Böse Roboter und hinterlistige Computersysteme – das ist die Materie von Hollywood. In «Terminator» kämpft die Menschheit gegen humanoide Roboter ums Überleben, in «2001: A Space Odyssey» wird sie von einem Computerhirn hinters Licht geführt und in «Her» von einer künstlichen Intelligenz verführt. Doch nun legt das KI-Monster Hollywood selbst lahm. Und das ist nicht mehr nur eine Zukunftsvision auf der Leinwand, sondern die neue Realität der Traumfabrik.
Nachdem die Drehbuchautoren schon seit Frühling streiken, haben sich ihnen nun auch die Schauspielerinnen angeschlossen. Sie fürchten, wegen der KI-Revolution ihren Job zu verlieren oder aber zu Handlangern der Computerprogramme degradiert zu werden. Dialoge für Drehbücher verfassen kann auch ChatGPT, Filme synchronisieren die künstliche Intelligenz, und auch Statisten werden leicht ins Bild retuschiert.
Natürlich werden Cameron Diaz und George Clooney nicht so rasch überflüssig – sie müssen höchstens fürchten, dass mit ihren digitalen Abbildern Schindluder betrieben wird. Weniger bekannte Protagonisten, welche die Filmmaschinerie am Laufen halten, könnten aber vielleicht tatsächlich wegrationalisiert werden. Deshalb schliessen sich dem Streik auch prominente Schauspieler an.
Auch uns geht dieser Streik in Hollywood etwas an. Nicht, weil wir Gefahr laufen, bald ohne neue Serien dazustehen – Netflix wird einfach das nächste «Squid Game» aus Korea einkaufen. Doch wenn die KI-Revolution gut ausgebildete, kreative Arbeitnehmende überflüssig machen kann, dann kann das auch ganz andere Branchen treffen.
Die Fantasie ist (neben der Schönheit) das Kapital Hollywoods; aus ihr speisen sich die Filme und Serien. Die Arbeitnehmenden der Filmbranche können sich deshalb sehr gut vorstellen, wie die KI ihre Branche verändern wird. Wir tun gut daran, uns das auch für die unsrige Arbeitswelt auszumahlen. Nicht, damit wir unnötige Jobs künstlich erhalten, sondern frühzeitig neue schaffen und Veränderungen rechtzeitig antizipieren.
Den Filmvorführern, die 30 Kilogramm-Filmrollen punktgenau auf die Projektoren hievten und gerissene Filmstreifen mit Kleber flickten, trauert heute in Hollywood auch nur noch die Nostalgie-Fraktion nach.
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