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Kammer Solisten Zug: Beethoven-Klänge nach weltbekannter Oper

Die Kammer Solisten Zug spielten über das Wochenende im Pfarreizentrum Guthirt Zug Beethovens grosse Oper «Fidelio», coronabedingt verteilt in drei Aufführungen.
Konzert der Kammer Solisten Zug im Pfarreizentrum Guthirt. (Bild: Roger Zbinden (21. November 2020))

Jürg Röthlisberger

Sowohl die in den letzten Konzerten mehrfach angespielten Schubert-Opern wie Beethovens «Fidelio» hatten bei ihrer Entstehung einen mühsamen Start. Während Schubert – trotz unbestrittener Anerkennung seiner Qualitäten als Komponist – bis heute in den Opernhäusern ein seltener Gast geblieben ist, gelang der einzigen Beethoven-Oper der Sprung in die Weltliteratur – allerdings in einer stark überarbeiteten dritten Version erst neun Jahre nach der Uraufführung.

Auf diese dritte Version bezieht sich auch die Bearbeitung für Blasorchester von Wenzel Sedlak (1776-1851), welche schon wenige Monate nach Abschluss der Komposition Beethovens entstand. Sie suchte nicht nur neue Klang-Atmosphären, sondern sie hatte vor allem ganz prosaische Gründe: Grosse Opern-Aufführungen liessen sich schon damals ausserhalb der Metropolen nicht finanzieren, und man wollte der kleinen musikverständigen Oberschicht wenigstens einen Abglanz der Original-Oper bieten.

Durch die rein instrumentale Umsetzung ging natürlich der Text verloren, eine theatralisch effektvolle Zuspitzung zwischen den Mord-Absichten Pizarros und der Befreiung durch den Minister Don Fernando, aber auch die selbst für Opern-Verhältnisse unglaubwürdige Dreiecksbeziehung Marcellina – Leonore – Jaquino. Die gegenüber dem Original stark verkürzende Bearbeitung konzentrierte sich auf die Ruhepunkte grösserer in sich geschlossener Nummern.

Es fehlten die Rezitative und die meisten kühnen Harmoniewechsel, etwa bei den Grausamkeiten des Pizarro-Auftritts. Die einzelnen Personen wurden nicht bestimmten Instrumenten zugeordnet, was die Abkehr von der Handlung zur ungebundenen Musik noch verstärkte. Sedlak verfügte über genügend Weisheit, um nicht mit Beethoven in Konkurrenz treten zu wollen; die Themen-Einsätze und ihre harmonische Durchführung liess er weitgehend unangetastet.

Die Mitwirkenden der Kammer Solisten Zug, Alek Fester und Ann Cathrin Collin, Oboen, Etele Dosa und Filipa Nunes, Klarinetten, Jean-François Taillard und Diane Eaton, Hörner, Stefan Buri und Zoe Matthews, Fagotte, sowie der Kontrabassist Philippe Schnepp: Ein weiteres Mal überzeugten die überwiegend aus dem Raum Basel kommenden Berufsmusiker durch ausgezeichnetes solistisches Können und eine angemessene Vorbereitung.

In erster Linie Beethoven erlebt und nicht Oper

Gespielt wurde auf historisch nachgebauten Instrumenten, an welche heute vor allem in Bezug auf die Intonation gleiche Ansprüche gestellt werden wie bei moderner Bauweise. Da der Klangkörper nur Holzbläser, Hörner und Kontrabass umfasste, waren weitere Anpassungen notwendig, um die fehlenden Register vor allem der Blechbläser zu kompensieren, was Stefan Buri ein weiteres Mal in ausgezeichneter Kompetenz leistete.

Unter diesen Rahmenbedingungen erlebte das Publikum im Guthirt-Saal in erster Linie Beethoven und nicht die Opern-Handlung. Da der sogenannte «Auftakt» früherer Aufführungen nicht stattfinden konnte, musste man sich mit wenigen Andeutungen begnügen. Umso mehr erfreute das stets sichere Zusammenspiel in einem ausgewogenen Klangverhältnis zwischen den verschiedenen Registern. Dass bei den Oboen und Klarinetten die erste Stimme gegenüber der zweiten fast immer dominierte, lag am Notentext der Bearbeitung, nicht an seiner Interpretation.

Wenigstens auf kammermusikalischer Ebene gelingt es mit maximal 50 Leuten im Publikum gerade noch knapp, ein akzeptables Verhältnis zwischen Vorbereitungsaufwand und Wirkung gegenüber der Öffentlichkeit zu finden. Mit noch rigoroseren Beschränkungen – wie aktuell in Basel – sind die Ausführenden nach eigenen Worten gezwungen, zur Existenzsicherung in der Küche oder im Service auszuhelfen. Dies war zur Zeit von Beethoven und Sedlak durchaus üblich: Viele Musiker arbeiteten gleichzeitig als Kammerdiener, Küchenburschen oder Jagd-Gehilfen.

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