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Sport

Der falsche Sommer für ein Volksfest: Das Eidgenössische Schützenfest wird um ein Jahr verschoben

Vom 12. Juni bis zum 12. Juli 2020 hätte in Luzern das Eidgenössische Schützenfest stattgefunden. Nun wird der grösste Sportanlass der Schweiz auf 2021 verlegt.
Ein Bild des Festakts vom eidgenössischen Jugendschützenfest vom vergangenen Jahr. (Andrea Stalder)
Paul Winiker, OK-Präsident des ESF. (Jakob Ineichen)

Claudio Zanini und Philipp Zurfluh

Claudio Zanini und Philipp Zurfluh

Seit zwei Wochen treiben die Verantwortlichen des Eidgenössischen Schützenfests (ESF) die immer gleichen Fragen herum: Ist die Coronakrise bis am 12. Juni überstanden? Und wenn sie überstanden wäre: Hätte man direkt nach der Krise Lust auf ein ausgiebiges Volksfest mit 100 000 Besuchern?

Das Organisationskomitee des ESF und der Schweizer Schiesssportverband (SSV) kamen schliesslich gemeinsam zum Schluss, dass der Sommer 2020 mit seiner schwermütigen Vorgeschichte nicht der Schauplatz für den grössten Schweizer Sportanlass sein kann. Deswegen halten sie nicht am bisherigen Termin (12. Juni bis 12. Juli) fest. Sie entschieden sich, das Ganze um ein Jahr zu verschieben. Neu wird das Eidgenössische Schützenfest zwischen dem 10. Juni und dem 11. Juli 2021 durchgeführt.

Fragezeichen bei den Standorten

OK-Präsident Paul Winiker, besser bekannt als Regierungspräsident des Kantons Luzern, spricht von einem «notwendigen Entscheid». Man könne in diesem Sommer nicht ein Volksfest veranstalten, sagt er.

«Der Wirtschaft geht es nicht gut, viele Leute haben Sorgen. Wir müssen nach der Krisenzeit alle zuerst wieder auf die Beine kommen, bevor wir ein solches Fest veranstalten können.»

Mit finanziellen Einbussen müssen auch die Luzerner Veranstalter rechnen. Winiker geht von Verschiebungskosten von mehreren 100'000 Franken aus. Viele der Planungsarbeiten, die seit vier Jahren im Gang sind, müssen nochmals in die Hände genommen werden. Noch ist unklar, ob an allen bisherigen Standorten auch 2021 geschossen und gefeiert werden kann. Das Zentrum des Festes wäre Emmen gewesen, die Wettkämpfe hätten in zehn verschiedenen Schiessanlagen des Kantons stattgefunden.

Der Anlass operiert mit einem Budget von rund 13 Millionen Franken. Ein grosser Teil wird von den Schützen getragen, der Rest kommt von Sponsoren. Die Luzerner Veranstalter hoffen darauf, dass die Unternehmungen angesichts der wirtschaftlichen Lage nun nicht abspringen. «Die Verschiebung ist mit einem erheblichen Risiko verbunden, vor allem wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit. Wir werden bescheiden planen und nicht mit der grossen Kelle anrühren», sagt Winiker.

Verständnis bei den Schützen

30'000 Schützen hatten sich für Luzern bereits angemeldet, insgesamt 40'000 hätte man erwartet. Die Zentralschweizer Sportschützen reagieren mit Verständnis auf die Absage. Verbandspräsident Marcel Huber sagt, die Verschiebung sei das einzig Richtige. «Klar ist die Enttäuschung da. Da aber das Fest nur alle fünf Jahre stattfindet, ist es kein Problem, dass das Fest erst 2021 durchgeführt wird.»

Der Grossanlass ist in der Schweiz mit viel Bedeutung aufgeladen. Seit 1824 werden Eidgenössische Schützenfeste veranstaltet. Luzern war schon fünfmal Austragungsort, zum letzten Mal 1979. Paul Winiker, der den Grad eines Oberstleutnants hat und bestens mit Sturmgewehr und Pistole vertraut ist, spricht von einer «uralten Tradition». Die Tradition muss nun 2021 weitergeführt werden. Winiker sagt: «Dann erst recht.»

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