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Mountainbike

Silber für Flückiger, Leder für Schurter

Mathias Flückiger verpasst im olympischen Mountainbike-Rennen die angepeilte Goldmedaille, gewinnt aber Silber hinter dem überragenden Briten Thomas Pidcock. Nino Schurter wird Vierter.
Der 21-jährige britische Ausnahmekönner Thomas Pidcock verhindert einen neuerlichen Schweizer Olympiasieg im Mountainbike - und weitere Medaille von Nino Schurter
Bild: KEYSTONE/EPA/CHRISTOPHER JUE

Soll er sich nun freuen über Silber? Oder soll er seinem ersten Impuls folgen und sich über die verpasste Goldmedaille ärgern, die er sich ganz unschweizerisch und unverblümt zum grossen Ziel gesetzt hatte? Mathias Flückiger wusste es kurz nach dem Rennen selber nicht genau. Doch dem 32-jährigen Berner war bewusst: Mit etwas Abstand wird er sich uneingeschränkt über seine erste Olympia-Medaille freuen können. Zu stark war der Sieger in diesem spektakulären, anspruchsvollen Rennen, zu wenig gab es an der eigenen Leistung in der Nachmittagshitze zu bemängeln.

Gegen Tom Pidcock, der sich im Juni noch das Schlüsselbein gebrochen hatte, war am Tag X der Cross-Country-Elite auf der Halbinsel Izu kein Kraut gewachsen. Der Tempoverschärfung des erst 21-jährigen Engländers nach vier von sieben Runden vermochte Flückiger als einziger eine Weile lang einigermassen zu folgen. Im Ziel betrug die Reserve des ersten britischen Mountainbike-Olympiasiegers auf seinen ersten Verfolger 20 Sekunden.

Van der Poels fatale Wissenslücke

Auch Nino Schurter, der im Kampf um Bronze dem Spanier David Valero Serrano um acht Sekunden den Vortritt lassen musste, hatte sich wenig vorzuwerfen. Wie vorgenommen ging der 35-jährige Olympiasieger von 2016 das Rennen aktiv an und mischte er zunächst vorne mit. In Runde 4 musste er zwar Pidcock und Flückiger ziehen lassen, die Bronzemedaille lag aber weiter in Reichweite, insbesondere als der formstarke Tscheche Ondrej Cink an dritter Stelle liegend durch einen Defekt ausschied.

Dass es für die beiden Schweizer Olympia-Trümpfe weit schlimmer hätte kommen können, wurde nicht nur am Beispiel Cink deutlich. Mathieu van der Poel, mit Flückiger der meistgenannte Gold-Anwärter, schied bereits nach weniger als zehn Minuten aus der Entscheidung aus. Der niederländische Vielfahrer, der im Vergleich zur Konkurrenz spät angereist war, stürzte bei einem Sprung spektakulär kopfvoran. Zwar setzte er das Rennen mit einer Minute Rückstand zunächst fort, in Runde 5 gab er aber auf. Er habe diesen Sprung nicht auf dem Schirm gehabt, räumte Van der Poel ein: "Ich konnte die Strecke mit geschlossenen Augen fahren, aber ich wusste nicht, dass sie diese Rampe am Renntag entfernen."

Schurter zieht 2024 in Betracht

Nach dem Rennen überraschte Schurter mit der Aussage, dass es "vielleicht noch nicht das Ende" war für ihn an Olympischen Spielen. 2024 in Paris wäre der Bündner 38-jährig - ein Alter, in dem sein langjähriger französischer Gradmesser Julien Absalon nicht mehr aktiv war. Er mache seine Planung vom weiteren Saisonverlauf abhängig, erklärte der achtfache Weltmeister und 32-fache Weltcupsieger, dessen Medaillensatz an Olympischen Spielen mit Gold 2016, Silber 2012 und Bronze 2008 auch ohne Edelmetall in Tokio komplett ist.

Im Gegensatz zu Schurter steht Tom Pidcock erst am Anfang. Doch ein Sensationssieger ist der bloss 50 kg schwere Nordengländer trotz seines jungen Alters nicht - und das nicht nur, weil ihm das Streckenprofil mit den zahlreichen kurzen, intensiven Anstiegen in die Karten spielte. Pidcocks Palmarès ist schon jetzt ordentlich dekoriert, mit Erfolgen in verschiedenen Disziplinen. Im Radquer gewann er 2020 WM-Silber hinter Van der Poel, auf der Strasse war er 2017 Junioren-Weltmeister im Zeitfahren und triumphierte er in diesem Jahr beim Pfeil von Brabant. Im olympischen Cross-Country der Mountainbiker mischte er nach den Erfolgen auf Nachwuchsstufe auch bei der Elite auf Anhieb vorne mit. (sda)

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