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Altdorf

Zwei 50-jährige Filme über Urner Bergler kommen wieder ins Kino

Die beiden Filmemacher Fredi M. Murer und Kurt Gloor setzten vor rund 50 Jahren das Leben in den Urner Bergen filmisch in Szene. Nun bringt das Institut Kulturen der Alpen die Filme wieder ins Kino.

Der in Altdorf aufgewachsene Filmemacher Fredi M. Murer realisierte in den Jahren 1973 und 1974 den Dokumentarfilm «Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind». Dieser thematisierte das Leben der damaligen Urner Bergbevölkerung in der Göscheneralp, im Schächental und im Maderanertal. Der Regisseur porträtierte einzelne Menschen und Familien, indem er sie in ihrem Alltag begleitete und ihnen das Wort gab, um über Arbeit und Fortschritt zu reden.

Werner (links) und Josef Herger aus Spiringen erzählen im Film «Wir Bergler in den Bergen …», wie viele Tiere ihre Familie besitzt.
Bild: Bild: PD

«Der Dokumentarfilm ist längst ein Klassiker. Beinahe 50 Jahre sind seit seiner Entstehung vergangen. Er gewährt dem heutigen Publikum einen einmaligen Einblick in eine längst vergangene Zeit – in den Alltag und in die Denkweisen der Urner Berglerinnen und Bergler zu Beginn der 1970er-Jahren», schreibt das Institut Kulturen der Alpen in einer Medienmitteilung. Nicht zuletzt deshalb habe sich in den vergangenen Monaten im Rahmen einer Lehrveranstaltung auch Studierende der Universität Luzern und das Institut Kulturen der Alpen mit der Dokumentation befasst.

In Zusammenarbeit mit dem Cinema Leuzinger in Altdorf bringt das Institut Kulturen der Alpen den Film nun wieder ins Kino. Filmemacher Fredi M. Murer wird der Vorführung im Rahmen des «Studiofilms» beiwohnen. Im Anschluss wird er Fragen des Publikums beantworten und von den Filmarbeiten in den Urner Bergen erzählen. Das Gespräch wird Sebastian de Pretto vom Institut Kulturen der Alpen leiten.

Film «Die Landschaftsgärtner» sorgte für Empörung

Wenige Jahre vor Fredi M. Murer setzte auch der Zürcher Filmemacher Kurt Gloor das Leben in den Urner Bergen in Szene. Mit dem 1969 veröffentlichten Kurzfilm «Die Landschaftsgärtner» warf er einen kritischen Blick auf das vermeintlich idyllische Älplerleben. Dabei stellte Kurt Gloor die Urner Bergwelt als Entwicklungsgebiet dar. Deshalb sorgte Gloors durchaus polemisch gemeinter Film für grosse Empörung beim Publikum. Der soziologische Thesenfilm, der lediglich 34 Minuten lang ist, beeinflusste später die Arbeit von Fredi M. Murer an seinem «Bergler»-Film. «Murer störte sich daran, dass Kurt Gloor einen Film über die Bergbevölkerung gemacht hatte, ohne dabei je einen Protagonisten zu Wort kommen zu lassen», schreibt das Institut Kulturen der Alpen. Das Sprechen im Film «Die Landschaftsgärtner» hatte eine distanzierte Kommentarstimme aus dem Off übernommen.

Die Filmcrew begleitete vor 50 Jahren die Familie von Franz Herger («Bänziger») aus Spiringen während rund eines Jahres.
Bild: Bild: PD

Der Film regt auch mehr als 50 Jahren nach seiner Entstehung zum Nachdenken und Diskutieren an. Im Anschluss an die Studiofilm-Vorführung findet deshalb ein Podiumsgespräch statt. Dabei diskutieren der Urner Korporationspräsident Kurt Schuler und die Andermatter alt Landrätin Frieda Steffen mit dem renommierten Alpenforscher Jon Mathieu, emeritiertem Titularprofessor für Geschichte an der Universität Luzern. Romed Aschwanden, Geschäftsführer des Instituts Kulturen der Alpen, leitet das Podium.

Doch warum bringt nun das Institut Kulturen der Alpen zwei beinahe 50-jährige Filme wieder ins Kino? «Zur Beschäftigung mit den Kulturen der Alpen gehört auch die Auseinandersetzung mit den Bildern, die sich die Menschen von den Berggebieten machen. Das Kino ist dabei ein Medium, das die Wahrnehmung der Welt stark prägt», schreibt das Institut in seiner Mitteilung. (pd/inf)

Der Film «Wir Bergler in den Bergen …» läuft am Mittwoch, 2. November 2022, um 18.15 Uhr im Cinema Leuzinger in Altdorf im Beisein von Filmemacher Fredi M. Murer. Am Mittwoch, 16. November 2022, um 20.15 Uhr zeigt das Cinema den Film «Die Landschaftsgärtner» mit anschliessender Podiumsdiskussion. Mehr Infos unter www.kulturen-der-alpen.

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