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Zug

Elektronisches Patientendossier: Wird der Kanton Zug nochmals zur Kasse gebeten?

Eine Lösung für das Projekt des Bundes lässt auf sich warten. Bei einem Anbieter ist auch der Kanton involviert.
Auch das Zuger Kantonsspital hat bereits eine Rechnung im Zusammenhang mit der Erstellung elektronischer Patientendossiers erhalten. Dies trotz Verzögerung bei der Leistungserbringung seitens der Anbieterin Axsana AG. (Bild: Stefan Kaiser (16. März 2020))

Harry Ziegler

Eigentlich sollten Patientinnen und Patienten seit April dieses Jahres ein elektronisches Patientendossier (EPD) eröffnen können. Allerdings ist das trotz gesetzlicher Vorgabe noch nicht möglich. Und laut einem Bericht im «Tages-Anzeiger» sei es auch alles andere als sicher, ob das je möglich sein werde. Denn momentan könne kein Anbieter eine funktionierende Lösung vorweisen. Allerdings muss diesen zugutegehalten werden, dass seit dem Startschuss vor 13 Jahren die Anforderungen an ein solches EPD immer wieder angepasst und geändert wurden. Den Mailverkehr zwischen dem «Tages-Anzeiger» und Axsana hat die Firma übrigens auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Ein Anbieter eines solchen elektronischen Dossiers ist die Axsana AG. Sie gewann in verschiedenen Kantonen – so in den Kantonen Zug und Luzern – Ausschreibungen. Die Axsana ist aus einer Initiative des Kantons Zürich hervorgegangen, den Verwaltungsrat präsidiert der ehemalige Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger.

«Getragen wird die Axsana AG von zwei Aktionärsgruppen, die je 50 Prozent der Aktien halten», wie Zugs Gesundheitsdirektor Martin Pfister ausführt, «dem Trägerverein XAD, das sind die Leistungserbringer-Verbände und der Cantosana mit mittlerweile 14 angeschlossenen Kantonen.» Im Auftrag der Cantosana sitzen seit Ende April Regierungsrat Martin Pfister sowie sein Berner Kollege Pierre Alain Schnegg im Axsana-Verwaltungsrat.

Rechnungsstellung sorgt für Ärger in Spitälern

Die Axsana AG hat laut Website 204 Gesundheitseinrichtungen aus 18 Kantonen an ihre Lösung gebunden. Ursprünglich versprach sie gemäss «Tages-Anzeiger» die vollständige Integration der elektronischen Patientendossiers in die Kliniksoftware der Spitäler. Nun sei sie nicht in der Lage, die Minimallösung laut Gesetz rechtzeitig zu liefern. Immerhin funktioniert das Versenden von Rechnungen. Die Axsana hat den angeschlossenen Organisationen nämlich solche gestellt. Bezahlt werden sollten – trotz der Verzögerung – über 80 Prozent der vorgesehenen Grundgebühr. Das hat bei zahlreichen Spitaldirektoren zu Unmut bis hin zur Zahlungsverweigerung geführt. Erst als sich Axsana bereit erklärte, die Rechnungssummen um 50 Prozent zu reduzieren, kehrte etwas Ruhe ein.

Das Kantonsspital Zug ist eines jener Spitäler, die von der Firma eine Rechnung erhielten. Matthias Winistörfer, der Direktor des Kantonsspitals sagt: «Wir haben im Juli die Rechnung für den auf die Hälfte reduzierten Beitrag 2020 erhalten. Diese Rechnung werden wir bezahlen.» Die übrigen Zuger Leistungserbringer Andreas Klinik, Klinik Adelheid, Klinik Zugersee und die Klinik Meissenberg haben sich ebenfalls Axsana angeschlossen. Zugs Gesundheitsdirektor Martin Pfister sagt dazu: «Alle stationären Zuger Leistungserbringer haben einen Vertrag mit der Axsana als Anbieter des EPD abgeschlossen. Die EPD-Gebühren richten sich nach einem transparenten Gebührenmodell. Wie hoch die spitalinternen Kosten sind, ist mir nicht bekannt.»

Steckt die Axsana in finanziellen Schwierigkeiten?

Probleme bereitet der Axsana unter anderem die Zertifizierung der für das EPD notwendigen Informatik. Das, weil die Prüfer der Axsana-Lösung, die SQS, wiederum vom Bund darauf geprüft werden, ob die Zertifizierung richtig durchgeführt werde. Beides komme nicht richtig vom Fleck. Zudem: In einem E-Mail des Axsana-Geschäftsführers, aus der der «Tages-Anzeiger» zitiert, wird deutlich, dass es um die Finanzen des Unternehmens wohl nicht zum Besten steht. Das hätten der Zeitung auch Verantwortliche bestätigt, die Einblick ins Projekt der Axsana haben. Die Firma habe im Herbst des letzten Jahres einen Kredit des Kantons Zürich zurückzahlen müssen, und die Unterstützung durch Bundesgelder sei ebenfalls ausgelaufen. Darüber hinaus soll der Axsana-Geschäftsführer erklärt haben, dass es sich bei den verrechneten Leistungen nicht nur um die Nutzung eines operativen Systems handle. Was bedeutet, es muss bezahlt werden, auch wenn das System noch nicht funktioniert.

Klar ist, dass die Reduktion der an die Spitäler gestellten Rechnungen um die Hälfte Spuren in den Finanzen hinterlassen wird. Wie hoch die Mindereinnahmen sein werden, ist unbekannt. Überhaupt scheint Axsana nicht sehr auskunftsfreudig zu sein, wenn es um die Finanzen geht. So fehlt gemäss «Tages-Anzeiger» im Geschäftsbericht 2019 eine Bilanz.

Immerhin werde Axsana laut erwähntem Zeitungsbericht auf andere Kostenträger zugehen, um allfällige Löcher zu stopfen. Gemeint sind damit wohl auch die Kantone, die die Firma über die Cantosana mittragen – darunter die Zentralschweizer Kantone Zug, Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz und Uri.

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