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Eingesandt:  Leserbrief

Grossvater-Erinnerungen

Zum Forum «Ukraine-Krieg: Warum nehmen wir die Verschärfung schulterzuckend hin?» von Hugo Triner

Kuba-Krise im Jahr 1962: Als damals 16-Jähriger hatte ich eine Riesenangst, als ein Nuklearkrieg zwischen den USA und der UdSSR drohte. Ich hatte viel über die Hiroshima-Atombombe gelesen. Mittels Seeblockade stoppte US-Präsident Kennedy die russische Flotte, welche eine Militärbasis im USA-benachbarten Kuba samt Atomsprengköpfen aufbaute. Präsident Kennedy erwirkte Gespräche zwischen den USA und der UdSSR. Verhandlungen und Entgegenkommen waren plötzlich möglich. Russlands Staatschef Michail Gorbatschow vertraute Jahre später den USA und Europa (irrtümlicherweise?) so fest, dass er den Warschauer Verteidigungspakt aufhob. Das Ende des Kalten Krieges, glaubte Gorbatschow – und ich gerne auch. Aber es sollte nicht sein. Die Entmilitarisierung der gefürchteten Warschauer-Pakt-Staaten bewirkte, dass die Westgrenze von Russland nahtlos mit Nato-Truppen und deren Waffen «nachgefüllt» wurde, anstelle einer entmilitarisierten Zone.

Die Russen waren total enttäuscht über die Osterweiterung der Nato und reagierten entsprechend aggressiv. Überlegung: War dies das «Sprungbrett» für den Krieg in der Ukraine? Verhandlungen wie damals bei Kennedy waren für den Westen viel zu lange tabu. Der damalige UdSSR-Staatschef Michail Gorbatschow, welcher den West-Ost-Frieden (auch den Fall der Berliner Mauer) ermöglicht hatte, beklagte sich an Weihnachten 2021 besonders über die Amerikaner, aber auch über die Nato und war bitter enttäuscht: Der Westen sei nach der freiwilligen Aufgabe der Sowjetunion arrogant und selbstgerecht aufgetreten, er habe sich als Gewinner über die UdSSR feiern lassen. Wie kann man auf gleichberechtigte Beziehungen setzen, wenn sich die USA und die EU in solchen Positionen befinden? Hugo Triners Forum vom Freitag war Extraklasse.