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Leserbrief

Für eine europäische Freiheit

Zur schweizerischen Europapolitik

In der Europadebatte wird der Nutzen für die Bevölkerung oft vergessen. Lassen wir mal die offensichtlichen Vorteile wie den Marktzugang und die Forschungszusammenarbeit auf der Seite. Fokussieren wir uns auf den Freiheitsgewinn von uns allen. Ich durfte selber von diesem profitieren, indem ich viele Freunde im süddeutschen Raum gefunden habe, die ich ohne jegliche Bürokratie besuchen kann. Und auch als ich für ein Jahr im EU-Raum arbeiten konnte, mit minimalem bürokratischem Aufwand. Diese Zeit hat mir enorm viel gebracht, beruflich und privat. Ob mein Arbeitgeber sich den bürokratischen Aufwand angetan hätte, der ohne Personenfreizügigkeit angefallen wäre, bezweifle ich. So wäre mein Leben um einiges ärmer gewesen.

Gerade in der Schweiz ausgebildete Berufsleute können davon profitieren und neue Erfahrungen sammeln, da unsere Berufsausbildung gemeinhin wertgeschätzt wird und unsere Chancen gut sind, eine Stelle zu bekommen. Dasselbe gilt für Studierende, die sich durch das Erasmus-Programm einfacher an eine europäische Universität wenden können. Nun ist es völlig in Ordnung, wenn jemand diesen Weg nicht gehen möchte. Aber allen diesen Weg zu erschweren, scheint mir eine ungeheure Einschränkung der Freiheit.

Für hoch spezialisierte Berufsleute wie Ingenieurinnen oder IT-Spezialisten werden Unternehmen natürlich den Aufwand auf sich nehmen. Jedoch werden auch da grosse Unternehmen klar bevorteilt sein, während kleinere Unternehmen die Zeit dafür oft nicht haben. Aber diese Freiheit soll auch allen anderen offenstehen, Malerinnen, Konditoren, Gärtnerinnen und so weiter.

Die europäische Freiheit ist für uns so selbstverständlich geworden, dass wir sie gar nicht bewusst wahrnehmen. Wir werden das Fehlen aber umso stärker spüren, sollten wir diese jemals verlieren.