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Zug

In der Umgebung von Cham finden sich 500 Jahre alte «Grenzwächter»

Entlang der Kantonsgrenze bei Knonau und Maschwanden finden wir eindrückliche Exemplare historischer Grenzsteine. Sie sind kantonales Zürcher Kulturgut und erfüllen ihre Funktion auch nach Jahrhunderten.
Auf der Kantonsgrenze über dem Hatwilerfeld bei Maschwanden steht einer der historischen Grenzsteine von 1537. (Bild: Andreas Fässler (11. Juli 2018))

Andreas Faessler

Als sie angefertigt und aufgestellt wurden, lag nicht so viel Idylle und Beschaulichkeit über der Gegend, wo sie bis heute stehen: Entlang der Kantonsgrenze im Gebiet Maschwanden und Knonau finden wir formschön behauene Grenzsteine aus dem 16. Jahrhundert. Wenige Jahre, nachdem sich die Katholiken und die Reformierten dies- und jenseits der Kantonsgrenze die Köpfe eingeschlagen hatten, wurden die massiven Grenzsteine platziert. Zwei der heute noch vorhandenen tragen die Jahreszahl 1537. Wohl sind sie entsprechend verwittert, aber noch immer sind die Ziffern gut lesbar. Auch die eingemeisselten Kantonswappen von Zürich und Zug sind gut zu erkennen.

Kaum mehr wahrgenommen

Einer dieser Grenzsteine, welche im Übrigen als Zürcher Kulturgut von kantonaler Bedeutung inventarisiert sind, finden wir an einer Stelle, wo bis auf den zuständigen Landwirt kaum jemand vorbeikommt. Somit bleibt der Stein weitgehend unwahrgenommen: Er steht mitten im Weidland auf einer kleinen Geländekuppe über dem Hatwilerfeld – zwischen dem Hof Hatwil (Cham) und dem Waldstück Unterholz (Maschwanden/Cham).

Bereits sichtlich eingesunken markiert er stoisch die hier verlaufende Kantonsgrenze, die weiter westlich dem Hatwilerbach und schliesslich der Lorze bis zum Reussspitz folgt. Über dem Zürcher Wappen ist die genannte Jahreszahl 1537 eingemeisselt. Auf einer Seite hat man später die Jahreszahl 1881 hinzugefügt. Ob dieser Stein schon immer hier gestanden hat, ist zu bezweifeln, zumal an dieser Stelle zu keiner Zeit eine bedeutende Verbindungsroute belegt ist. Diese verliefen weiter westlich und östlich davon über das Hatwilerfeld, respektive der heutigen Strasse von Knonau nach Maschwanden entlang.

Mit Bestimmtheit viel länger am jetzigen Ort befindet sich ein weiterer Stein, der ebenfalls die Jahreszahl 1537 trägt: an der Ecke des kleinen Waldstückes direkt an der Hagendornstrasse bei Knonau. Es ist davon auszugehen, dass dieser Stein identischer Machart ist wie der vorig genannte im Hatwilerfeld. Allerdings ist er dem Anschein nach bereits soweit in den Boden eingesunken, dass nur noch die oberen Ränder der beiden Wappen sowie die Jahreszahl erkennbar sind. Wie viele Fuhrwerke, Kutschen und sonstige Vehikel hat er in den vergangenen 500 Jahren vorbeikommen sehen?

Wie alt ist der Stein?

Ein dritter Grenzstein derselben Art steht genau auf halber Strecke der beiden Exemplare von 1537, ebenfalls an der Hagendornstrasse, am Waldrand des zugseitigen Unterholzes. In Form und Gestaltung ist er den anderen beiden nachempfunden, es lässt sich hier jedoch nur die Jahreszahl 1881 ablesen. Ob er tatsächlich aus dem 19. Jahrhundert stammt? Wohl schon, da er deutlich weniger Verwitterungsspuren aufweist als die anderen.

Mehr Fragen wirft seine Platzierung auf, die insofern ungewöhnlich ist, als an seiner Stelle die historische Route von Cham nach Zürich nicht die Grenze überquert, sondern vorerst noch entlang von ihr verläuft. Erst knapp 200 Meter weiter gelangt die Strasse vollständig auf Zürcher Boden. Möglicherweise hatte dieser Grenzstein einst auf der anderen Seite des Unterholzes gestanden und ist zu einem späteren Zeitpunkt an seinen heutigen Standort versetzt worden.

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