Der Schweizer Musikproduzent und Songschreiber Pele Loriano ist der Architekt des Schweizer ESC-Wunders. Als ESC-Delegierter von SRF sowie als Organisator der Suisa Songwriting Camps in Maur/ZH hat er massgeblich für den Aufschwung der Schweiz beim ESC gesorgt und als Produzent auch Nemo zum Sieg verholfen.
Seit einigen Jahren ist Loriano aber auch für den ORF tätig und hat für Basel nun den österreichischen Song «Wasted Love» mit dem Countertenor JJ (bürgerlich Johannes Pietsch) produziert. Es ist ein grandioses Pop-Œuvre, das auf spektakuläre Weise Pop und Technobeats mit Opernelementen, Chor und klassischen Kunstgesang im Koloraturregister verbindet. «Die Idee eines Songs mit Opernelementen besteht schon lange», sagt Loriano auf Anfrage. Als er JJ 2021 bei der österreichischen Castingshow «Starmania» entdeckte, konnte er sich endlich an die Umsetzung der Idee machen.
Loriano brachte den Absolventen der Opernschule der Wiener Staatsoper mit der Wiener Sängerin und Komponistin Teodora Špirić zusammen, die er selbst seit Jahren aufbaut und als Sängerin managt. Besser bekannt ist Špirić als die eine Hälfte des Duos Teya & Salena, die vor zwei Jahren mit dem von Loriano mitkomponierten Song «Who The Hell Is Edgar?» am ESC den 15. Platz erreichte.
Teya hat «Wasted Love» für JJ komponiert und Loriano war als A&R seit letztem August für Konzept, Produktion und Performance zuständig. «Als ich den Song zum ersten Mal hörte, wusste ich, dass es ein Kandidat für die Top 5 sein würde», sagt er. Es brauchte noch etwas, um den ORF zu überzeugen. Aber inzwischen seien alle glücklich. «Ich habe die einmalige Chance, den Contest zweimal hintereinander zu gewinnen», sagt Loriano euphorisch.
«Wasted Love» ist also so etwas wie der andere Schweizer Song. Auch auf unserer Liste der zehn ESC-Favoriten steht «Wasted Love» ganz zuoberst. Das ist unsere Punktevergabe für Basel:
12 Punkte für Österreich – JJ: «Wasted Love»
Der letzte Sieg von Österreich mit Conchita Wurst 2014 ist schon eine Weile her. Mit dem Song «Wasted Love» könnte es endlich wieder einmal klappen. Inhaltlich handelt der Song vom Pop-Dauerbrenner der unerwiderten Liebe, umso spektakulärer, theatralischer wird der Song vom Countertenor Johannes Pietsch unter dem Künstlernamen JJ gesungen. Virtuos wechselt JJ zwischen Bauch- und Kunstgesang, bevor der Song ins furiose Finale mündet. Natürlich erinnert der Song an Nemos «The Code», er hat keine nonbinäre Botschaft.
10 Punkte für Schweden – KAJ: «Bara bada bastu»
Der schwedische Sauna-Kracher «Bara bada bastu» liegt bei den Wetten noch auf Platz 1. Doch der Schweden-Bonus könnte bis zum Finale noch verpuffen respektive verdampfen. Qualitativ ist der österreichische Song sicher besser. Wie bei Nemo könnte die Fachjury, die der Qualität der Songs verpflichtet ist, den Ausschlag geben und die Sache richten.
8 Punkte für Israel - Yuval Raphael: «New Day Will Rise»
Ob Israel von der politischen Dimension des Songs profitieren kann, ist nicht gesagt. Der Song ist aber so gut und von Yuval Raphael so grandios gesungen, dass er so oder so zu den Favoriten gehören sollte.
7 Punkte für Frankreich – Louane: «Maman»
Die 28-jährige Louane ist in Frankreich ein grosser Star und feiert Erfolge als Sängerin und Schauspielerin. Die Veröffentlichung ihres Songs wurde mit grosser Spannung erwartet. «Maman» ist ein hübscher Song, eine klassische, typische französische Ballade, die durch ihre emotionale Kraft besticht.
6 Punkte für die Niederlande – Claude: «C’est la vie»
Wie «Maman» ist auch Claudes «C’est la vie» eine Hommage an die Mutter und die Familie. Der Sänger ist kongolesischer Herkunft. Der Wechsel zwischen Chanson und afrikanischen Rhythmen sowie die Kombination von französischen und englischen Texten machen den Reiz des Liedes aus.
5 Punkte für die Ukraine – Ziferblat: «Birds Of Pray»
Die Ukraine hat am ESC seit dem russischen Angriff von der europäischen Solidarität profitiert. Doch der ESC-Erfolg ist nicht unverdient. Das Land liefert seit Jahren musikalische Qualität – auch in diesem Jahr. «Birds Of Pray» hat eine komplexe Struktur mit überraschenden, aber organischen Wendungen. Die Band pendelt zwischen Pop, folkloristischen Elementen und Prog-Rock.
4 Punkte für Italien - Lucio Corsi: «Volevo essere un duro»
Traditionellerweise vertritt der Sieger von San Remo Italien am ESC. Der Sieger Olly hat aber verzichtet, weshalb der Zweitplatzierte Lucio Corsi die Chance erhält. «Volevo essere un duro» hat nur Aussenseiter-Chancen, doch die Fangemeinde ist gross. Bei Spotify wurde der Titel über 26 Millionen Mal gestreamt.
3 Punkte für Grossbritannien – Remember Monday: «What The Hell Just Happened»?
Das Popland Grossbritannien hat sich mit dem ESC in letzter Zeit schwergetan. Als Fixstarter im Final war das Land meist in den hintersten Regionen platziert. Das könnte sich mit dem munteren Song des Frauentrios wieder einmal ändern. Der Song erinnert mit seinen Rhythmuswechseln an die englische Band Last Dinner Party, die im letzten Jahr durchstartete.
2 Punke für Tschechien – Adonxs: «Kiss Kiss Goodbye»
Adam Pavlovčin vertritt Tschechien als Adonxs am ESC. Das X im Künstlernamen drückt die Androgynität aus und Adonxs bezeichnet sich als nonbinär. Interpretation wie Song erinnern an Lieder von Robbie Williams. Keine schlechte Referenz.
1 Punkt für Georgien – Mariam Shengelia: «Freedom»
Stimmgewaltig besingt die 22-jährige Mariam Shengelia im Song «Freedom» das Streben nach Freiheit – in englischer und georgischer Sprache. James Bond persönlich scheint beim Song mitgeschrieben zu haben.
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