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EVZ-Goalie Leonardo Genoni ist vom OYM beeindruckt: «Das Potenzial des Gebäudes ist enorm»

Leonardo Genoni – Eishockey-Goalie des EV Zug – sieht die derzeitig schwierige Situation für sich als Chance.
Nach dem Morgentraining im OYM: Leonardo Genoni verstaut sein Material im Kofferraum. (Bild: Stefan Kaiser (Cham, 20. Mai 2020))
Stolz, hier trainieren zu dürfen: Leonardo Genoni vor dem neuen Spitzensportzentrum. (Bild: Stefan Kaiser)

René Barmettler

René Barmettler

Leonardo Genoni ist sich gewohnt, dass für ihn eine Saison länger dauert als für andere Eishockeyprofis. Manchmal auch viel länger. Das ist seinen persönlichen Erfolgen geschuldet, feierte er doch mit dem HC Davos und dem SC Bern insgesamt fünf Schweizer-Meister-Titel. Ausserdem nahm er an fünf Weltmeisterschaften teil, wobei er seine Karriere 2018 mit der Silbermedaille in Kopenhagen krönen konnte.

Nun ist alles anders. Die nationale Meisterschaft wurde nach 50 Spielen abgebrochen, die WM im eigenen Land fiel aus – ein Drama. Auch für das Schweizer Fernsehen: Es muss nun die Lücken füllen, die die fehlenden Live-Sportübertragungen hinterlassen. Deshalb zeigt es während dieser Tage zu besten Sendezeiten legendäre WM-Spiele. Am letzten Mittwoch wurde auch Genoni von zu Hause aus ins Fernsehstudio zugeschaltet. Es ging um das Halbfinalspiel 2018 in Kopenhagen gegen Kanada. Der überragende Genoni stoppte in dieser kapitalen Partie 43 Schüsse und hielt den 3:2-Sieg für die Schweizer Nationalmannschaft fest. «Solche Spiele anzuschauen ist mich auch eine Zeitfrage, es sind aber schöne Erinnerungen mit dabei», beantwortete er die Frage, ob er sich solche Momente oft nochmals zu Gemüte führe.

Jogging, Homeschooling und Gartenarbeiten

Dem aktuell Verpassten nachzutrauern ist nicht das Ding des bald 33-jährigen Routiniers. Kein Jammern über den womöglich verpassten Meistertitel mit dem EVZ, kein Werweissen, was er wohl mit dem Schweizer Nationalteam an der Heim-WM hätte erreichen können. «Ich bin einer, der vorwärts schaut und im Moment lebt», sagt er von sich.

«Ich sehe die jetzige Situation für mich als Chance.»

Er nutzte die frei gewordene Zeit, um «in den Aufbau meiner Zukunft zu investieren, um an meinen Schwächen und Stärken zu arbeiten». Rannte er zu Beginn des Stillstandes durch die Wälder, verlegte er seine Tätigkeiten in die eigenen vier Wände und rackerte sich ab, was das nach Hause mitgegebene Trainingsprogramm alles hergab.

Auch freute er sich über das zusätzlich gewonnene Familiendasein. «Ich verrichtete Gartenarbeiten und hatte mehr Zeit, mit den Kindern zu spielen.» Auch mit Homeschooling durfte er sich beschäftigen, das älteste seiner drei Kinder ist sieben Jahre alt und konnte auf väterliche Unterstützung zählen. «Jetzt kann ich mit dem Schulstoff noch mithalten», scherzt er, «es ist aber alles gut gelaufen.»

Trainings in Dreiergruppen bereits um 7.30 Uhr

Vor zwei Wochen erfolgte der Trainingsauftakt mit der Mannschaft. Die EVZ-Teams der National und Swiss League zogen in das neu eröffnete Spitzensportzentrum OYM in Cham ein. Leonardo Genoni war mächtig beeindruckt. «Es ist extrem gross. Ich habe im Vorfeld der Realisierung viel gehört, dass das OYM eine Chance für die Zukunft des EVZ sein kann. Nun habe ich realisiert: Das Potenzial des Gebäudes ist enorm. Ich bin stolz, hier trainieren zu dürfen.» Das ist derzeit nur unter Auflagen möglich. Die Spieler dürfen nur in Dreiergruppen und zeitlich gestaffelt die Anlage benutzen. Die erste hat deshalb bereits um 7.30 Uhr zur ersten von zwei Tageseinheiten anzutreten. «Beim Heimtraining kam ich wegen fehlender Geräte an meine Grenzen», zeigt sich Genoni froh darum, wieder mit der Mannschaft trainieren zu können.

Noch dauert es fast vier Monate, ehe der Meisterschaftsbetrieb wohl wieder Fahrt aufnehmen kann. Mit oder ohne Zuschauer, das ist derzeit noch nicht abzusehen. «Mit dem Thema Geisterspiele habe ich mich noch nicht befasst. Aber wir alle hoffen, dass dann wieder Zuschauer zugelassen sein werden. Das Publikum ist sehr wichtig, nicht nur für unseren Sport.» Für die Clubs sind offene Stadien finanziell matchentscheidend. Wie der EV Zug letzten Mittwoch bekanntgab, wird er im Schnitt 30 Prozent der Juni-, Juli- und Augustlöhne aller Profis und Mitgliedern der Geschäftsleitung zurückbehalten und zu einem späteren Termin auszahlen. Für Genoni kein Problem: «Es geschah auf freiwilliger Basis und deshalb bin ich froh, dass alle dieser Massnahme zugestimmt haben. Lieber jetzt, als wenn es zu spät wäre.» Und weiter:

«Der EVZ hat gegenüber uns sehr offen kommuniziert.»

Es gehe jetzt um die Zukunft des EV Zug. Ungewohnte Zeiten erfordern ungewöhnliche Massnahmen. Leonardo Genoni trägt diese mit Fassung und betont, wie wichtig es sei, nun zuallererst an den Club zu denken.

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