Im «Boten der Urschweiz» vom 16. September werden die Ergebnisse einer Studie des Beratungsbüros BSS wiedergegeben. Die Quintessenz der Erhebung lautet: Von der Abschaffung der Eigenmietwertbesteuerung profitieren drei Viertel der selbstnutzenden Wohneigentümerinnen und -eigentümer, während alle Mieterinnen und Mieter sowie ein Viertel der Hauseigentümer verlieren. Dieses durchaus plausible Resultat passt natürlich dem Schweizerischen Hauseigentümerverband gar nicht, weil er den Mietervergleich wohl wissend ausblendet. So kann man die selbstnutzenden Wohneigentümerinnen und -eigentümer (zu denen auch der Schreibende gehört) auf der Verliererseite positionieren. Denn sie haben angeblich bisher jährlich 1,8 Milliarden Franken mehr an Steuern entrichtet als die Mieterinnen und Mieter. Entsprechend würden sie bei einer Annahme des Systemwechsels – im momentanen Tiefzinsumfeld – in dieser Grössenordnung steuerlich entlastet.
Dabei wird freilich übersehen, dass die Wohnungsmieterinnen und -mieter ihre Mietzinsen nicht vom steuerbaren Einkommen absetzen können, weil es sich um Lebenshaltungskosten handelt. Sie müssen mithin ihr Wohnbedürfnis aus versteuertem Einkommen befriedigen. Das Steuersubstrat, das infolge des Abzugsverbots von Mietzinsen generiert wird, dürfte rund das Dreifache von 1,8 Milliarden Franken ausmachen. Damit ist die Bevorzugung des selbstgenutzten Wohneigentums gegenüber dem Mietverhältnis offensichtlich. Dies ist der tiefere Grund für eine Besteuerung des Eigenmietwerts: Auch Wohneigentümerinnen und -eigentümer sollen ihr Wohnbedürfnis (weitgehend) aus versteuerten Mitteln finanzieren, indem sie ein echtes Naturaleinkommen teilweise deklarieren müssen. Es handelt sich dabei weder um «eine absurde, ungerechte Steuer auf einen fiktiven Eigenmietwert», noch ist sie die Ursache für die hohe Schuldenlast der Privathaushalte. Auch wenn man solch wirre Behauptungen der Bevölkerung dank millionenschwerer Werbewalze fortlaufend aufschwatzt, haben viele Bürgerinnen und Bürger die Verschleierungstaktik längst durchschaut.