Chöre setzen Zeichen in Zeiten der Krisen
Angesichts aktueller Kriege und Naturkatastrophen nimmt sich klassische Musik wie eine Komfortzone aus. Aber insbesondere Chöre verlassen diese immer wieder. Drei Konzerte zeigen: Geistliche Musik, die von den Letzten Dingen handelt, bewegt sich in Dimensionen, die apokalyptischen Bedrohungen von biblischen Ausmassen angemessen sind. Auch insofern, als solche Musik den Zeiten existenzieller Krisen das Prinzip Hoffnung entgegenhält. Gespenstisch aktuell ist angesichts der Überschwemmungen in Spanien das Programm des Collegium Vocale zu Franziskanern, das die Sintflut ins Zentrum rückt. Der Chor ProMusicaViva erzählt die Geschichte von Jesus nach dessen Kreuztod und Auferstehung neu. Und ein Gemeinschaftsprojekt ergänzt die bekannte Tango-Messe von Martin Palmieri mit einer Uraufführung, bei der der argentinische Komponist und Pianist persönlich mitwirkt. (mat)
«Tango meets Nidwalden and Ticino»: So, 10. November, 19 Uhr, Kath. Pfarrkirche, Stans; Do, 14. November, 19.30 Uhr, Aula Grossmatt, Hergiswil. Collegium Vocale: So, 10. November, 17 Uhr, Franziskanerkirche, Luzern. ProMusicaViva: So, 10. November, 17 Uhr, Pfarrkirche, Sursee.
Schon 10 Jahre «There Are Worse Bands»-Festival
Natürlich ist eine Band aus dem Ausland nicht automatisch besser als eine hiesige. Aber man hatte weniger Gelegenheit, sie zu hören. Trotzdem, bevor der Fokus auf internationale Acts gelegt wird: Alois, Mono Mochi oder Tobi Gmür zeigen am 10. «There Are Worse Bands», was unsere Region zu bieten hat, auf nationaler Ebene etwa The Black Heidis aus dem Tessin. Das Festival ist eine Erfolgsgeschichte, in die viel Herzblut geflossen ist und immer noch fliesst – Verein Lumberjack. Die Musik ist wichtig – 39 Konzerte finden statt –, aber auch die Lokale. 15 sind es, von grösseren Häusern wie Sedel, Schüür oder Neubad über kleinere wie die Bar 59, die Gewerbehalle oder die Bruch Brothers Bar bis hin zur Metzgerhalle, der Raviolibar oder zum Old Town Record Store. Alle machen sich auch sonst um die Musik verdient. Nicht mehr «Luzern Rock City» zwar, aber Luzern ist nicht nur eine Klassikstadt! (reg)
Montag, 11. bis Samstag, 23. November, verschiedene Lokale, Stadt Luzern; https://tawb.ch .
Kino-Initiativen: Wim Wenders wird gefeiert
Noch bis zum 7. Dezember im Kino Bourbaki in Luzern die Retrospektive «Die weite Welt des Wim Wenders». Diese steht im Zusammenhang mit den European Film Awards, die an eben diesem Tag in Luzern vergeben werden und in deren Rahmen der deutsche Regisseur mit dem European Lifetime Achievement Award ausgezeichnet wird. Die Hommage an den 79-jährigen Preisträger umfasst Meisterwerke wie «Himmel über Berlin» mit Bruno Ganz (12. 11., 18.00 und 24. 11., 11.00), «Paris, Texas» (26. 11., 18.00) mit Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski oder das jüngste, «Perfect Days» (7. 12., 13.00) – einer der schönsten Filme des letzten Kinojahres (Tickets: cinu.ch/wimwenders).
Ausserdem: «Storytelling», der neuste Film des Luzerner Nils Hedinger («Kuap», «Timber»), feiert an den Kurzfilmtagen Winterthur (bis 10. November) Weltpremiere. Und: Ciné-Doc wurde 2016 ins Leben gerufen, um den Kinodokumentarfilm zu stärken, und führt in diesem Jahr die zweite schweizweite Filminitiative «Let’s Doc!» (2024.letsdoc.ch) durch: Den ganzen November hindurch wird das Dokumentarfilmschaffen in seiner Vielfalt gefeiert mit Premieren, Vorpremieren und Reprisen – auch in den Kantonen Luzern und Zug. (reg)
Stadtorchester Luzern ist in Gedanken in Italien
Nach der Philosophie haben sie wieder zurück zur reinen Musik gefunden. Das Stadtorchester Luzern wendet sich in seinem Programm «italianità» den irdischen Dingen zu. Wer an Gioacchino Rossini denkt, dem kommt wohl eher der Ohrwurm aus der Wilhelm Tell-Ouvertüre in den Sinn. Doch auch das Fagott-Konzert hat einiges zu bieten. Solist ist der Schweizer und Portugiese Rui Lopes, mit dem das Stadtorchester schon 2022 zusammengespielt hat. Er ist Professor für Fagott an der Musikhochschule Strasbourg, war am Lucerne Festival zu hören und publizierte schon eine gefeierte CD. Nicht der Nationalität des Komponisten nach, wohl aber im Geiste italienisch ist die vierte Sinfonie («Italienische») von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dieser war nach einer Italien-Reise voll von Inspiration aus dem südlichen Land. Mit überschwänglich punktiertem Rhythmus beginnt der erste Satz, die Geigen überschlagen sich im Freudentaumel. (dst)
Sonntag, 10. November, 17.00, Lukaskirche Luzern.
Bar 59: G-Funk aus der Nordberliner Kiez
Als der Berliner Rapper Shacke One 2017 sein Debütalbum «Stecks Schmiers & Suffs» herausbrachte, lobte das deutsche Hip-Hop-Magazin «Juice» die «Verbindung von tanzbaren G-Funk-Anleihen und kompromisslosen In-die-Fresse-Ansagen». Die Texte handeln vom proletenhaften Kiezleben in Nordberlin, die Beats sind von Funk und Soul beeinflusst – oldschool halt. «NordiTimes» ab der EP «Grober Unfug» mit MC Kneipenkrieger – schon ziemlich geil. Und die sechs Tracks sind brandneu! Support: Schweizer Rap-Urgestein E.K.R. (reg)
Freitag, 8. November, 21.00, Club, Bar 59, Luzern.
Jonas Kaufmann singt: Viva Puccini
Giacomo Puccini vertonte «den grossen Schmerz in kleinen Seelen», wie er selbst sagte, gab den einfachen Leuten einen Platz auf der Bühne und eine Stimme. Tenor Jonas Kaufmann ist bekannt dafür, dass ihm gerade diese Musik besonders liegt. Zum100. Todestag des Komponisten widmet er sich dessen Werk und singt Arien aus Opern wie «La Bohème», «Tosca» und «Madama Butterfly». Ihm zur Seite steht die Sopranistin Valeria Sepe. Begleitet werden sie von der Deutschen Staatsphilharmonie unter Jochen Rieder. (dst)
Samstag, 9. November, 19.30, KKL Luzern .
Meistergitarrist John Scofield
Mit seinem Sound und seiner Spielweise ist der 72-jährige US-Amerikaner John Scofield einer der einflussreichsten Gitarristen seiner Generation. Sicher auch deshalb, weil er immer den Drang hatte, sich weiterzuentwickeln. Das zeigt sich auch im Programm mit der Big Band der Hochschule Luzern. Er war Teil von Bands, die neue Entwicklungen prägten, spielte mit Gerry Mulligan und Chet Baker, bevor er Mitglied der Billy Cobham/George Duke-Band wurde. Anfang bis Mitte der 80er arbeitete er mit Miles Davis zusammen. (reg)
Di, 12. November, 19.30, Hochschule Luzern – Musik, Saal «Salquin», Kriens.
Heikles Thema in der Box des Luzerner Theaters
Für vier Tony-Awards wurde der Broadway-Hit «PrimaBil Facie» nominiert – und nun kommt er nach Luzern. Die australische Juristin und Autorin Suzie Miller hat mit «Prima Facie» ein international gefeiertes Stück über die patriarchalen Strukturen des Rechtssystems geschrieben. Strafverteidigerin Tessa wird von ihrem Freund vergewaltigt. Nach einer durchzechten Nacht und einvernehmlichem Sex. Regisseurin Rebekka David zeigt eine Tessa, für die es um ihr Überleben geht. (sh)
Premiere am Samstag, 9. November 2024, 20.00, Luzerner Theater, Box; www.luzernertheater.ch .
Zwei hochgelobte Acts im Neubad
Ihr jüngstes Album «Lightning Sulfur Calm» wurde eben hochgelobt. Nun gilt es noch nachzuschieben, dass Mnevis, die Aargauer Band zwischen «träumerischem Pop und runtergebremstem Rock» um Mario Hänni (Vocals, Guitar, Synth; Schlagzeuger bei Hanreti), morgen in Luzern spielt. Mit dabei ist E-Gitarristin Klara Germanier (Klepka, Evelinn Trouble) mit ihrem Soloprojekt Solong: experimenteller Pop mit zuweilen rockigem Einschlag und ganz viel Gefühl. Ebenfalls hochgelobt in dieser Zeitung. Nichts wie hin. (reg)
Freitag, 8. November, 21.00, Klub, Neubad, Luzern.
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