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Zug

Neuer Wind in ewigem Politikum: Bund prüft Velobahn im Kanton Zug

Ein Erstklass-Veloweg könnte dereinst Baar und Steinhausen verbinden. Die Idee des Bundes kommt in Zug beschränkt gut an.
Der Kanton Baselland hätte eine Velohochbahn aus Holz bauen wollen. (Bild: Kenneth Nars/BZ Basel)

Kilian Küttel

5,6 Kilometer lang ist der Autobahnabschnitt der N14 zwischen Baar und Steinhausen. Rollt der Verkehr, dauert die Fahrt über die Nationalstrasse 8 Minuten. Das jedenfalls rechnet der Google-Routenplaner vor. Der schnellste Weg mit dem Velo soll über die Neugasse, die Steinhauserstrasse und die Blickensdorfstrasse führen, ist 3,8 Kilometer lang und in 14 Minuten im Sattel zu überwinden.

Bund erwartet Ergebnisse im Frühling

Doch dafür könnte es dereinst eine Alternative geben: Der Bund prüft, wie entlang der N14 zwischen Baar und Steinhausen eine sogenannte Velobahn aussehen könnte – also eine «qualitativ hochwertige» und «unterbruchsfreie Veloverbindung», die «wichtige Ziele über grössere Entfernungen» miteinander verknüpft. So lautet die Definition des Bundesamts für Strassen (Astra).

Dieses hat eine Machbarkeitsstudie für eine Velobahn in Auftrag gegeben. Gemäss Mediensprecher Thomas Rohrbach übernimmt das Ingenieur- und Planungsunternehmen EWP mit Sitz im zürcherischen Effretikon die Arbeiten, welche diesen August begonnen haben. «Wir rechnen mit ersten Ergebnissen im Frühjahr 2021 und mit Kosten von knapp 145'000 Franken», so Rohrbach. Die Projektleitung für die Studie liege beim Bund, der Kanton Zug ist in der Begleitgruppe eingebunden. Noch unklar sei derweil, wann und ob überhaupt im Kanton Zug gebaut werde. Ebenso offen ist laut Rohrbach die Frage des Bauherrn.

ALG-Präsident hinterfragt den Standort

Das Thema Velo ist im Kanton Zug seit Jahr und Tag ein Politikum. Unter anderem hat eine Allianz aus Pro Velo Zug, Verkehrs-Club der Schweiz und ALG die Velonetz-Initiative lanciert. Die Unterschriften sind zu drei Vierteln beisammen. Mitunter verlangen die Initianten, dass Auto- und Langsamverkehr wo möglich voneinander getrennt werden – und dafür Velobahnen geschaffen werden. Deshalb nimmt ALG-Präsident Andreas Lustenberger den Astra-Plan positiv auf: «Grundsätzlich ist das sicher eine gute Idee.» Allerdings ist er skeptisch, was die Lage der Velobahn betrifft:

«Das Velo ist für Pendler das Verkehrsmittel der Zukunft. Deshalb sollen Velorouten entlang der Pendlerachsen führen.» Ob eine Velobahn zwischen zwei Autobahneinfahrten diese Forderung erfüllt, bezweifelt Lustenberger:

«Eine Velobahn würde vor allem dann Sinn machen, wenn sie bis nach Sihlbrugg führt. Immer häufiger durchqueren Velopendler zwischen Zug und Zürich das Sihltal.»

Ähnlich klingt es vom Verein Pro Velo Zug, der das Vorhaben nicht mit überschwänglicher Euphorie zur Kenntnis nimmt. Co-Präsident Victor Zoller: «Pro Velo Zug findet das Anliegen nicht vordringlich, weil zwischen Baar und Steinhausen schon Velowege bestehen und die Autobahn in unserem Kanton weitgehend ausserhalb des Siedlungsgebietes verläuft.» Die Verbindungen zwischen den Gemeinden, vor allem aber die Strecken innerorts seien für den Verein wichtiger.

Das zeigt auch ein aktuelles Projekt von Pro Velo Zug: Diesen Sommer veröffentlichte der Verein einen Katalog, der seiner Ansicht nach die Schwachstellen im Zuger Veloverkehr aufzeigen soll. Von 57 bedenkenswerten Orten befinden sich 23 in der Stadt Zug und 14 in Baar.

Politische Querelen in Baselland

Nun also kommt die Velobahn in Zug aufs Tapet. Und dies, nachdem ein ähnliches Projekt die Politik im Kanton Baselland fünf Wochen lang beschäftigt hatte. Pünktlich auf das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 hätte zwischen dem Amphitheater Augusta Raurica und dem Festgelände eine mehrere Kilometer lange Velohochbahn eröffnet werden sollen.

Allerdings verkam das Geschäft zu einem Rohrkrepierer sondergleichen: Der grüne Baudirektor Isaac Reber musste sich den Vorwurf der Mauschelei gefallen lassen, da der Auftrag an ein Unternehmen zweier Grüner Landräte hätte gehen sollen – und damit an Rebers Parteikollegen. Nach einer Welle der Kritik beerdigte der Kanton das Projekt Ende September.

Zuger Projekt hat nichts mit Basler Hochvelobahn zu tun

In der «bz – Zeitung für die Region Basel», ebenfalls eine CH-Media-Publikation wie diese Zeitung, wurden Spekulationen laut, wonach die basellandschaftliche Hochvelobahn in Zug zu stehen kommen könnte. Wie das Astra und der Zuger Baudirektor Florian Weber aber unisono erklären, hätten die beiden Projekte nichts miteinander zu tun. Dazu Florian Weber:

«Grundsätzlich geht es um eine Velobahn am Boden entlang der Nationalstrasse, nicht um eine Hochbahn.»

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