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Pop gegen Putin

Der russische Superstar Alla Pugatschowa bricht mit Putin und geht in der Widerstand

In ihrer Heimat wird sie wie eine Nationalheilige verehrt. Jetzt kritisiert sie Präsident Putin und seinen Angriffskrieg in der Ukraine scharf. Bröckelt Putins Autorität weiter und wie reagiert er?

Noch 2014 zeigte sich Alla Pugatschowa gern mit dem russischen Präsidenten Putin. Jetzt distanziert sie sich von ihm.
Bild: Alexei Druzhinin / AP

Sie ist eine der bedeutendsten Showgrössen in Putins Reich, ein russischer Superstar und so etwas wie ein Nationalheiligtum. Bisher hat sie sich zurückgehalten, jetzt hat sich die Sängerin Alla Pugatschowa öffentlich gegen russischen Präsidenten und dessen Angriffskrieg in der Ukraine gestellt. Auf Instagram solidarisierte sich die 73-Jährige mit ihrem Ehemann, dem Komiker Maxim Galkin, der als einer der ersten russischen Prominenten schon im Februar offen gegen den russischen Überfall opponierte und darauf als «Auslandsagent» auf eine Schwarze Liste gesetzt wurde. Das Paar musste sich darauf mit ihren Kindern nach Israel ab.

Vor einigen Wochen ist Pugatschowa wieder in ihre Heimat zurück gekehrt. Jetzt bat sie darum, sich ebenfalls als «Auslandagentin» einzustufen, denn sie sei solidarisch mit ihrem Mann, «einem ehrlichen, anständigen und aufrichtigen Menschen, einem wirklichen und unkäuflichen Patrioten Russlands, der seiner Heimat Wohlstand wünscht, ein friedliches Leben, Redefreiheit und ein Ende des Sterbens unserer Jungs für illusorische Ziele, die unser Land zum Paria machen und das Leben unserer Bürger erschweren.”

Pugatschowa hat in Russland und den Folgestaaten Kultstatus. Im Laufe ihrer Karriere liess sie sich auch immer wieder für die Macht einspannen und marschierte zunächst stramm sowjetisch. Erst in den 80er-Jahren begann sie sich auch politisch zu äussern. Sie sprach sich gegen die Kernenergie aus und wandte sich 1985, also noch im kalten Krieg, mit Udo Lindenberg im Song «Wozu sind Kriege da» gegen Kriege. Pugatschowa wurde immer mehr zur Person des öffentlichen Lebens, was zu Konflikten mit der Partei führte. 1987 wurden ihre Lieder sogar verboten, doch nach einer sowjetweiten Protestwelle wurde das Verbot wieder aufgehoben.

Pugatschowa gilt als russische Patriotin und geniesst deshalb eine hohe Glaubwürdigkeit. Noch 1991 wurde sie zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt und vier Jahre später erhielt sie den Staatspreis der Russischen Föderation und wurde mit dem Verdienstorden für das Vaterland ausgezeichnet. Dazu vertrat sie 1987 Russland beim Eurovision Song Contest.

Hat das Votum von Pugatschowa Signalwirkung?

In Russland ist der Widerstand immer noch relativ klein, aber es mehren sich in Russland die Stimmen, die sich gegen Putin und den Krieg wenden. Das Votum von Pugatschowa dürfte in Russland besonders Gewicht haben, weil sie bei einer breiten Bevölkerung über eine grosse Akzeptanz verfügt und sich im Gegensatz etwa zur Punkband Pussy Riot bisher kaum je gegen Putin und die Machtverhältnisse gestellt hat. Im Gegenteil: Sie zeigte sich immer wieder mit Putin. Ihre Distanzierung ist deshalb ein harter Schlag für den Präsidenten und könnte durchaus Signalwirkung haben. Die Autorität des Präsidenten dürfte weiteren Schaden nehmen. Interessant wird es zu beobachten sein, wie Putin auf die Ohrfeige von Pugatschowa reagiert. Denn Kritikern drohen drakonische Strafen.

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