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Fussball

Meister Petz hat wieder Hunger

Die Schweiz bereitet sich auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Lettland vor. Der Hunger sei wieder da, sagt Trainer Vladimir Petkovic. Wenn er nur im Vorfeld nicht immer Xherdan Shaqiri verteidigen müsste.
Ausflug in die Tierwelt: Nationaltrainer Vladimir Pet(z)kovic. Bild: Urs Lindt/Freshfocus (Lausanne, 21. März 2017)

Christian Brägger, Lausanne

Vladimir Petkovic spricht gern in Bildern, seit er der Nationaltrainer der Schweiz ist. Insbesondere seit vergangenem Spätherbst, als sich seine Mannschaft, wie er sagt, wohlig wie ein Bär in den Winterschlaf verabschiedete – notabene nach dem 2:0 gegen die Färöer mit dem Punktemaximum in der WM-Qualifikation. In diesen bildlichen Vergleichen umgeht Petkovic die sprachlichen Unebenheiten, die es zwischen ihm, dem in Sarajevo Geborenen, und der deutschen Sprache gibt, vermutlich am besten. Auch die neuste Bildsprache, die er gestern an der Pressekonferenz verwendete, war deutlich, und vor allem knüpfte sie an die alte an: Meister Petz, also sein Team, hat jetzt wieder Hunger. Petkovic sagte: «Der Bär hat gut geschlafen, weil er einen vollen Bauch hatte. 

Aber jetzt ist der Winterschlaf beendet, der Bär ist aufgewacht. Um zu essen, braucht er die nächsten drei Punkte.» Entsprechend hielt Petkovic eine Illustration hoch, die er seinen Spielern wohl schon mehrmals präsentiert hatte: ein brüllender Bär, dazu eine Schweizer Bowlingkugel, die Kegel der WM-Qualifikationsgegner Portugal, Lettland, Färöer, Ungarn und Andorra aus dem Weg räumend.

Es geht bei drei weiter, nicht bei eins

Über vier Monate ist es nun her, seit sich die Nationalmannschaft letztmals gesehen hat. Ursprünglich dachte der Trainer, er werde seine Arbeit auf einer Eins weiterführen können, doch gestern sagte er: «Wir sind bei plus drei oder vier. Die Stimmung im Team ist gut, die Spieler waren sofort präsent.» Dennoch sind die Wochen und Monate nicht spurlos an den Schweizern vorbeigegangen, es gab Probleme in den Vereinen, evoziert durch Verletzungen, Trainerwechsel oder Sperren nach roten Karten. «Teilweise hat sich in den Clubs die Dynamik verändert, aber ich lasse meine Spieler nicht im Stich. Sie haben mich auch nie enttäuscht», sagte Petkovic. Vor allem blieb er seiner Linie treu und forderte bereits, was er von dieser Schweizer Mannschaft seit zweieinhalb Jahren als Nationaltrainer fordert: «Wir wollen gegen Lettland das Spiel machen, wir wollen gewinnen, weil wir auch weiterhin alle Fäden in der Hand haben wollen.»

Nicht mehr alle Fäden in der Hand scheint Petkovic bei Xherdan Shaqiri zu haben nach dessen zirka zehnten muskulären Blessur der vergangenen drei Jahre. Irgendwie macht es gar den Anschein, dass längst Shaqiris Körper die Kontrolle übernommen hat. Petkovic sagte: «Er hat sich bis jetzt gut präsentiert. Doch auch er muss mich überzeugen für die Startformation.» Der Nationaltrainer verwies darauf, dass es durchaus ratsam sein könnte, wenn Shaqiri gemeinsam mit seinem Arbeitgeber Stoke und der Familie, dem «Shaqiri-Clan», zusammensitzen würde. «Grundsätzlich ist seine Entwicklung normal: Er hat viel gewechselt, drei Teams in drei Jahren, das ist nicht so einfach zu verdauen.» Nur, ist Shaqiri überhaupt bereit, Ratschläge, die aus dem Kreis der Nationalmannschaft kommen, aufzunehmen? Petkovic meint: «Er muss sich mit sich beschäftigen. Wer top sein will, muss professionell sein. Aber ich überprüfe nicht, ob er um Mitternacht Stretching macht oder ob er Popcorn oder Hackfleisch isst.»

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