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Unterägeri

«Integration ‹auf Teufel komm raus› funktioniert nicht»

Im Rahmen des integrativen Schulmodells ist der Bedarf an Spezialklassen kleiner geworden. Die SVP möchte das Verschwinden der letzten Kleinklasse in Unterägeri aufhalten und hat dazu eine Motion eingereicht.
Der Bedarf an Spezialklassen ist kleiner geworden. (Bild: Boris Bürgisser)

Carmen Rogenmoser

Integration ist das Schlüsselwort im aktuellen Schulmodell. Auch das Schulgesetz des Kantons Zug sieht vor, dass Kinder mit einem besonderen Bildungsbedarf in Regelklassen integriert werden und nicht separate Klassen besuchen. Die Lehrer werden dabei von Sonderpädagogen, in erster Linie von Heilpädagogen, unterstützt. Das Modell hat zur Folge, dass Kleinklassen und Werk-Schulklassen grundsätzlich nicht mehr notwendig sind. Die SVP Unterägeri sieht das anders und fordert in einer vor kurzem eingereichten Motion, dass Kleinklassen in der Gemeinde wiedereingeführt, beziehungsweise beibehalten werden.

«Der Gemeinderat wird beauftragt, der Schule Unterägeri auf das nächstmögliche Schuljahr hin wieder mindestens eine Kleinklasse für verhaltensauffällige oder lernbehinderte Kinder zu führen», lautet der Antrag der Lokalpartei. Wieso die Partei gerade jetzt die entsprechende Motion einreicht, hat einen guten Grund: «Nachdem bekannt wurde, dass Unterägeri die Kleinklasse abschaffen will, mussten wir einfach so schnell wie möglich handeln», erklärt Mitinitiant Thomas Werner, der für die Gemeinde auch im Kantonsrat sitzt. Eine Aufhebung komme für die SVP, viele Eltern und Lehrer nicht in Frage. Da sich die Schule Unterägeri für das sogenannte teilintegrative Modell entschieden hat, gehört eine Kleinklasse sowie eine Werkschulklasse eigentlich zum Bestand.

Zwei Vorteile, die für Kleinklassen sprechen, greift die SVP zudem auf: Regelklassen werden entlastet und mit der Kleinklasse werde eine gemeindliche Eskalationsstufe geschaffen. Bevor die teure Separation in eine Sonderschule ins Auge gefasst werden muss, könne das Kind in die Kleinklasse eingeteilt und dort spezifisch und in einem geschützten Rahmen gefördert werden.

Forderung nach einer pragmatischen Lösung

«Die Erfahrungen aus dem Schulalltag zeigen, dass vor allem die Integration von verhaltensauffälligen Kindern die Lehrpersonen und den Klassenverband bis an die Grenzen und zuweilen auch darüber hinaus belasten», schreibt die SVP weiter. Mit der Motion wolle man nicht grundsätzlich gegen die schulische Integration vorgehen, so Werner. Sondern den Gemeinderat, der gemäss des Schulgesetzes für die strategische Führung der Schule zuständig ist, dazu auffordern «diesen Grundsatz pragmatisch und der Sache angemessen umzusetzen.»

Konkrete Vorgaben möchte die Partei dem Gemeinderat aber nicht machen. «Der Entscheid, wie viele Kleinklassen notwendig sind, überlassen wir der gemeindlichen Schulbehörde», so Werner. Das Instrument der Kleinklasse müsse zu einem möglichst guten Lernklima beitragen. «Integration auf ‹Teufel komm raus› funktioniert nicht.» Ob die SVP auf Gemeindeebene auf die Schützenhilfe anderer Parteien zählen kann, ist noch offen. «Auf kantonaler Ebene wurde uns die Unterstützung quer durch alle Parteien bis hin zur SP zugesagt», sagt der Kantonsrat. Die Motion wird an der nächsten Gemeindeversammlung, die im Dezember stattfindet, behandelt.

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