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Zug

Giftpflanze: Im Unscheinbaren lauert Gefahr

Das Jakobskreuzkraut ist eine einheimische Pflanze, die es in sich hat. So harmlos sie auch aussieht, es geht von ihr eine lebensbedrohliche Gefahr aus für weidende Nutztiere. Auch im Kanton Zug ist sie verbreitet.
Hübsche Wiesenblumen, die für Kühe und Pferde tödlich sein können: das Jakobskreuzkraut. (Bild: PD)

Cornelia Bisch

Sie sieht eigentlich ganz nett aus, die Blume des Jakobskreuzkrauts. Ähnlich geformt wie eine Margerite, weist sie einen dunkelgelben Kern und blassgelbe Blütenblätter auf. Eine gewöhnliche Wiesenblume, könnte man denken. Wächst sie aber auf einer Weide, kann dies für die dort grasenden Kühe und Pferde, seltener auch Schafe und Ziegen, in einem qualvollen, je nach Dosis kurzen oder über Jahre andauernden Todeskampf enden. Denn die Pflanze ist hochtoxisch.

Wie eine Broschüre des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg informiert, ist das Kraut vor allem im spät geschnittenen Heu gefährlich. Die Bitterstoffe, welche die Tiere vom Konsum der Pflanze auf der Weide bis zu einem gewissen Grad abhalten, bauen sich offenbar in trockenem Zustand ab, nicht aber die Alkaloide, welche die Tiere vergiften. Die Folgen sind Magen-Darmbeschwerden und Leberschäden, es kommt zu Appetitlosigkeit, Krämpfen, Gehstörungen und Verwerfungen. «Eine Behandlung der Tiere bei akuter oder chronischer Vergiftung ist meist aussichtlos», heisst es in der Broschüre.

Laut eines Online-Berichts von welt.de Mitte Juli dieses Jahres untersucht der deutsche Forscher Helmut Wiedenfeld die Gefahren, die vom Jakobskreuzkraut und verwandten Pflanzen für den Menschen ausgehen. Wie ein Fall im Oberallgäu zeigt, ist der Verzehr ebenfalls tödlich. Der Forscher hat ausserdem den Verdacht, dass die Alkaloide der Pflanze Mitverursacher einer steigenden Zahl von Lebererkrankungen sein könnten. Hauptverdächtiger unter den Lebensmitteln wäre in diesem Fall vor allem Importhonig aus Australien, Neuseeland und Südamerika, wo die Pflanze weit verbreitet ist. Denn beim Sammeln von Nektar und Pollen, bringen die Bienen auch die Giftstoffe mit und verarbeiten sie im Honig.

Besorgte Bürgerin reagiert

Die Leserin Irene Iten-Muff aus Unterägeri weiss als Bauerntochter von der Gefahr der Pflanze und stellt mit Besorgnis fest, dass sich das Jakobskreuzkraut in den letzten Jahren immer mehr in der Region ausgebreitet habe. «Nicht nur landwirtschaftliche Flächen sind davon betroffen, sondern auch entlang von Strassen oder in Privatgärten ist mir diese Pflanze schon aufgefallen», schreibt sie.

Ist man sich seitens des Kantons der Gefahr durch die Pflanze zu wenig bewusst? Christoph Troxler vom Amt für Umweltschutz bestätigt die Verbreitung des Jakobskreuzkrauts im Kanton Zug. «Verschiedene kantonale Stellen, der Strassenunterhalt, Wasserbau, die Ämter für Wald und Wild, Raumplanung und Landwirtschaft sowie das Landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum bekämpfen das Auftreten von invasiven Neophyten», betont er. «In diese Bekämpfungsmassnahmen ist auch das einheimische Jakobskreuzkraut einbezogen.»

Jedes Amt sorgt für seinen Bereich

Ob sich die Pflanze in den vergangenen Jahren stärker ausgebreitet hat, kann er so nicht sagen. «Von unserer Seite ist das schwierig zu beurteilen. Da es sich beim Jakobskreuzkraut um keinen Neophyten handelt, wird die Pflanze nicht systematisch erfasst.» Ihre Bekämpfung sei zwar immer stärker zum Thema geworden, jedoch konzentriere sich jedes Amt auf seinen eigenen Bereich. «Das Landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum informiert die Bauern über geeignete Vorsorge- und Bekämpfungsmassnahmen», so Troxler. «Bleibt natürlich die Frage, wie konsequent sie die Massnahmen auf ihrem eigenen Land umsetzen.»

Privatgärten würden nicht systematisch überprüft, sondern lediglich auf Hinweise hin. «Der Forstdienst geht solchen Hinweisen nach und weist Besitzer auf die Gefahr durch die Pflanzen hin.» Auch selbst sind die Fachleute stets mit offenen Augen unterwegs und reagieren, wenn sie die Pflanzen erkennen. «Sie wachsen vor allem an Borden, oder auf rekultivierten Flächen, die selten gemäht werden», erklärt Troxler. «Auch in Kiesgruben oder Deponien halten sie sich oft lange, ohne dass sie bemerkt werden.

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