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Zug

Menschliches Gegenüber

Redaktorin Cornelia Bisch über den Menschen hinter der Technik.
Bild: stk

Cornelia Bisch

Keine Frage, die Digitalisierung bereichert die moderne Welt enorm und macht vieles leicht, schnell und umfassend zugänglich. Was immer man an Informationen braucht, Google und Co. kümmern sich darum. Es gibt sogar erste Versuche, Meldungen für die Tagespresse durch Computer schreiben zu lassen. Im Vergleich zum menschlichen Texter ist dieser billiger, fixer und schiesst wohl auch weniger Böcke. Sind wir Redaktoren bald überflüssig, gehören wir einer aussterbenden Berufsgattung an?

Drei Jungunternehmer haben jüngst die Gratis-App mAsk, eine Informations-Austauschplattform, entwickelt, mit der sie den Suchmaschinen und Antwortrobotern gezielt Paroli bieten. Sie bedienen sich zwar ebenfalls modernster Technik, holen aber die menschliche Intelligenz, Erfahrung und Empathie zurück ans Schaltpult, denn Antwort auf jede Frage gibt ein Mensch aus Fleisch und Blut.

Forscher und Erfinder wie diese drei setzen sich kritisch und kreativ mit den Tücken und Grenzen der digitalen Welt auseinander und leiten eine gewisse Rückkehr ein. Denn hier und dort beginnen die Nutzer, den Menschen hinter der Technik zu vermissen. Es wird ein klares Signal gesetzt: «Platz da, für Kreaturen ohne On- und Off-Schalter!»

Und wie verhält es sich nun mit der Schreiberei? Kürzlich warf Kollegin Muff die Frage in die Runde, ob jemand den eben von ihr verfassten «kleinen Furz» gegenlesen könne. Kollege Gilb verwies sie an mich mit dem Hinweis auf folgenden Satz aus einem Theaterbericht, den ich vor über einem Jahr verfasst hatte: «..., dazwischen Dutzende kleiner Schlupflöcher, durch die der blanke Schalk aufblitzt, etwas verschämt bisweilen, wie ein versehentlich entfahrener Furz.»

Zugegeben, es gibt geistreichere Vergleiche, aber dieser – unschwer als Kreation menschlichen Ursprungs erkennbar – ist offensichtlich haften geblieben. Es wäre schön, wenn Individualität und Originalität auch in Zukunft die Zeitungslandschaft prägen würden.

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