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Eingesandt:  Leserbrief

Nicht alles kann delegiert werden

Zum Artikel «St. Anna: Suche nach Schuldigen läuft»

Und was ist, wenn dann der oder die Schuldige gefunden wird? Die Welt ist zurzeit Anschauungsbeispiel, was passiert, wenn jeder mit dem Zeigefinger auf den anderen deutet. Wer mit ausgestrecktem Zeigefinger auf jemand anderen zeigt, sieht drei Finger derselben Hand auf sich zurück zeigend ...

In hierarchischen Systemen hat immer die oberste Etage die Gesamtverantwortung. Dafür wird sie auch bezahlt. In einer AG ist dies zum Beispiel der Verwaltungsrat, der sich für die Oberverantwortung, wohin sich ein Unternehmen entwickelt, verantwortlich zeichnet. Wenn eine Institution eine «unfähige» Geschäftsleitung installiert, dann hat das weniger mit der Geschäftsleitung selbst als vielmehr mit den für die Auswahl zuständigen Gremien zu tun.

In solchen Fällen stellen sich dann Fragen wie: Was waren Beweg-, Entscheidungsgründe, solche «Unfähigen» für anspruchsvolle Jobs einzustellen? Wurden Schwachstellen bewusst/unbewusst «ausser Acht gelassen» (siehe Staatssekretariat für Sicherheit)? Letztlich ist es so, dass der Mensch alles aus Fehlern lernt. Ohne Fehler keine Weiterentwicklung. Dort, wo heute keine Fehler mehr passieren (dürfen), ist der erste Schritt in den Untergang eingeleitet.

Innovation setzt Trial und Error voraus. Thomas Edison, Erfinder der Glühbirne, hat gesagt: «Ich kenne jetzt mehr als 10 000 nicht funktionierende Wege, eine Glühbirne herzustellen.» Ich gehe davon aus, dass er nicht 10 000-mal die gleichen Fehler gemacht hat, sondern sein Projekt ständig verändert, optimiert hat, bis dass dann das Licht endlich anging. Etwas mehr «Experimententum» denn Fehlerverhinderungskultur wären in den Institutionen förderlich. Wenn Beschäftige sich aber als «lernunfähig» auszeichnen (immer gleiche Fehler), gehört das von den Verantwortlichen korrigiert – auch wenn solche Entscheide vielleicht dem eigenen Ego entgegenlaufen.

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