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Sport

Der Zuger Jungsegler Damian Berther hat grosse Ambitionen – trotz Nachteilen beim Gewicht

Damian Berther (12) gehört zu den besten Nachwuchsseglern in der Schweiz. Nun peilt er eine WM-Teilnahme an.
Damian Berther gehört zu den besten Nachwuchsseglern in der Schweiz. (Bild: Urs Hanhart (Sisikon, 14.November 2020))

Urs Hanhart

Es ist ein wunderschöner Novembertag mit glasklarer Sicht auf die Berge. Damian Berther nutzt die Gelegenheit, lässt seine 2,30 Meter lange, 1,13 Meter breite und nur 45 Kilogramm wiegende Optimist-Jolle mit einem Tiefgang von 65 Zentimetern im Hafen von Sisikon vom Anhänger zu Wasser und zieht auf dem Urnersee einige Schlaufen.

Dabei zeigt er blitzschnelle, spektakuläre Wendemanöver, bei denen sein kleines Boot zum Teil atemberaubende Schräglagen erreicht. Er hechtet richtiggehend unter dem eine Fläche von 3,5 Quadratmeter aufweisenden Segel hindurch, um die Halsen möglichst schnell zu vollziehen.

«Diesmal ist es nicht optimal zum Segeln. Es hat nur wenig Wind», erklärt der zwölfjährige Zuger aus Cham-Hagendorn, der für den Dirt Regatta Club Sisikon segelt.

Und er weiss, wovon er spricht, ist er doch trotz seines jungen Alters bereits ein Könner seines Fachs. An der Ende Oktober vor Portoroz an der slowenischen Adria ausgetragenen Optimist-EM erkämpfte er sich unter 269 Teilnehmern aus 34 Nationen als bester Schweizer den hervorragenden 8. Schlussrang. In der Teamwertung resultierte gar – vor allem dank seiner Topleistung – der dritte Platz für die Schweiz.

Training hauptsächlich auf dem Urnersee

Damit feierte er den bisher grössten Erfolg in seiner Karriere. «Die EM war eine tolle Erfahrung für mich, auch wenn der letzte Finaltag aufgrund der Coronapandemie abgesagt werden musste. Der Event war sehr gut organisiert und es herrschte eine super Stimmung», sagt der Jungspund, und er fügt noch an:

«Eigentlich hatte ich mir eine Top-30-Platzierung vorgenommen. Diese Zielsetzung konnte ich bei weitem übertreffen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Resultat.»

Berther begann bereits im Alter von acht Jahren mit dem Segelsport. Zum Einstieg motivierte und inspirierte ihn sein um zwei Jahre älterer Bruder Samuel, der schon etwas früher mit dem Seglervirus «infiziert» worden war. Die Eltern der Berther-Brothers mit Wurzeln in der Surselva hatten vorher mit Segeln nichts am Hut. Es gibt keine Segeltradition in der Familie. «An dieser Sportart fasziniert mich die Auseinandersetzung und der Kampf mit den Naturelementen. Das ist eine grosse Herausforderung. Zudem muss man körperlich fit sein und auch die Taktik spielt eine grosse Rolle», verrät der Absolvent einer Sportklasse in Cham.

Berther investiert viel Zeit und Energie ins Training, um sich kontinuierlich zu verbessern. «Normalerweise bin ich von März bis September fast jedes Wochenende auf dem Wasser, entweder an Regatten oder zu Trainingszwecken. Ab und zu gibt es im Winter auch Trainingslager im Ausland», erklärt er und ergänzt: «Ich mache viel Krafttraining und gehe regelmässig Joggen und Velofahren.» Die Segeltrainings absolviert der Nachwuchscrack grösstenteils auf dem Urnersee und nur selten auf dem Zugersee. Seine Begründung: «Auf dem Urnersee hat es fast immer gute Winde. Ausserdem gefällt mir auch die eindrückliche Bergwelt sehr gut.» Der Jungsegler ist in seiner Freizeit auch sonst häufig im Kanton Uri anzutreffen. Im Winter geht er zusammen mit seiner Familie des Öfteren im Oberland Skifahren, eines seiner liebsten Hobbys nebst dem Segeln.

In diesem Jahr musste Berther sein Renn- und auch Trainingsprogramm aufgrund der Coronapandemie allerdings stark reduzieren. Während der Saison konnte er nur gerade drei Regatten bestreiten, weil viele Events abgesagt wurden.

Als Fliegengewicht Vorteile bei Leichtwinden

Der junge Cham-Hagendorner bringt bei einer Körpergrösse von 1,55 Metern nur 36 Kilogramm auf die Waage. Das hat Vor- und Nachteile, wie er erklärt:

«Leichtwinde liegen mir sehr gut und auch mittlere Windstärken noch recht gut. Aber bei starken Winden ist es schwierig für mich, den schwereren Konkurrenten Paroli zu bieten, weil es mir im Vergleich an Gewicht und Kraft fehlt.»

Nach seinem sensationellen Abschneiden an der EM nimmt Berther bereits sein nächstes ganz grosses Ziel ins Visier. Dazu verrät er: «Ich möchte mich im nächsten Jahr für die Optimist-WM in Riva del Garda qualifizieren. Das dürfte jedoch ein schwieriges Unterfangen werden, weil für die Schweiz nur fünf Segler starten dürfen. Die interne Konkurrenz ist sehr stark, und es ist dadurch sehr schwierig, sich einen Platz im Team zu erkämpfen.»

Die Optimist ist eine kleine und leichte Einsteigerjolle für Kinder und Jugendliche bis etwa 15 Jahre. Dem EM-Achten bleibt also noch Zeit, seine Möglichkeiten in dieser Klasse auszureizen. Danach will er voraussichtlich auf die 420er-Segeljolle umsteigen. Dass es Berther bereits in jungen Jahren weit gebracht hat, liegt nicht zuletzt am Umfeld. «Meine Eltern fördern und unterstützen uns, so gut sie können. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar. Zudem haben wir im Segelklub und auch bei Swiss Sailing sehr gute Trainer, die uns weiterbringen», so der talentierte Zuger.

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