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Luzern

Zu wenig Reiter: Luzerner Herrgottskanoniere müssen umdisponieren

Die 80-köpfige Bruderschaft der Herrgottskanoniere kann zwar jedes Jahr Neumitglieder begrüssen – doch nun gibts einen Engpass bei den Reitern. Das wirkt sich auf den Fronleichnams-Marsch vom Kornmarkt zum Gütsch aus.
Die Herrgottskanoniere im Gütschwald, auf dem Weg vom Kornmarkt zum Gütsch. (Bild: Keystone/Urs Flüeler, Luzern 14. Juni 2017)
Je zwölf Mal schiessen die Herrgottskanoniere am Mittwochabend und Donnerstagmorgen vom Gütsch. (Bild: Pius Amrein, Luzern 4. Juni 2015)

Roman Hodel

Roman Hodel

Sie sind ein wichtiger Bestandteil von Fronleichnam, die Luzerner Herrgottskanoniere. Seit 1580 begleiten sie den katholischen Feiertag und erinnern die Bevölkerung mit zwölf Salutschüssen – je einen für jeden Apostel – an die Prozession. Bereits am Mittwoch heissts für die 80-köpfige Bruderschaft wieder antreten zum Dienst.

Der eigentliche Abmarsch ist laut Tagesbefehl auf 18 Uhr angesetzt. Dann gehts vom Kornmarkt zum Gütsch, begleitet wie immer von der Feldmusik Luzern und einem Detachement der Schweizergarde. Normalerweise marschiert die Bruderschaft in drei Geschütz-Zügen. Das heisst: Pro Zug eine Kanone, die von je sechs berittenen Pferden gezogen wird. Doch diesmal werden es nur zwei Züge und somit zwei Kanonen sein.

«Uns fehlen zwei bis drei Reiter», erklärt Oberleutnant Bernhard Blättler, Kommandant der Herrgottskanoniere. «Zur Überbrückung können wir nicht einfach andere Mitglieder einsetzen – es braucht Leute, die erfahren sind im Umgang mit Pferden.» Deshalb müsse man die dritte Kanone ausnahmsweise mit einem Fahrzeug zum Gütsch hoch transportieren. Entstanden sei die personelle Lücke, weil man für die üblichen altersbedingten Rücktritte keinen Ersatz gefunden habe. Es sei grundsätzlich schwieriger geworden, neue Mitglieder zu gewinnen. Blättler sagt:

«Wer mitmachen möchte, muss in der Kirche sein und Militärdienst geleistet haben – beides ist heute nicht mehr selbstverständlich.»

Das kann man wohl sagen: Die Truppenbestände der Schweizer Armee sind seit der Reform stark zurückgegangen und viele gehen schon gar nicht mehr ins Militär. Hinzu kommt: Immer mehr Leute wenden sich von der Kirche ab. Dabei erfreuen sich die Herrgottskanoniere gemäss Blättler nach wie vor grosser Beliebtheit:

«Vor allem die Touristen sind jeweils ganz aus dem Häuschen, wenn wir uns mit den Pferden und Kanonen am Kornmarkt einfinden – und wegen der ehemaligen Schweizergarde-Mitglieder meinen viele, der Papst käme auch noch.»

Doch auch die Einheimischen schätzten das Brauchtum wieder mehr, «gerade in Zeiten wie diesen, in denen sich alles so schnell verändert», sagt der Kommandant.

Deshalb macht sich Blättler auch keine Sorgen, dass den Herrgottskanonieren die Mitglieder generell ausgehen werden: «Meistens gewinnen wir Neumitglieder durch Empfehlungen im Freundeskreis oder durch das Götti-Prinzip, etwa wenn der Vater den Sohn zum Mitmachen bei uns motiviert.» Tatsächlich konnte die Bruderschaft seit Januar zwei Neuzuzüge verzeichnen, bei der Geschützbatterie und den Tambouren. Bei letzteren trommelt auch die bislang einzige Frau der Herrgottskanoniere. Blättler betont: «Genauso wie bei der Armee sind die Frauen bei uns ebenfalls willkommen.»

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