Das ist irgendwie schon noch lustig. Man gibt «Vikinger» auf Spotify ein, und es erscheint ein Bild mit sechs mittelalten Herren im grauen Anzug, die genüsslich in die Kamera lächeln. Es handelt sich dabei um ein Coverfoto aus dem Jahr 2000, dazu der Schriftzug: «Kuschel Dich in meine Arme» (so heisst das Album), darunter «Blue Hawaii» (so heisst die Single).
Wieder etwas gelernt. Es gab bis 2004 eine schwedische Schlagerband, die den gleichen Namen trägt wie die Luzerner Fasnachtsmusik. Die Skandinavier ungemein altmodisch, kamen die Luzerner Vikinger schon 1960 um einiges moderner daher. Sie werden sich nun vielleicht fragen, was ein Artikel über eine Guuggenmusig an dieser Stelle zu suchen hat. Die Vikinger sind nicht nur eine Fasnachtsmusik, sie sind auch eine Rockband, eine wahre Schnittstelle zwischen Fasnächtlern und Nichtfasnächtlern. Zum 65. Geburtstag möchte ich ihnen auf persönliche Weise gratulieren.
Eine E-Gitarre und ein Sänger!
Eine gewaltige Rhythmussektion, eine grosse Bläserfraktion. Und vor allem eine E-Gitarre und ein Sänger! Der grossartige Bruno Amstad war das damals noch. Mit dabei auch (Blues-)Gitarrist Richard Koechli oder Schlagzeuger und Perkussionist Fausto Medici, die sich alle von der Coverband «Eat the Cannibals» her kannten.
Und sie spielen Prince und Stevie Wonder, Jimi Hendrix und Lenny Kravitz! Da war ich um die 20, und die Fasnacht war für mich neu geboren. Zu der Zeit war das sonstige Guuggenmusig-Repertoire noch ziemlich beschränkt (das ist schon längst nicht mehr so, Power findet man auch andernorts). Eine gigantische Formation, ein Mix aus Profimusikern – viele aus dem Umfeld der Jazzschule – und Laien, hat den ganzen Platz eingenommen und Covers aus Jazz, Soul, Funk, Rock und Pop gespielt. Besonders geblieben ist mir «Mustang Sally», ich weiss auch nicht, wieso. Das machte die Fasnacht noch besser. Ein Open-Air-Konzert im Fasnachtskostüm, Narrenfreiheit pur. Und die Party ging noch jedes Mal ab. Es gab nicht mehr nur die Trommler unter der Egg, die einen zur Ekstase trieben. Das Vikinger-Fieber hatte mich gepackt und das urtümliche Fasnachtsfieber, das jeweils spätestens dann einsetzt, wenn man die erste Guuggenmusig rhythmisch durch die Gassen ziehen hört, in neue Höhen getrieben. Was dann folgte, waren auch unzählige Vikinger-Bälle – oder Powernights, wie sie sagen.
Sie schenken sich einen Song zum 65. Geburtstag
Zum 65. schenken sich die Vikinger nun eine Eigenkomposition, geschrieben von Manuel Naranjo, «seit bald 30 Jahren Sänger und unüberhörbarer Animator an den fasnächtlichen Platzkonzerten der Formation», wie die Vikinger in einer Pressemitteilung schreiben, produziert von Marco Jencarelli in den Soundfarm Studios in Kriens (den Song, siehe unten, finden Sie ab dem 20. Februar auch auf den einschlägigen Streaming-Portalen). Der funkige Basslauf erinnert tatsächlich an die Fasnachtshymne «Hau i de Chatz de Schwanz ab».
«Das hed doch nüd meh met Fasnacht z’tue!» Diesen Spruch mussten und müssen sich die Vikinger oft anhören. Genau deshalb ist hier der richtige Ort für diese kleine Hommage. Auch wenn ich dezidiert anderer Meinung bin. Die funky Truppe war und ist eine Bereicherung für die Lozärner Fasnacht. Und gäbe es sie nicht, wäre auch der Sound anderer Guuggenmusigen nicht der, der er heute ist.
Der Song, «Vi-King-er» heisst er, sei eine Würdigung der 65 Jahre, in denen sie die Fasnacht anders zelebrierten. Happy Birthday!
Vikinger-Powernight: Rüüdige Samschtig, 1. März, Hotel Schweizerhof, Luzern, ab 20.00 – und natürlich in den Gassen und auf den Plätzen von Lozärn; VV und Fasnachtsfahrplan: www.vikinger.ch .
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