Gundi Klemm
Solothurns goldene Zeiten begannen, als der ständige Botschafter Frankreichs bei der Eidgenossenschaft um 1530 hier seinen Wohnsitz nahm - und rund 260 Jahre blieb. Etwa hundert Personen zählten zu seiner Entourage. Diese lebte hier genauso wie der Adel in Frankreich recht luxuriös und fand auch viele Nachahmer in der städtischen Gesellschaft.
Vor allem aber war es der Geldfluss in Form von Pensionen und Gratifikationen der französischen Krone, der das Städtchen an der Aare aufblühen liess. «Das heutige Stadtbild verdanken wir dieser Epoche, da sie den Bau von Kirchen und Landhäusern begünstigte», informierte Stadtführerin Marianne Schwaller ihre zahlreichen Zuhörer.
Gewinnerin dieser Zeit war die reiche Oberschicht, die durch das Soldwesen und als Söldnerführer viel Geld verdiente. So erhielt beispielsweise die Familie von Besenval für ihre frankreichfreundliche Politik und die Vermittlung von Soldaten umgerechnet 370 000 Franken jährlich. Wie überliefert ist, waren die Werber, die im 17. Jahrhundert jährlich 4000 junge Männer aus Solothurn und seiner Nachbarschaft in französische Militärdienste zwangen, nicht eben zimperlich in ihren Methoden.
Prunkvolle Feste wurden in Solothurn wie in Frankreich gefeiert. Nach dem Brand des bisherigen Gebäudes wurde um 1717 der U-förmige Ambassadorenhof als prächtiges «Klein Versailles» errichtet. Hier gab der Ambassador seine repräsentativen Auftritte, während sein Geld in einer gesicherten Schatzkammer im Von-Vigier-Sommerhaus verwahrt wurde.
Fünfstündiger Geldregen
Überliefert sind mindestens zwei, andere Quellen sprechen sogar von vier Anlässen, wo im Stedtli tatsächlich Gold in eigens geprägten Münzen auf die Strasse geworfen wurde: 1682 - zu Zeiten von Sonnenkönig Ludwig dem 14. also - und 1751. Denn an den Geburten von Thronfolgern in Paris sollte auch die Solothurner Bevölkerung mit Geldgeschenken und aus Brunnen sprudelndem Wein beteiligt werden. Nicht sicher verbürgt sind gleiche Ereignisse in den Jahren 1725 und 1729. Offen bleibt auch die Frage, ob das fünfstündige Münzen-Werfen vom Balkon des Von-Roll-Hauses gegenüber der Kathedrale nicht zu Tumulten geführt hat ...
Die bekannte solothurnische Festlust stammt aber sicher aus diesen Zeiten, zeigten sich die beiden Stadtführerinnen Marianne Schwaller und Theres Wyss überzeugt. Denn schlecht lebte es nicht im Stadtstaat, der seit der legendären Königin Bertha von Burgund über ein eigenes Münzrecht verfügte. Die Münzstätten waren im Laufe der Zeit an verschiedenen Orten in der Stadt angesiedelt. 1760 galt die solothurnische als modernste Prägeanstalt der Schweiz, die zu dieser Zeit über 500 unterschiedliche Währungseinheiten verfügte. Das Spektrum reichte von Pfennig, über Batzen, Kreuzer bis zur Golddublone und Händler wie Käufer mussten bei Marktbesuchen flinke Kopfrechner sein, um den jeweiligen Währungswert zu ermitteln.
Königin Bertha hatte übrigens verfügt, dass 932 das St.-Ursen-Stift an die heutige Stelle verlegt wurde. Der eingeschlafene Kult um die beiden Stadtpatrone und christlichen Märtyrer Urs und Viktor, die das Wappen der Königin Bertha amEingang zum katholischen Pfarramt begleiten, lebte um diese Zeit wieder auf. Der Hauptheilige St. Urs zierte danach zahlreiche Solothurner Münzen.
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