Dass es mit der Beherrschung des Basler Dialekts beim nicht genuin baslerischen Cast an manchen Stellen hapert, dürfte der Serie beim Basler Publikum allerdings einige Sympathiepunkte kosten.

Beschatten und beschattet werden

Der Hauptgrund fürs Dranbleiben ist aber, dass die titelgebende Beschattungstechnik nie eindimensional ausgelegt wird. Leo Brand beschattet nicht nur im Auftrag seiner Kundschaft. Er beschattet auch seine Schülerinnen und Schüler und die beschatten ihren geheimnisumwitterten Chef. Für überraschende Wendungen ist jedenfalls gesorgt. So gut funktioniert dieses Motiv der Täuschung und Enttäuschung, dass die zweite Staffel schon jetzt beschlossene Sache sein dürfte, will man die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht enttäuschen.

«Die Beschatter». Folgen 1 und 2. SRF1, 30.10., 20.05 Uhr. Public Viewing am 30. Oktober, 19.30 Uhr, auf dem Basler Marktplatz.

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