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WM19

Viertelfinals als Minimalziel der Schweiz

Vor einem Jahr verpasste die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft den Weltmeistertitel ganz knapp. Nun gilt es, diese Leistung in der Slowakei zu bestätigen.
Patrick Fischer will WM-Silber von 2018 mit dem Eishockey-Nationalteam an der WM 2019 in der Slowakei bestätigen
Bild: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Ein Scheitern in der Vorrunde wäre eine herbe Enttäuschung.

2013 in Stockholm hatten die Schweizer ebenfalls WM-Silber geholt. Im Jahr darauf in Minsk starteten sie mit drei Niederlagen ins Turnier und belegten lediglich Platz 10. In Bratislava wird sich zeigen, ob das Team von Trainer Patrick Fischer den nächsten Schritt im Prozess vollzieht, ob es mit dem erhöhten Druck umzugehen vermag. Schliesslich ist der Fokus nach vorne gerichtet, wollen sich die in der Weltrangliste im 7. Rang platzierten Schweizer von den dahinter klassierten Mannschaften absetzen.

Die besten sechs Länder zeichnet die Konstanz aus: Seit 1992, seitdem die A-Gruppe aus mindestens zwölf Mannschaften (aktuell 16) besteht, gab es bloss fünf Weltmeisterschaften, in denen eine Top-6-Nation ausserhalb der ersten acht Plätze rangiert war - die USA 1998 (12.), 2003 (13.) und 2010 (13.) sowie Russland 2000 (11.) und 2004 (10.). Insofern ist für die Schweizer die Qualifikation für die Viertelfinals quasi ein Muss. Ausserdem hätten sie damit das Ticket für die Olympischen Winterspielen 2022 gelöst. Die ersten acht Teams der Weltrangliste nach der WM in der Slowakei sind in Peking sicher dabei. Diesbezüglich ist die Ausgangslage jedoch ohnehin gut, da der Vorsprung auf die neuntklassierten Norweger beruhigende 320 Punkte beträgt.

Die Erwartungserhaltung in der Schweiz ist gross. Der nach dem Turnier scheidende Nationalteam-Direktor von Swiss Ice Hockey, Raeto Raffainer, spürt eine enorme Euphorie rund um das Nationalteam. In Gesprächen mit Fans hört er immer wieder: "Sehen wir uns in der Finalrunde." Da merke er, dass diese plötzlich eine Selbstverständlichkeit sein solle. Sie seien sich jedoch bewusst, wie schwierig die WM werde. "Nur schon die Viertelfinals zu erreichen ist alles andere als ein Selbstläufer", betonte Raffainer.

Dem ist zwar nicht zu widersprechen. Allerdings sind die Fortschritte unter Fischer offensichtlich. Die Schweizer verfügen mittlerweile über die Fähigkeit, gegen auf dem Papier schwächere Equipen zu dominieren und auch mit Top-Mannschaften spielerisch mitzuhalten. Das hat damit zu tun, dass die Breite an valablen Spielern grösser geworden ist, was die Nicht-Nomination von Denis Hollenstein unterstreicht. Der Stürmer der ZSC Lions war in den letzten Jahren eine feste Grösse im Nationalteam. Jetzt ist er dem letzten Cut zum Opfer gefallen.

Fünf Neulinge

Von den letztjährigen WM-Silbermedaillengewinnern nominierte Fischer 14 auch für Bratislava. Dazu könnte noch NHL-Stürmer Sven Andrighetto kommen, da die Colorado Avalanche in der Nacht auf Donnerstag das entscheidende siebente Spiel der Viertelfinal-Serie gegen die San Jose Sharks 2:3 verloren. Neben den Arrivierten setzt Fischer auf fünf WM-Neulinge, unter ihnen auf den 18-jährigen Verteidiger Janis Moser und den 19-jährigen Center Philipp Kuraschew.

"Wir sind sicher nicht die grösste Mannschaft, aber schnell und trickreich", sagte Fischer. "Ich bin sehr zufrieden. Wir verfügen über drei Top-Goalies, die Verteidiger haben die Fähigkeit, einen guten ersten Pass zu schlagen, was für uns wichtig ist, und vorne haben wir viele Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Die fehlenden Kilos müssen wir mit Schlauheit und Geschicklichkeit wettmachen."

Erster Gegner ist am Samstag Italien. Somit treffen die Schweizer zum fünften Mal hintereinander zum Auftakt auf einen der beiden Aufsteiger. In den letzten vier Jahren gelang es ihnen nie, die volle Punktzahl zu holen - 2015 gegen Österreich (3:4 n.P.) und 2016 gegen Kasachstan (2:3 n.P.) setzte es gar Niederlagen ab. Die Schweizer sind also gewarnt. Danach bekommen sie es mit Lettland (Sonntag), Österreich (Dienstag) und Norwegen (Mittwoch) zu tun, also mit tiefer eingestuften Teams. Der Start wird also von enormer Wichtigkeit sein.

Nr. Name Pos Klub Jahrgang Länderspiele Grossanlässe
20 Reto Berra T Fribourg-Gottéron 1987 86 6 WM/1 OS
29 Robert Mayer T Genève-Servette 1989 24 2 WM
60 Leonardo Genoni T Bern 1987 85 5 WM/1 OS
6 Yannick Weber V Nashville Predators/NHL 1988 39 3 WM/2 OS
16 Raphael Diaz V Zug 1986 112 6 WM/3 OS
38 Lukas Frick V Lausanne 1994 39 1 WM
45 Michael Fora V Ambri-Piotta 1995 31 1 WM
55 Romain Loeffel V Lugano 1991 78 2 WM/1 OS
76 Joël Genazzi V Lausanne 1988 59 2 WM
86 Janis Moser V Biel 2000 6 Debütant
90 Roman Josi V Nashville Predators/NHL 1990 68 7 WM/1 OS
8 Vincent Praplan S Springfield Thunderbirds/AHL 1994 40 1 WM/1 OS
10 Andres Ambühl S Davos 1983 255 14 WM/4 OS
13 Nico Hischier S New Jersey Devils/NHL 1999 4 Debütant
15 Gregory Hofmann S Lugano 1992 56 2 WM/1 OS
21 Kevin Fiala S Minnesota Wild/NHL 1996 26 3 WM
23 Philipp Kuraschew S Québec Remparts/QMJHL 1999 4 Debütant
33 Alessio Bertaggia S Lugano 1993 9 Debütant
46 Noah Rod S Genève-Servette 1996 31 1 WM
60 Tristan Scherwey S Bern 1991 52 1 WM/1 OS
64 Christoph Bertschy S Lausanne 1994 19 Debütant
79 Damien Riat S Biel 1997 28 1 WM
82 Simon Moser S Bern 1989 103 6 WM/2 OS
92 Gaëtan Haas S Bern 1992 65 3 WM/1 OS
93 Lino Martschini S Zug 1993 43 1 WM

KURZFASSUNG (alphabetisch geordnet):

Torhüter (3): Reto Berra (Fribourg-Gottéron), Leonardo Genoni (Bern), Robert Mayer (Genève-Servette). - Verteidigung (8): Raphael Diaz (Zug), Michael Fora (Ambri-Piotta), Lukas Frick (Lausanne), Joël Genazzi (Lausanne), Roman Josi (Nashville Predators/NHL), Romain Loeffel (Lugano), Janis Moser (Biel), Yannick Weber (Nashville Predators/NHL). - Sturm (14): Andres Ambühl (Davos), Alessio Bertaggia (Lugano), Christoph Bertschy (Lausanne), Kevin Fiala (Minnesota Wild/NHL), Gaëtan Haas (Bern), Nico Hischier (New Jersey Devils/NHL), Grégory Hofmann (Lugano), Philipp Kuraschew (Québec Remparts/QMJHL), Lino Martschini (Zug), Simon Moser (Bern), Vincent Praplan (Springfield Thunderbirds/AHL), Damien Riat (Biel), Noah Rod (Genève-Servette), Tristan Scherwey (Bern). - Coach: Patrick Fischer. - Assistenten: Tommy Albelin, Christian Wohlwend. (sda)

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