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Jazzfestival Montreux

Das Programm von Montreux ist da -
lohnt sich eine Reise an den Genfersee?

Neil Young rockt für eine freie Welt. Das Rock-Fossil zählt neben Lionel Richie, Diana Ross, Santana, Chaka Khan und Alanis Morisette zu den  grossen Stars des 59. Jazzfestivals. Spannender sind aber andere Abende.
Neil Young: Sein «Keep On Rockin In The Free World» erhält neue Aktualität.
Bild: Rich Fury / AP Invision

Die 59. Ausgabe startet am 4. Juli mit einem Feuerwerk. Die 72-jährige Chaka Khan, die «Queen of Funk» und zehnfache Grammy-Gewinnerin, feiert ihr 50. Bühnenjubiläum und würdigt gleichzeitig Quincy Jones. Der im letzten November verstorbene, grosse Produzent und Musiker hat das Jazzfestival in Montreux über Jahre als musikalischer Direktor und Botschafter geprägt. Chaka Khan und Qunicy Jones haben vor allem in den 80er-Jahren intensiv zusammengearbeitet. Zum seinem Gedenken lädt die Sängerin eine Reihe von Freunden ein, die aber noch nicht bekannt sind.

Dick anstreichen sollte man sich den 6. Juli. Neil Young, der politischste aller Rockbarden, macht an diesem Tag Halt am Genfersee und wird es sich nicht nehmen lassen, die aktuelle, düstere Weltlage zu kommentieren. Mit im Gepäck: Sein Kultsong «Rockin’ In The Free World», der in diesen Tagen eine neue Aktualität und besondere Dringlichkeit erhält.

Die Stammgäste in Montreux

So etwas wie ein Stammgast in Montreux ist Carlos Santana. Der 77-jährige Gitarrengott war schon viermal am Genfersee zu Gast, zuletzt 2016. Grosse Kaliber sind natürlich auch Lionel Richie und Diana Ross. Richie war erst vor zwei Jahren im Programm, Diana Ross vor drei Jahren. Sie bringen Glamour und Musikgeschichte ans Festival, aber sicher keine Überraschungen.

Eine Wiederholungstäterin ist auch Raye. Im letzten Jahr zählte die bezaubernde, englische Sängerin mit Appenzeller Wurzeln zu den absoluten Höhepunkten. Ihr Konzert am 9. Juli verdient den Zusatz: Sehr empfehlenswert. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Alanis Morisette, die 2012 zum ersten und bisher einzigen Mal in Montreux aufgetreten ist.

Helvetische Spuren

Das Hauptprogramm auf den beiden Bühnen am See und im Casino ist wie immer sehr international geprägt. Einzige Schweizer Band ist das Gitarrenduo Hermanos Gutiérrez der beiden Brüder Alejandro und Estevan Gutiérrez. Die Instrumentalmusiker gehören mit 2,6 Millionen monatlichen Hörer/innen zu den meist gestreamten Schweizer Musikern. Reizvoll ist das Konzert in Montreux vor allem deshalb, weil sie am selben Abend wie die Black Keys auftreten. Dan Auerbach, Gitarrist der US-Band, hat das Schweizer Duo entdeckt, gefördert und produziert.

Hinter dem Künstlernamen Yoa verbirgt sich Yoanna Bolzli. Die in Paris geborene französisch-schweizerische Sängerin, hat einen Schweizer Vater und eine Mutter aus Kamerun. Anfang Jahr hat sie ihr Debütalbum «La Favorite», das auf ein beachtliches Echo gestossen ist. Wie keine andere vertont die 26-Jährige darin das Unbehagen ihrer Generation. Jetzt ist sie in Montreux im Casino zu erleben und zu entdecken.

Die spannendsten Gäste

Vielversprechend ist der Abend mit Jamie XX und der musikalischen Futuristin FKA Twigs, die mit «Eusexua» eines der spannendsten Alben des Jahres veröffentlicht hat. Gespannt darf man auf die Auftritte der beiden letztjährigen Hitparadenstürmer Benson Boone und Shaboozey sein. Boones «Beautiful Things» war 2024 der populärste Song in der Schweiz. Shaboozeys «A Bar Song (Tipsy)» schrammte haarscharf an den Top 10 vorbei. Noch wichtiger ist, dass er zu jenen afro-amerikanischen Musikern gehört, die mit Erfolg in das bisher von Weissen dominierte Countrygenre eingebrochen sind.

Der ältere Bruder von Billie Eilish kommt

Interessant ist, dass der Auftritt von Finneas, dem Bruder von Billie Eilish, «nur» im Casino programmiert ist. Als Produzent und Co-Songwriter trägt er ganz wesentlich zum Erfolg seiner Schwester bei.

In die Reihe der Comebacks gehört die britische Band Pulp. In den 90er-Jahren zählte die Band um Jarvis Cocker zu den prägenden Vertretern des Britpop. 2023 hat sich die Band wiedervereinigt und kommt jetzt an den Genfersee. Ihre Montreux-Premiere gibt Brandi Carlile. Der amerikanische Superstar hat in Europa noch nicht denselben Status wie in ihrer Heimat. Das könnte sich jetzt ändern. Hat sie doch soeben mit keinem geringeren als Elton John ein beachtliches Album herausgegeben.

Jazz ist am Jazzfestival immerhin noch an drei Abenden im Casino vertreten. Am 7. Juli kommt es mit Samara Joy und Dianne Reeves zum Gipfeltreffen der Sängerinnen. Der 17. Juli gehört dem britischen, tanzfreudigen Jazz mit Nubya Garcia und dem Ezra Collective und das Finale bestreiten das Christian Sands Trio und das famose Avisha Cohen Quintet.

Montreux Jazzfestival: 4. - 19. Juli.

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