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Zug

Zugs konservatives Element meldet sich zurück: Bevölkerung will nicht länger einkaufen

Die Gesetzesinitiative für längere Ladenöffnungszeiten kommt bei den Stimmbürgern des Kantons Zug nicht gut an. Über 65 Prozent der Zuger wollen am Abend nicht länger einkaufen. Die höchste Zustimmung erreicht die Gesetzesinitiative ausgerechnet in Walchwil. Der dortigen Bevölkerung steht eine überschaubare Zahl an Geschäften zur Verfügung.
Einkaufen im Metalli.  (Bild: Patrick Hürlimann (Zug, 7. Oktober 2020))

Zahlen lügen nicht. Die Initianten der Gesetzesinitiative für längere Ladenöffnungszeiten dürften über ihren Köpfen einen Dampfhammer gespürt haben, nachdem sie am Sonntagmittag im Kantonsratssaal das Resultat all ihrer Bemühungen sahen: 15'918 Ja- zu 29'876 Nein-Stimmen. Ein vernichtendes Ergebnis. Doch in gut eidgenössischer Manier versucht Gian Brun (22) das Positive in den Vordergrund zu rücken. Zusammen mit den Nachwuchskräften der Grünliberalen, der Mitte, der SVP und seiner FDP hat er ein Projekt vorangetrieben, dessen Wurzeln sechs Jahre zurückliegen. Er sagt zum Votum: «Verlieren gehört zur Politik. Etwas daraus zu lernen ebenfalls.» Schon ganz Politik-Analyst sagt er, dass sie womöglich in der Phase, als die Ladenschluss-Initiative im Kantonsrat auf der Agenda stand, hätten «reagieren müssen».

Gian Brun, der unter anderem Präsident der Jungfreisinnigen des Kantons Zug ist, will die klare Niederlage zusammen mit seinen Mitstreitern als «Lehrblätz» einordnen. Mehr noch, der Prozess in der Entwicklung der Ladenschluss-Initiative habe die Gruppe zusammengeschweisst. Vielleicht entwickelt sich aus der Gruppe eine Generation, bei der das Wort Brückenbauer keine leere Hülse ist.

Der Kanton Zug als «rückständige Insel»

Der Hünenberger Gian Brun taugt auch zum Macher. Auf die Frage, was sein Broterwerb sei, antwortet der Jungpolitiker: Unternehmer im Bereich Webdesign. Bald beginnt er ein Volkswirtschaftsstudium in St.Gallen. Doch der Politik bleibe er treu, denkt schon an die nächsten kantonalen Wahlen im Herbst 2022.

Was den Jungpolitiker aber auszeichnet: Er bringt die Dinge in seiner Sichtweise auf den Punkt: «Der Kanton Zug bleibt eine rückständige Insel, die Kantone herum kennen liberalere Ladenöffnungszeiten.» Er ist sich sicher, dass die Initiative dafür gesorgt hätte, das lokale Gewerbe mit gleich langen Spiessen auszustatten. «Die Zugerinnen und Zuger werden weiterhin täglichennet der Kantonsgrenzen, am Bahnhof und an den Tankstellen einkaufen und beweisen, wie unzeitgemäss die aktuelle Regelung ist», ergänzt Tabea Estermann, Co-Präsidentin der Grünliberalen des Kantons Zug.

Das Nein zur Initiative ist eine Wertschätzung für das Verkaufspersonal

Kantonsrat Luzian Franzini (ALG/Zug) ficht solches Lamentieren nicht an. Er gehört zu den Siegern: «Wir hatten ein breit abgestütztes Komitee. In diesem waren von der SVP bis zu den Gewerkschaften alle vertreten.» Die breite Allianz dürfte der Schlüssel gewesen sein, diese Initiative auszubremsen. Natürlich erwähnt auch Franzini, dass das Gewerbe vor grossen Herausforderungen stehe. Jedoch hätte eine Stunde mehr an sechs Tagen am Abend die Situation für «das Verkaufspersonal verschlechtert». Der ALG-Poltiker glaubt auch nicht, dass eine Ausweitung der Öffnungszeiten den Umsatz befeuert hätte. Er vergass auch nicht zu erwähnen, dass dieses klare Votum auch «eine Wertschätzung» für das Verkaufspersonal sei. Dieses habe gerade in Zeiten der Coronavirus-Pandemie einen schwierigen Job gemacht.

Beim dritten Nein der Zuger Stimmbürgerinnen zu einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten gilt die Feststellung: Über 60 Prozent haben von ihrem Recht der Stimmabgabe Gebrauch gemacht. Speziell dürfte sein, dass ausgerechnet in Walchwil, der Gemeinde mit dem geringsten Anteil an Einkaufsmöglichkeiten, die Ladenschlussinitiative mit knapp über 40 Prozent Ja den höchsten Zuspruch erreichte.

Auch die Zuger Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut sprach von einem «klaren Ergebnis». Da der Initiative kein Gegenvorschlag beigegeben wurde, hatte Thalmann bei der Medienkonferenz die Aufgabe, Gegnern wie Befürwortern das Wort zu erteilen.

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