Kessler-Zwillinge gestorben: Im Leben und auf der Bühne unzertrennlich – nun nahmen sie die letzte Reise gemeinsam in Angriff

Mit Alice und Ellen Kessler verliert die deutsche Unterhaltungsbranche zwei ihrer bekanntesten Gesichter. Die Kessler-Zwillinge, jahrzehntelang Synonym für choreografische Präzision und den Glanz der grossen Revue, sind im Alter von 89 Jahren verstorben.

Das Schwesternpaar starb nach dpa-Informationen in Grünwald bei München. Dort soll es in der Folge auch einen Polizeieinsatz gegeben haben. Die Münchner Polizei bestätigte einen Einsatz in Grünwald, ohne Hintergründe zu nennen. Hinweise auf ein Fremdverschulden gab es demnach nicht.

Alice und Ellen Kessler zählten zu den erfolgreichsten deutschen Entertainerinnen. Die eineiigen Zwillinge standen mehr als 60 Jahre lang auf der Bühne, unter anderem mit Frank Sinatra, Fred Astaire und Harry Belafonte. Besonders in den USA, in Frankreich und in Italien wurden die Schwestern gefeiert. Noch mit 80 Jahren standen sie für das Udo-Jürgens-Musical «Ich war noch niemals in New York» auf der Bühne.

Schon als kleine Mädchen lernten sie das Tanzen, wurden vom Vater gedrillt. Bald gehörten sie zum Kinderballett der Leipziger Oper und schafften die Aufnahme für die Operntanzschule. 1952, im Alter von 16 Jahren, flohen sie in den Westen und kamen nach Düsseldorf. Um selbstständig und finanziell unabhängig zu sein, tanzten sie in einem Revuetheater.

Dort wurde 1955 der Direktor des Lido in Paris auf die blonden jungen Frauen aufmerksam. Er engagierte sie für das berühmte Varieté auf den Champs-Élysées - die internationale Karriere nahm ihren Lauf.

In den 1960er-Jahren gehörten die Zwillinge zu den prägenden Gesichtern des deutschen Fernsehens. In Varieté-Shows, Galas und Musiksendungen standen sie regelmässig im Mittelpunkt, meist als Duo, oft als Inbegriff einer heiteren, glamourösen Unterhaltungskultur der Nachkriegszeit.

Zuletzt hatten sich die beiden Schwestern aus dem Showgeschäft zurückgezogen und lebten in Grünwald im Süden Münchens. Für ihre letzte Ruhe hatten beide konkrete Vorstellungen: Sie wollten gemeinsam beigesetzt werden, zusammen mit der Asche ihrer Mutter und ihres langjährigen Hundes – eine Entscheidung, die ihren gemeinsamen Lebensweg noch einmal zusammenfasst. (ras/dpa)