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Zug

Der Kanton Zug als Milchkuh

HINGESCHAUT: Mit dem Werk eines britischen Graffiti-Künstlers verschönert die Tagesschule Elementa ihren Eingangsbereich. Das Resultat repräsentiert gewissermassen die Sicht auf den Kanton Zug von aussen.
Innert weniger als zwei Tagen schuf Andy Council aus Bristol die Zuger Graffiti-Kuh beim Eingang zur Tageschulse Elementa in Neuheim. (Bild: Jakob Ineichen)

Andreas Faessler

Es sieht aus, als würde sie übermütig die Treppe hinunterhüpfen. Sie ist ganz frisch, erst wenige Tage alt. Seit Freitag letzter Woche gibt eine fröhliche Milchkuh dem grasgrünen äusseren Eingangsbereich der Tagesschule Elementa in Neuheim noch mehr Farbe. Das Besondere: Die Wandmalerei stammt von namhafter Hand aus der britischen Szene. Der Illustrator und Graffiti-Künstler Andy Council aus Bristol hat sich in Neuheim mit einem für ihn sehr typischen Street-Art-Werk verewigt. Man findet seine farbintensiven Graffitis vor allem in Grossbritannien an vielen Orten im öffentlichen Bereich an. Ihnen allen ist gemein, dass sie einen hohen Wiedererkennungswert haben: Council schafft vornehmlich Tier- und Fabeldarstellungen – insbesondere Saurier –, welche sich aus kleinteiligen Darstellungselementen zusammensetzen. Diese nehmen entweder Bezug auf gesellschaftliche Themen, ein Beschäftigungsfeld – beispielsweise dasjenige des Auftraggebers – oder auf einen Ort. Council schafft Kompositionen wie Junk-Food-Enten, Schnaps-Füchse, Elektroschrott-T-Rexe, Turnschuh-Triceratops, Bristol-Saurier, Budapest-Pferde oder eben jetzt auch noch Zug-Kühe wie diejenige in Neuheim: Sie besteht ausschliesslich aus konkret im Kanton Zug vorkommenden Elementen.

Es dient die Zuger Altstadt mit ihren markantesten Gebäuden als Kuhrumpf. Das Uptown wird zum Schädel, und zwei Chriesi bilden die Nase. Die elf Gemeindewappen im Glockenriemen lassen sich symbolisch für die Gesamtheit des Kantons interpretieren. Der Künstler bringt es fertig, selbst die Katastrophenbucht mitsamt Wasserfontäne stimmig in die Graffiti-Kuh einzuarbeiten. Und wer aufmerksam ist, entdeckt auch die Tagesschule Elementa höchstselbst innerhalb dieses wimmelbildartigen Ganzen.

Was macht Zug aus?

Die Zusammenarbeit der Tagesschule Elementa mit der britischen Graffiti-Koryphäe war möglich, weil die Mutter eines Elementa-Schulkindes persönliche Kontakte zu Andy Council hatte, da sie selbst in der britischen Kunstszene vernetzt ist. Von ihr kam folglich auch der zündende Input, von Council den Hauseingang gestalten zu lassen. Wie weiss nun ein Künstler aus Bristol aber, was Stadt und Kanton Zug ausmachen? Das Werk ist im Rahmen eines Kunstprojektes entstanden, bei dem die Kinder der Elementa aktiv mit in den Entstehungsprozess einbezogen wurden. Sie haben gemeinsam Zug ausgekundschaftet, Skizzen angefertigt von Merkmalen, die ihnen besonders auffallen und für sie Stadt und Kanton ausmachen. Nach einer Auswertung des Zusammengetragenen wurde das Ganze dem Künstler übersandt, worauf dieser sich eine Vorlage erarbeitete, wie die Kuh aussehen soll, welche jenes Zug repräsentiert, das die Kinder wahrnehmen.

Zusätzlich anzumerken ist, dass die meisten der Elementa-Kinder Expat-Familien angehören und folglich nicht im Kanton Zug ihre Heimat haben. Unter diesem Aspekt reflektiert die Zug-Kuh denn auch gewissermassen die Sicht auf Stadt und Kanton von aussen, was das Kunstwerk noch einen Tick spannender macht. Dass Andy Council ein Meister seines Faches ist, bewies er im Zuge der Umsetzung: Am Mittwoch kam er an, am Donnerstag baute er ein Holzgerüst auf und begann mit der Arbeit. Am Freitag war alles fertig. Er sprayte direkt auf die grüne Wand. Einzig für die kleinteiligen Stellen griff er zum Pinsel. Die Zuger Graffiti-Kuh ist ein Kunstwerk, das nicht nur zu einem flüchtigen Blick verleitet, sondern ausgiebig betrachtet werden möchte in seiner ganzen Detailvielfalt.

Mit «Hingeschaut» gehen wir ­wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.

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