Der Vorsitzende der wählerstärksten Partei der Schweiz irritiert mit seinen Aussagen im «Bote»-Interview vom 12. März. Weil die Ukraine einen Krieg gegen die Atommacht Russland nicht gewinnen könne, erwartet er vom angegriffenen Staat die Bereitschaft zum Frieden. Der «Friede», welcher aktuell zur Diskussion steht, besteht allerdings in einer vollständigen Unterwerfung der Ukraine (grosse Gebietsabtretungen, Installation einer russlandfreundlichen Marionettenregierung, Ausbeutung von Bodenschätzen durch die USA).
Selenski, die ukrainische Armee und das ukrainische Volk verteidigen seit drei Jahren unter grossen Opfern ihr souveränes Heimatland. Dass die Ukrainer einem so einseitigen Friedensdiktat nicht zustimmen können, sollte jedem verständlich sein, welcher zur Verteidigung seiner Heimat auch einmal die Hellebarde zur Hand nimmt.
Im gleichen Interview fordert der SVP-Präsident die Verstärkung der schweizerischen Verteidigungsanstrengungen. Jegliche Form von Annäherung an benachbarte, befreundete Staatswesen wird dabei ausgeschlossen. Auch mit einer Verzehnfachung des Armeebudgets werden wir jedoch nie in der Lage sein, allein gegen eine Atommacht militärisch zu bestehen. Ohne Zusammenarbeit mit europäischen Partnerstaaten wird es kaum gehen. Es sei denn, man nehme zum Vornherein die Unterwerfung unter einen Aggressor in Kauf.
Eine Friedenslösung im Ukrainekrieg ist übrigens sehr schnell möglich, wenn der kriegsverbrecherische Angreifer sich auf sein Territorium zurückzieht. Das hätte sofort zur Folge, dass Zehntausende von ukrainischen Kriegsflüchtlingen in ihre Heimat zurückkehren würden, was sicher auch im Interesse der SVP wäre. Vielleicht können einige der zahlreichen Putin-Freunde im Land ihr Idol dahingehend beeinflussen.
 
  