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Zug

Zuger Hochbauzeichner bittet zu Tisch

Vollzeitstelle hin oder her: Fabian Baumgartner betreibt hinter dem Gewerblich-industrielles Bildungszentrum In Zug seit einem Jahr erfolgreich einen Street-Food-Stand der anderen Art. Und er hat Pläne für mehr.
Fabian Baumgartner öffnet die Tür seines Take-Away-Stands Baumis Box an der Baarerstrasse in Zug. (Bild: Stefan Kaiser (17. August 2018))

Wolfgang Meyer

«Entweder man kriegt ungesunden Fast Food, oder zahlt schnell mal 60 Franken über den Mittag.» Seit er 16 Jahre alt ist, will Fabian Baumgartner nahrhaftes Essen. Zwischen McDonald’s und Döner war er lange unzufrieden. Jetzt macht er es selber.

Seit einem Jahr steht «Baumis Box» an der Baarerstrasse 108 hinter dem Gewerblich-industrielles Bildungszentrum Zug (GiBZ) und verkauft «Wraps mit Nährwert. Während er sein eigenes Street-Food-Konzept etablierte, arbeitet er gleichzeitig 100 Prozent als Hochbauzeichner. «Damit habe ich mir hier meinen Traum finanziert», sagt er stolz.

Menü und Konzept inklusive

Hinter ihm bringen seine Mutter Susi Baumgartner und sein Stiefgrossvater Hansruedi Tschuppert gerade die kleine Box am Strassenrand wieder auf Vordermann. Über den Mittag reichten sie rund 80 Menus über den Ladentisch. Ein Teil davon wurde zuvor übers Internet bestellt. Hier kann der Kunde die Menge der einzelnen Zutaten auf seine Ernährung abstimmen und erhält von «Baumis Box» sogar noch ein leicht verständliches Ernährungskonzept an die Hand.

«Die Idee dazu kam mir während eines Sprachaufenthalts in Montreux. Ich begann Sport zu machen – damals Fitness – und fing an, auf meine Ernährung zu achten.» Heute misst sich der Jungunternehmer zwischen Vollzeitanstellung und Abenteuer Start-up an Powerlifting-Wettkämpfen. Proteine für den Muskelaufbau, Kohlenhydrate zum Energie tanken, «Baumis Box» führt hungrige Schritt für Schritt zum passenden Mittagsmenu.

Nur Goodwill macht’s möglich

Nicht nur was drin steckt, bestimmt der Kunde, sondern auch was er selber drauflegt. «Wir legen Wert auf eine transparente Kostenbildung», sagt Baumgartner. Beim Bestellen zeigt die Website laufend die Material- und die Betriebskosten der aktuellen Zusammenstellung des Menus an. Den Gewinn, den Baumis an der Bestellung erwirtschaftet, darf der Kunde selber bestimmen. «Nur mit deinem Goodwill verdienen wir» steht unter der Rubrik «Goodwill», in die man nach dem eigenen Gutdünken einen Wert eintippen darf. «Ein Gastronom rechnet mit je einem Drittel bei der Preisbildung.» Warenwert, Betriebskosten und Gewinn sollten sich in etwa die Wage halten, meint Baumgartner. Für «Sparfüchse» empfiehlt er aber einen tieferen Goodwill-Batzen.

«Zugegeben: Anfangs war ich etwas skeptisch, ob das funktionieren würde», gesteht seine Mutter. Heute arbeitet sie Vollzeit im Betrieb des Sohnes. «Das ist eine andere Art von Arbeit, ich bin viel engagierter, als bei einer normalen Stelle.»

«Da bleibt nur noch der Sonntag

Die ernährungstechnischen Hintergründe hat sich Baumgartner mittels Fachliteratur und sportlicher Erfahrung selber erarbeitet. Für den kulinarisch-geschmacklichen Teil hat er seinen Stiefgrossvater, der sein Leben lang als Chefkoch gearbeitet hat.

Jetzt wo der Laden in Zug langsam läuft, schmiedet Baumi Pläne für eine zweite Filiale in Luzern oder Zürich. «Wir wurden schon von vielen Leuten angefragt, ob wir nicht auch in ihrer Stadt etwas eröffnen könnten.» Das Problem gäbe es nicht nur in Zug: Lecker, nahrhaft und günstig soll es sein. Drei Grössen, die doch recht unvereinbar scheinen. Baumgartner versucht sich trotzdem an der kompromisslosen Verköstigung. Die erste Filiale finanzierte er mit Hilfe von Familie und Freunden. Neben all der Arbeit bleibe zwar kaum noch Zeit für anderes. «Am Samstag arbeite ich für die Box, abends oft auch. Da bleibt nur noch der Sonntag, um etwas für mich zu machen.» Das stört ihn aber nicht.

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