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Sven Schurtenberger gewinnt das Schwyzer Kantonalschwingfest souverän

Die Schwyzer hatten jahrelang eine Vormachtstellung in der Innerschweiz. Nun stecken sie am Kantonalfest in Bennau erneut eine Niederlage ein.

Kurz vor der Mittagspause wurde den Zuschauern in Bennau vor Augen geführt, dass die Schwyzer ihre goldene Ära hinter sich haben. Der Urner Matthias Herger, ein äusserst zäher Mittelschwinger, aber kein Übermensch, bettete Christian Schuler ins Sägemehl. Schuler, einst die unumstrittene Leaderfigur der Innerschweiz, hatte nun zwei Niederlagen und einen Sieg auf dem Notenblatt. Doch nicht nur Schuler war aus dem Rennen, auch die anderen Topathleten der Gastgeber scheiterten im dritten Gang. Andreas Ulrich, Reto Nötzli, Mike Müllestein und Alex Schuler musste alle ein Unentschieden hinnehmen. Sämtliche fünf «Eidgenossen» der Schwyzer waren weg vom Fenster. Vorne sorgten Gäste für die Musik. Sven Schurtenberger führte mit drei Siegen, mit ihm hielt der Glarner Roger Rychen Schritt – ebenfalls mit drei Siegen, aber nicht ganz so guten Noten.

Als 2015 das Potenzial unerschöpflich war

Die Schwyzer mussten eine Blamage befürchten. Das ist darum erstaunlich, weil vor wenigen Jahren noch ihre Gegenspieler die ständigen Verlierer waren. Die Schwyzer diktierten das Geschehen in der Innerschweiz, auf ihrem eigenen Verbandsgebiet hatten Gäste überhaupt nichts zu melden. Nur zweimal reüssierte ein Auswärtiger in den letzten 30 Jahren. 2006 brauchte es gar einen Schwingerkönig, um die Dominanz zu durchbrechen. Jörg Abderhalden gewann das Fest in Rothenthurm. Und im vergangenen Jahr in Sattel hatte der Nidwaldner Marcel Mathis eine seiner Sternstunden und trug den Sieg nach Hause.

Als eindrückliches Beispiel für die Überlegenheit der Schwyzer dient die Schlussrangliste des Kantonalfestes 2015 in Küssnacht. Auf den ersten zwölf (!) Ranglistenpositionen stand ein einziger Gast. Das Fest gewann etwas überraschend Mike Müllestein. Aus heutiger Sicht ist es beinahe absurd, welch starke Mannschaft er hinter sich hatte. Angeführt wurde die Truppe von Martin Grab, Adi Laimbacher und seinem Bruder Philipp. Dahinter standen weitere Eidgenossen wie Andreas Ulrich, Christian Schuler, Bruno und Reto Nötzli. Von dieser Armada an Topschwingern ist vier Jahre später noch ein Rumpfteam übrig geblieben. Adi Laimbacher trat noch in der Saison 2015 zurück. Philipp Laimbacher hörte zwei Jahre später auf. Martin Grab, der in Bennau dem Organisationskomitee angehörte, gab seinen Rücktritt letzte Saison nach nur zwei Kranzfesten. Bruno Nötzli macht nach seinem Kreuzbandriss eine Wettkampfpause in diesem Jahr. Christian Schuler schwingt nicht so, wie er dazu in der Lage wäre, Andreas Ulrich, Reto Nötzli und Mike Müllestein erwischten am Sonntag keinen guten Vormittag. Und Alex Schuler konnte 2016 zwar den Eidgenössischen Kranz gewinnen, doch ein Kranzfestsieger ist er nicht. Nach dem Mittagessen sagte ein Schwyzer auf der Tribüne: «Jetzt müssen sie halt ein paar Jahre unten durch.»

Man hat die Tatsache erkannt, dass diese Schwyzer Mannschaft zurzeit nicht in der Lage ist, einen auswärtigen Sieg zu verhindern. Sven Schurtenberger, der Anführer der Luzerner, schaffte es, sechs Gänge in Folge auf hohem Niveau zu schwingen. Sein Gegner im Schlussgang war der 21-jährige Joel Kessler. Der Schwyzer gewann in seinem Leben bislang einen Kranz. Kessler war der Überraschungsmann, doch ihm fehlte das Format, um Schurtenberger in Verlegenheit zu bringen. Nach rund zwei Minuten siegte Schurtenberger mit innerem Haken. «Ich hatte heute sehr starke Gegner. Am meisten Mühe bereitete mir Dominik Waser», sagte Schurtenberger. Er sorgte für den ersten Luzerner Sieg am Schwyzer Kantonalen seit 1950 und den dritten Gästesieg seit 1989. Bleibt die Schwyzer Gegenwehr so gering, kommen in den nächsten Jahren weitere hinzu.

Der Schlussgang

Sven Schurtenberger gelingen sechs Siege hintereinander. Im Schlussgang besiegt er den 21-jährigen Überraschungsmann Joel Kessler nach rund zwei Minuten mit innerem Haken. Es ist der 5. Kranzfestsieg für den Schwinger aus Buttisholz. Im Siegerinterview sagte Schurtenberger: «Ich hatte heute sehr starke Gegner gehabt. Am meisten Mühe bereitete Dominik Waser im 5. Gang, er schwang sehr defensiv.» Nach 2018 geht der Sieg damit erneut an die Gäste. Im letzten Jahr gewann der Nidwaldner Marcel Mathis in Sattel.

Reto Nötzli und Erich Fankhauser belegen nach ihren Siegen im sechsten Gang den geteilten zweiten Rang. Den dritten Rang teilen sich unter anderem Matthias Herger, Stefan Arnold und Rainer Betschart. Sämtliche zehn Eidgenossen schaffen am Ende den Kranzgewinn.

5. Gang

Sven Schurtenbergers überzeugt weiterhin. Auch mit seinem fünften Gegner bekundet der Luzerner keine Mühe. Er bezwingt Dominik Waser souverän und schafft den Sprung in den Schlussgang. Hinter Schurtenberger nahmen sich die weitere Kandidaten gegenseitig die Punkte weg. Matthias Herger und Erich Fankhauser, die beiden Zweitplatzierten in der Zwischenrangliste, trennen sich Unentschieden. Ebenfalls stellen Benji von Ah und René Suppiger, Stefan Arnold und Michael Gwerder sowie Philipp Schuler und Jonas Brun.

Der auf dem geteilten dritten Rang liegende Joel Kessler kann gegen Stefan Ettlin gewinnen. Damit stösst Kessler auf den zweiten Rang und somit in den Schlussgang vor. Kessler ist 21 Jahre alt und in Siebnen wohnhaft. In seiner Karriere hat er erst einen Kranz gewonnen. Die Punktedifferenz zwischen Kessler und Schurtenberger beträgt 1,25. Das bedeutet: Schurtenberger könnte sogar mit einer Niederlage noch Co-Sieger werden.

Die Zwischenrangliste

  1. Sven Schurtenberger 49.50
  2. Joel Kessler 48.25
  3. a. Franz-Toni Kenel 48.00
    b. Roger Rychen
  4. Roman Zurfluh 47.75

4. Gang

Die beiden Eidgenossen mit drei Siegen werden im vierten Gang gegeneinander eingeteilt. Sven Schurtenberger muss gegen Roger Rychen antreten. Der Luzerner geht angriffig ins Duell und gewinnt schliesslich mit Kreuzgriff. Schurtenberger steht damit mit einem Bein im Schlussgang. Dahinter können auch die Eidgenossen Erich Fankhauser, Benji von Ah und René Suppiger weitere Siege landen.

Die Schwyzer können sich im vierten Gang rehabilitiern. Siege gibt es für Christian Schuler (gegen Robin Durrer), Andreas Ulrich (Jonas Gisler), Reto Nötzli (gegen Lukas Reichmuth), Mike Müllestein (gegen Ueli Zürcher) und Alex Schuler (gegen Fabian Herger).

3. Gang

Die erste Wettkampfhälfte verläuft nicht im Sinne der Schwyzer. Noch vor dem Mittag werden mehrere einheimische Favoriten aus dem Rennen genommen. Christian Schuler verliert im dritten Gang gegen den Urner Matthias Herger. Der Rothenthurmer steht nun bei einem Unentschieden, einem Sieg und einer Niederlage. Mit dem Tagessieg wird der Routinier nichts mehr zu tun haben. Gleich ergeht es den Eidgenossen Andreas Ulrich, Mike Müllestein und Reto Nötzli. Ulrich stellt mit Rainer Betschart, Nötzli mit Dominik Waser, und Müllestein mit Stefan Ettlin. Auch Alex Schuler, ein weiterer Schwyzer, verliert den Anschluss - er stellt mit Roman Zurfluh.

Die Gäste treten nach wie vor selbstbewusst auf. Sven Schurtenberger besiegt Martin Grab, den Sohn des zurückgetretenen Unspunnen-Siegers. Es ist der dritte Sieg für den Luzerner Schurtenberger. Auch der Glarner Roger Rychen hat drei Siege, er bezwingt Michael Gwerder. Erich Fankhauser, Benji von Ah und René Suppiger gehen mit je zwei Siegen und einem Gestellten in die Mittagspause.

2. Gang

Es sind momentan die Gästeschwinger, die für Furore sorgen. Allen voran der Luzerner Sven Schurtenberger, der nun auch den unbequemen Rothenthurmer Philipp Schuler besiegt. Schurtenberger landet den zweiten Sieg und macht sich somit zum Top-Anwärter auf den Titel heute. Ebenfalls auf der Rechnung muss man Roger Rychen haben. Dem Glarner gelingen zwei Siege. Im zweiten Gang bezwingt er Carlo Gwerder.

Zahlreiche Eidgenossen haben nun einen Gestellten und einen Sieg auf dem Konto: Andreas Ulrich (Sieg gegen Adrian Gander), Erich Fankhauser (gegen Ueli Hegner), Benji von Ah (gegen Bruno Schürpf), Reto Nötzli (gegen Peter Gasser), René Suppiger (gegen Christian Gwerder) und Alex Schuler (gegen Marco Thierstein).

Christian Schuler und Mike Müllestein finden nach ihren Startniederlagen in die Spur. Schuler bezwingt Christoph Moos, Müllesteien bekundet mit dem Nordostschweizer Christian Pianta keine Mühe.

1. Gang

Das Schwingfest nimmt nur langsam Fahrt auf. Viele Spitzenschwinger kommen im ersten Gang nicht über ein Unentschieden hinaus. Von den 10 angetretenen Eidgenossen können nur der Luzerner Sven Schurtenberger und der Nordostschweizer Gast Roger Rychen einen Sieg landen. Schurtenberger bettet Routinier Christian Schuler ins Sägemehl, Rychen gewinnt gegen Mike Müllestein. Zwei frühere Festsieger starten somit schlecht in den Tag. Schuler gewann 2010 und 2011, Müllestein holte den Titel 2015.

Auch andere Mitfaovriten lassen bereits Punkte liegen. Erich Fankhauser stellt mit Andreas Ulrich, Benji von Ah mit Reto Nötzli, und René Suppiger mit Alex Schuler. Um die 250 Schwinger bestreiten heute das 96. Schwyzer Kantonale, der Schlussgang findet zirka um 17 Uhr statt.

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