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Zug

Zuger Landwirte erleben ein turbulentes Jahr

Der trockene, heisse Sommer bescherte den Obstbauern eine üppige Ernte. Mässig bis schlecht fielen hingegen die Futtererträge aus. Warum jedoch in beiden Fällen nicht eitel Freude herrscht, erzählen zwei Bauern aus Hünenberg und Cham.
Die ganze Familie packt mit an, um die üppige Obsternte auf dem Baumgartnerhof in Hünenberg einzubringen. Vermarktet wird direkt über den eigenen Hofladen. (Bild: Maria Schmid (15. Oktober 2018))

Cornelia Bisch

Urban Baumgartner aus Hünenberg bewirtschaftet mit seiner Familie, seinem Bruder, einem Lehrling und drei Angestellten einen sehr vielseitigen Betrieb mit Direktvermarktung im eigenen Hofladen. In seinem Stall stehen 40 Milchkühe, er betreut Pensionspferde und baut Kernobst, Erd- und Himbeeren an. Nach der letztjährigen Flaute hat er nun alle Hände voll zu tun mit der Obsternte. «Wir haben einen sehr guten Ertrag. Alles ist schnell gereift wegen der milden Temperaturen», stellt der 47-jährige Landwirt fest.

Die grosse Trockenheit stellte ihn jedoch auch vor Probleme. «Wir hatten mit der Bewässerung arbeitstechnisch und finanziell mehr Aufwand, konnten das aber glücklicherweise stemmen», so Baumgartner. Aber die Trockenheit habe den Obstbäumen nicht gut getan. «Bewässerungstechnisch sind wir noch nicht so gut eingerichtet. Für die Zukunft müssen wir uns das überlegen.» Die Klimaveränderung sei spürbar. Darauf müsse man sich als Landwirt einstellen.

Gefahr dauerhaft unausgeglichener Ernten

«Nach dem kargen letzten Jahr und dem Überfluss diesen Sommer besteht ausserdem die Gefahr, dass die Obstbäume in eine Alternanz fallen, also quasi in diesem Rhythmus verharren.» Auf diese Weise würde es keine ausgeglichenen Ernten mehr geben. Deshalb hat der Bauer schon im Frühjahr die Blüten der Bäume ausgedünnt. «In der Landwirtschaft muss man immer versuchen, vorauszuschauen und das Beste aus der Situation zu machen. Ganz richtig einschätzen lässt sich das nie.» Immerhin, die Sonne sei zum Ernten genial gewesen, schliesst Baumgartner positiv. Das bestätigt auch Bauer Adrian Würsch aus Cham. «Ein Vorteil des trockenen Wetters war die Ernte bei optimalen Bedingungen», betont er. Mit Unterstützung seiner Eltern betreibt der 25-jährige Landwirt auf dem Bächlenhof in Niederwil Milchwirtschaft. Er versorgt seine Tiere selbst, indem er Grünland, Silomais und Futtergetreide anbaut. Dazu kommen Obst und Gemüse für den Eigenverbrauch.

Nur die Hälfte des Heuertrages

«Das Heu produzieren wir in den Sommermonaten. Dieses Jahr konnten wir nur die Hälfte der üblichen Menge ernten», berichtet Würsch. Bei der Grassilage, die im Frühling und Herbst produziert wird, habe es in etwa die gleichen Erträge gegeben wie sonst auch. Relativ dramatisch gestaltete sich die Situation beim Weidegras. «Durch die Trockenheit stellte sich das Wachstum ein, und wir mussten Grassilage im Stall füttern», erzählt der junge Bauer. «Zum Glück hatten wir noch von der letztjährigen Ernte genügend übrig. Viele Nachbarn mussten in dieser Zeit bereits das Futter dieses Jahres verfüttern, welches eigentlich für den Winter vorgesehen gewesen wäre.»

Bezüglich Silomais und Futtergetreide kann er nicht klagen. «Dieses Jahr hatten wir eine Mischung aus Winterhafer und Winterackerbohnen angebaut. Die Kulturen entwickelten sich gut.» Insgesamt verzeichnet Würsch auf seinem Hof eine Ernteeinbusse von zirka 20 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren.

«Das Getreide hat im Frühsommer vom trockenen Wetter profitiert. In einem nassen Frühjahr ist die Gefahr von Krankheiten, vor allem von Pilzbefall, grösser.» Im Grünland hätten sich jedoch an einigen Stellen die Bestände nicht erholen können. «Da breiten sich nun Hirse und andere Unkräuter aus. Diese Flächen müssen übersät oder neu angesät werden und können jetzt im Herbst und nächstes Frühjahr nicht die volle Leistung erbringen.» Auch Engerlinge hätten sich auf einigen Flächen ausgebreitet.

Die Preise für das Raufutter seien bereits im Sommer gestiegen. «Es wurden Online-Futterbörsen eingerichtet, und man rief zur Zusammenarbeit unter den Bauern auf», erzählt Würsch. Ob die Vorräte reichen würden, hänge von der Dauer des Winters ab. «Glücklicherweise haben wir dieses Jahr einen tiefen Tierbesatz. So reicht das Futter aus.» Andere Betriebe müssten nun gut kalkulieren, oder sogar überlegen, ob einige Tiere geschlachtet werden müssten.

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