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Zug

Wer verdient am meisten? Das grosse Lohnranking der Zuger Gemeinderäte

Die Arbeit im Milizsystem wird immer anspruchsvoller und aufwendiger: Entsprechend haben in den letzten zwei Jahren vier Zuger Gemeinden ihr Entschädigungsreglement angepasst – zwei weitere nehmen sich der Thematik derzeit an.
In den bevölkerungsstarken Gemeinden, in denen auch mehr Arbeit anfällt, erhalten die Exekutiven grundsätzlich auch den höchsten Lohn. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 10. Mai 2019))

Laura Sibold

Laura Sibold

Laura Sibold

Wie viel ihre Gemeinderätinnen und Gemeinderäte verdienen, bestimmen die elf Gemeinden des Kantons Zug selber. Als Richtlinie dienen die Gehaltsstufen des kantonalen Personalgesetzes: Demnach steht Gemeinderäten bei einem 100-Prozent-Pensum ein Jahresgehalt im Bereich zwischen 142'000 und 169'220 Franken brutto zu. Jede Gemeinde definiert die Löhne für ihre Exekutive in einem Entschädigungsreglement, das öffentlich einsehbar ist.

In Baar und Walchwil hat sich an diesem Reglement seit 14 Jahren nichts geändert. «Während der Anspruch der Bevölkerung stetig wächst und das Amt als Gemeinderat komplexer und aufwendiger geworden ist, haben sich unsere Löhne – abgesehen von der Teuerung – seit 2006 nicht verändert», sagt Stefan Hermann, Gemeindepräsident von Walchwil. Aufgrund dieser Diskrepanz sei im aktuellen Jahr eine Überarbeitung des Entschädigungsreglements vorgesehen. Derzeit werde die Ausgangslage analysiert – im Idealfall liege bereits im Sommer ein neues Reglement vor, so Hermann.

Aktive Bevölkerung wünscht sich mehr Transparenz

Ähnlich klingt es in Baar, wo im vergangenen Jahr im Gemeinderat ebenfalls eine Diskussion betreffend Belastung und Entlöhnung der Mitglieder geführt worden ist, wie Gemeindepräsident Walter Lipp verrät. Während der laufenden Legislatur wolle man nun eine Auslegeordnung machen und das Thema mit der Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission weiter verfolgen. «Dabei sollen die Saläre des Gemeinderates thematisiert und eine gute Lösung getroffen werden», sagt Lipp.

Neben Baar und Walchwil betonen auch alle anderen Zuger Gemeinden, dass die Anforderungen an einen Gemeinderat gestiegen sind. So haben nicht nur die Aufgaben in allen Dikasterien zugenommen, sondern die Themen sind heute fachlich und juristisch auch komplexer als früher. Dies verlangt von Gemeinderäten vertiefte Dossierkenntnis und Professionalität. Aufgrund der erhöhten Transparenz müssen Gemeinderäte heute zudem detaillierter Auskunft geben und mehr Ansprechpartner einbeziehen. Die Hünenberger Gemeindepräsidentin Renate Huwyler betont:

«Allgemein sind unsere Geschäfte komplexer geworden und es werden mehr Rechtsmittel ergriffen.»

Die Bevölkerung sei zudem politisch aktiver geworden und die Mitwirkung werde stärker gelebt. Aus all diesen Gründen haben in den vergangenen zwei Jahren gleich vier Gemeinden ihr Entschädigungsreglement angepasst: Cham, Menzingen, Oberägeri und Risch. Während gewisse Gemeinden nur die Pensen erhöht haben, führten andere konkrete Lohnerhöhungen durch. Ganz anders sieht die Lage im Nachbarkanton Luzern aus, wo einige Gemeinderäte hochgerechnet auf ein 100-Prozent-Pensum jährlich um die 200'000 Franken verdienen. In Emmen, wo die fünf Gemeinderäte rund 221'000 Franken erhalten, laufen derzeit gar Bestrebungen für eine Lohnsenkung.

Doch wie viel verdienen die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte im Kanton Zug eigentlich? Eine Recherche unserer Zeitung zeigt: Grundsätzlich erhalten die Exekutiven in den bevölkerungsstarken Gemeinden, in denen auch mehr Arbeit anfällt, den höchsten Lohn. So verdienen die Gemeinderäte von Zug, Baar und Cham zwischen 168 000 und 182 000 Franken – aber auch Oberägeri und Hünenberg bewegen sich in diesem Bereich, wenn man die Saläre auf ein 100-Prozent-Pensum hochrechnet:

Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu interpretieren und nicht im Detail vergleichbar. Sie zeigen einen Durchschnittslohn: teils mit, teils ohne Sitzungsgelder, und auch die Spesen betragen je nach Gemeinde zwischen 4 und 12 Prozent des Lohns. Das effektive Salär ist zudem abhängig vom Pensum, der Amtsdauer sowie dem Alter des jeweiligen Gemeinderates und kann daher variieren. Übernimmt ein Gemeinderat operative Aufgaben, kann das Salär höher sein, als wenn er nur strategisch tätig ist: Das Präsidium und das Bauamt sind generell die bestbezahlten Abteilungen. Dies widerspiegelt sich auch in den Löhnen der Gemeindepräsidenten. Je nachdem, welcher Abteilung der Gemeindepräsident oder die Gemeindepräsidentin vorsteht, fällt das Pensum (und damit indirekt der Lohn) höher aus:

Darüber hinaus erfüllt ein Gemeinderat heute auch eine Vielzahl repräsentativer, nicht entschädigter Aufgaben, weshalb gewisse Gemeinden – Risch, Steinhausen, Walchwil und Zug – nicht in Pensen rechnen.

Der Übergang vom Amt zur Freizeit sei fliessend, betont denn auch der Baarer Gemeindepräsident Walter Lipp. «Man muss die Arbeit mitsamt den Repräsentationsaufgaben gerne machen, denn Gemeinderat ist man nicht wegen des Geldes.» Das sieht auch Andreas Etter, Gemeindepräsident von Menzingen, so. Geld sei nicht der Hauptanreiz für ein Milizamt. «Dennoch erfüllt ein Gemeinderat eine Führungsposition, was korrekt entlöhnt werden soll.»

Vereinbarkeit von Beruf und Amt wird schwieriger

Zunehmender Arbeitsaufwand und mehr Komplexität: Entwickelt sich die Position als Gemeinderat langsam vom Neben- zum Vollamt? Dies verneinen alle Gemeinden, dem Milizsystem entsprechend sollen öffentliche Aufgaben weiterhin nebenberuflich ausgeübt werden, so der Tenor. Ein adäquater Lohn kann aber ein Anreiz sein, um geeignete Leute für das Milizamt zu finden. «Eine angemessene Entschädigung ist wichtig», sagt auch Thomas Guntli, Gemeindeschreiber von Steinhausen. «Allerdings ist die Entschädigung allein nicht ausschlaggebend, ob sich Kandidaten für das Amt zur Verfügung stellen.» Vielmehr werde die Vereinbarkeit von Beruf und Amt schwieriger.

Wie sich die Löhne der Gemeinderäte entwickeln, ist auch vom Kanton abhängig: Auf kantonaler Ebene findet zurzeit die Überprüfung des Lohnsystems statt. Sollte dies zu einer Anpassung der Gehaltsstufen im Personalgesetz führen, kann dies wiederum Auswirkungen auf die Löhne der Exekutiven haben.

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