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Zug

US-Amerikaner zu Gast auf dem Gubel

17 Länder nutzen das Luftabwehrsystem Patriot der Firma Raytheon. Die Schweiz testet es im August 2019 in der Berggemeinde Menzingen.
Die «Patriot»-Einheiten auf dem Gubel in Menzingen. (Bilder: Stefan Kaiser, Menzingen, 21. August 2019)
Joseph P. DeAntona vom US-Rüstungskonzern Raytheon bei seiner Präsentation.
Mit Hilfe einer PC-Simulation sollen sich die Soldaten auf die Benutzung des Luftabwehrsystems vorbereiten können. 

Christopher Gilb

Christopher Gilb

Christopher Gilb

1999 wurden die Bloodhound-Stellungen auf dem Gubel in Menzingen ausser Betrieb genommen. Als möglicher Nachfolgekandidat wird auf dem bundeseigenen Truppenübungsplatz jetzt für zwei Wochen ein anderes bodengestütztes Luftverteidigungssystems getestet: Das «Patriot» vom US-amerikanischen Rüstungs- und Elektronikkonzern Raytheon.

Drei nebeneinanderstehende Einheiten auf einem Testgebiet von 150 Metern, umgeben von Stacheldraht und Kameras: Eine Einheit beherbergt die Generatoren, die andere den Radar, der sich immer mal wieder, wohl um eine potenzielle Bedrohung zu verfolgen, dreht:

In der dritten Einheit befinden sich die Kontrollsysteme. Nur Abschussgeräte mit Raketen sind keine installiert, denn getestet wird derzeit nur die Leistungsfähigkeit des Radars. Wie weit reicht dieser denn? «We are at the Border», antwortet ein Vertreter von Raytheon. Was sinngemäss wohl heisst: «Wir haben die Grenzen im Blick.»

Ein Gerät mit vielen Vorzügen

«Zusammenarbeiten, um die Souveränität der Schweiz zu sichern», lautet der Titel der Präsentation des Rüstungskonzerns. Es soll Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn die Beschaffungsstelle des Eidgenössischen Departements für Verteidigung (armasuisse) testet anschliessend noch ein anderes Luftabwehrsystem. Die Luftabwehrraketen sind, wie die Beschaffung neuer Kampfjets, Teil des Programms «Air2030». Für die Raketen stehen maximal zwei Milliarden Franken zur Verfügung.

Gemäss der Präsentation der Amerikaner an diesem Mittwoch, 21. August, in Menzingen führt aber am «Patriot» natürlich kein Weg vorbei. Angetrieben wird das System vom «grössten einstufigen Feststoffraketenantrieb seiner Klasse». Es kommt ohne Trägerrakete aus, «um so die Gefahr durch abgefallene Raketenantriebe auszuschliessen». Die Zertifizierung gilt für 45 Jahre. Und vor allem: Es ist «ein bewährtes System gegen taktische ballistische Flugkörper und Luftfahrzeuge». Über 250 Kampfeinsätze wurden mit dem «Patriot» seit 1982 schon getätigt. 220 Patriot-Feuereinheiten stehen in 17 Ländern. Die Schweiz soll die neuste Version erhalten.

Training im Game-Modus

«Werden Sie Teil der ‹Patriot›-Familie», sagt Oberst a. D. Joseph P. DeAntona, Konzernleitungsmitglied bei Raytheon, in Richtung Publikum, und verweist auf die Vorteile der hohen Anzahl «Patriot»-Länder: Etwa Schulungsmöglichkeiten in anderen Mitgliedsländern und die gemeinsame Weiterentwicklung des Systems. Allein seit 2015 seien 9 Billionen Dollar in den Kapazitätsaufbau der Mitglieder des Partnerschaftsprogramms investiert worden. Und auch die Schweizer Industrie soll profitieren: Der Fertigungspartner für Signalkomponenten mit Sitz in Genf beispielsweise oder der Hersteller von Luftverteidigungs- und Radarsystemen in Zürich, wie der Präsentation zu entnehmen ist.

Trainiert werden die Soldaten dann unter anderem mit einer PC-Simulation. Ihr Entwickler Luis Ruiz hat an Videospielen wie Medal of Honor mitgearbeitet. Die Simulation zeigt eine «Patriot»-Einheit in der Wüste. Mit dem Controller in der Hand lernt der Soldat nun, was er zu tun hat. «Lieber die Fehler digital als später machen», kommentiert Ruiz bei der Präsentation in Menzingen. In gut einem Monat wird an seiner Stelle ein Anderer stehen. Dann präsentieren die Franzosen ihr Luftabwehrangebot.

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