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Zug

Zuger Hotellerie: Über 70 Prozent Einbussen an Logiernächten

Die Hotelbranche leidet unter der Coronapandemie. Ein Grund ist auch der einseitige Fokus auf den Geschäftstourismus.
Künftig sollen vermehrt Städtereisende nach Zug kommen, etwa um die Zuger Altstadt zu besuchen. (Bild: Stefan Kaiser (1. Mai 2019))
Stefan Gareis (Bild: Patrick Hürlimann)
Renya Heinrich, Zug Tourismus
(Bild: Maria Schmid)

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

In Zug fehlen die Übernachtungsgäste auf ganzer Linie: Aufgrund der Coronapandemie und der Massnahmen zur Bekämpfung bleiben die Hotelbetten kalt. «Wir hatten rein im Logiernächte-Bereich Einbussen von fallweise 70 bis 80 Prozent», sagt Renya Heinrich, Geschäftsführerin von Zug Tourismus. Der Tourismus im Kanton – hauptsächlich bestehend in den Bereichen Geschäftstourismus/Business – sei seit März mehrheitlich eingebrochen. Wegen fehlender Positionierung im Bereich Freizeit und Erlebnis habe auch der Städtetourismus nur marginal stattgefunden. «Da Zug bisher nicht auf den Sektor Freizeittourismus gesetzt hat, konnten auch im Sommer keine oder nur wenige Schweizer Gäste gewonnen werden», so Heinrich. Das Bild der Stadt Zug zeige es deutlich: Gastronomie und Hotellerie hier verzeichneten grosse Verluste, während andere Städte und Destinationen sogar sehr gute Zahlen erwirtschaften konnten. Heinrich nennt als Beispiel etwa Solothurn oder Schaffhausen, aber auch Naherholungsgebiete rund um Zug, die auf Freizeit, Kultur und Erholung setzen.

Von einem markanten Umsatzrückgang spricht auch Stefan Gareis, Direktor des Parkhotels Zug und des City-Garden-Hotels. Er ist Präsident von Hotellerie Suisse – der Regionalsektion des nationalen Branchenverbands und steht in einem intensiven Austausch mit anderen Hoteliers. Von seinen Kollegen höre er Ähnliches.

Eine enge Zusammenarbeit findet weiter mit Gastro Zug und deren Präsidentin Barbara Schneider statt. «Wir informieren den Regierungsrat gemeinsam», sagt er. Das komme ihnen beiden und der Regierung zugute. Momentan stehe im Vordergrund, dass es Richtlinien für die Feiertage gebe. Konkret: «Können wir an Silvester etwa bis 1 Uhr nachts Gäste bedienen? Sonst lohnt sich der Betrieb fast nicht.» Selbstredend beschäftigt die beiden Präsidenten auch weiterführende Fragen. Etwa, wie die Betriebe die nächsten Monate überstehen.

«Wir stossen bei der Regierung und besonders bei der Volkswirtschaftsdirektion auf grosses Verständnis und werden gut unterstützt.»

Den Betrieben geht es den Umständen entsprechend gut

Ganz so prekär wie in Luzern, wo die Hotellerie kürzlich mit aufgestellten leeren Betten auf ihre desolate Lage aufmerksam machten, und viele Betriebe vor dem Aus stehen, sei die Lage in Zug jedoch nicht. «Bisher kommen die meisten Hotels ohne Kredit aus», weiss der Präsident des Fachverbands. «Zug ist klein, die Branche überschaubar und jeder kennt jeden.» Das sei ein grosser Vorteil, unter anderem was den Zusammenhalt der Hotelbetreiber angehe. Viele Hoteliers seien zudem Einheimische, die in Besitz der Betriebe seien. «Durch diesen Privatbesitz fällt der Mietdruck weg.»

Das Parkhotel und City-Garden-Hotel sind in Besitz der Zug Estates. Das Immobilienunternehmen habe sich im Oktober entschieden, das CU Restaurant beim City-Garden-Hotel coronabedingt vorübergehend zu schliessen. Die Gastronomie im Parkhotel werde weiterbetrieben. «So ist sowohl in der Gastro wie auch im Hotel immer ein bisschen etwas los.» Rund 20 bis 25 Gäste beherberge das Parkhotel zurzeit durchschnittlich pro Tag. «Das ist gut für die Motivation der Angestellten und auch die Gäste schätzen die Aufrechterhaltung des Betriebs», sagt Gareis.

Gemeinsam haben die Zuger Hotelbetreiber entschieden, sich die finanzielle Härtefallhilfe des Kantons in Anspruch zu nehmen. Die entsprechenden Formulare können bereits ab dem 1. Dezember eingereicht werden. «Der Hotelbereich schafft Arbeitsplätze und die hier angesiedelten Firmen sind auf Zimmer angewiesen», erklärt Gareis. «Gott sei Dank können die Zuger Hotels noch überbrücken und die Löhne und Rechnungen, soviel ich weiss, bis Ende Monat bezahlen.»

Ein Aufatmen ist vorerst aber nicht angezeigt. Stefan Gareis erwartet drei weitere anstrengende Monate. «Zug ist keine Winterferien-Destination.» Für das zweite Quartal 2021 sei er aber vorsichtig optimistisch. Die in Aussicht gestellten Impfungen und das wärmere Wetter könnte zu einer deutlichen Entspannung führen. «Vielleicht gibt es dann sogar einen Schub», mutmasst er. «Viele wollen ihre Business-Partner endlich wieder direkt treffen und die Leute haben das Verlangen nach Ferien und Reisen.»

Zug Tourismus will künftig auch auf inländische Freizeitgäste setzen

Renya Heinrich hingegen sieht die Zukunft nicht so rosig: «Für den Winter erwarte ich keine Erholung, insbesondere da wir ja immer noch entsprechende Restriktionen und verminderte Reisetätigkeiten im internationalen Bereich haben.» Der Business-Tourismus werde sich laut Prognosen von Schweiz Tourismus erst 2023/2024 vollständig erholen. Firmen könnten noch länger auf Homeoffice setzen und die neuen Arbeitsformen könnten auch künftig zumindest teilweise bestehen bleiben. Die Lösung für Zug Tourismus ist deswegen auch eine neue Ausrichtung. «Wir erhoffen uns eine Entspannung auf den Frühling und sind mit Hochdruck daran, auf kommendes Jahr mittels neuer Strategie und entsprechender Massnahmen mehr nationale Freizeitgäste für Zug gewinnen zu können», führt Heinrich aus. Helfen sollen die Aufwertung des Images und zielgerichtete Kampagnen.

Zug Tourismus will das Angebot ausweiten und den Städtetourismus fördern. Eine komplett neue, zusätzliche Positionierung von Zug im Bereich Freizeit und Erholung sei dringend angezeigt. «Touristen sollen zu uns kommen, um Zug zu besuchen», so Heinrich. Bisher habe man diesen Bereich nicht gross auf dem Schirm gehabt, doch die gegenwärtige Situation zeige, dass eine breitere Ausrichtung wichtig sei. «Der inländische Tourismus ist durchaus auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor», erklärt die Expertin.

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