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Stadt Luzern

Zu wenig Guides – soziale Stadtführungen werden eingestellt

Ende Jahr beendet der Verein «Abseits Luzern» seine Tätigkeit. Es sei zunehmend schwieriger geworden, genügend Guides für die Stadttouren zu finden.
Soziale Stadtführungen gibt es in Luzern nur noch bis Ende Jahr.
Bild: Bild: zvg

Der Verein «Abseits Luzern» führt seit 2017 soziale Stadtführungen in Luzern durch. Auf diesen zeigen sozial benachteiligte Menschen mit besonderer Biografie, zum Beispiel ehemalige Drogenabhängige, die Stadt aus ihrem Blickwinkel. Das Angebot ist beliebt: So hat der Verein bisher rund 1200 Führungen veranstaltet und dabei 16’000 Gäste verzeichnet.

Dennoch hat der Vorstand entschieden, das Angebot Ende Jahr einzustellen. Es sei zunehmend schwieriger geworden, genügend Guides zu finden, wie der Verein mitteilt. Ein geregelter Abschluss sei mit diesem Entscheid gewährleistet. Die drei noch aktiven Guides sowie die im Hintergrund engagierten Personen seien bereits im Juli informiert worden.

Guides mit viel Herzblut dabei

Dass das Angebot eingestellt wird, sei für die verbliebenen Guides nicht einfach. «Sie haben die Tätigkeit mit viel Herzblut gemacht und sich stark damit identifiziert», sagt Marco Müller, Vereinspräsident und Grünen-Grossstadtrat. Jedoch sei für sie die letzte Zeit sehr stressig gewesen. Einerseits lag dies daran, dass die Zahl der Guides abgenommen hat. Andererseits hätten immer wieder neue Guides die Ausbildung gestartet und dann abgebrochen.

Die Anforderungen für die Aufgabe als Guide seien hoch: «Für viele interessierte Personen war schon die Ausbildung eine Hürde. Andere Guides hatten nach einem guten Start persönliche Rückschläge und mussten darum wieder aufhören, etwa wegen stark gestiegenen Suchtverhaltens oder psychischer Krisen», so Müller.

Die Ausbildung sei sehr vielfältig gewesen. «Es ging um Selbstreflexion, Biografie-Arbeit, Auftrittskompetenzen und Wissen zu den sozialen Institutionen», erklärt Müller. Die Guides waren alle beim Verein «Abseits Luzern» angestellt. Die Zahl der von ihnen durchgeführten Stadtführungen unterlag saisonalen Schwankungen. Zusammen mit Weiterbildungen, Teamsitzungen und Schulungen kamen sie auf ein Arbeitspensum von 5 bis 10 Prozent.

Was machen die verbliebenen Guides in Zukunft? Ein weiblicher Guide sei bereits pensioniert und werde sich nach einer anderen Tätigkeit umsehen. Die beiden anderen seien noch in Programmen weiterer sozialer Institutionen tätig.

Zuerst Anzahl Führungen reduziert

Als mögliche Lösung für das Problem hatte «Abseits Luzern» zuerst die Anzahl Führungen reduziert. Diese hing stets von der Zahl der Guides, deren zeitlichen Ressourcen und individuellen Bedürfnissen ab. Vor vier Jahren bot der Verein noch deutlich mehr Führungen an, da damals acht Guides tätig waren.

Noch weniger Führungen anzubieten, sei keine Option, weil so der Aufwand im Hintergrund zu gross wäre. Zudem sei die Last der einzelnen Guides zu hoch. «Wir haben oft Situationen, in denen ein Guide kurzfristig ausfällt. Es braucht eigentlich immer einen zweiten Guide, der einspringen kann», erklärt Müller. «Dies ist zunehmend nicht mehr möglich – das ist für alle Beteiligten unbefriedigend.»

Wer an einer sozialen Stadtführung teilnehmen will, kann dies noch bis Ende Jahr tun. Für die Zeit danach sei kein neues Projekt in Planung, meint Müller auf Anfrage. Doch er fügt an: «Wer weiss, was die Zukunft bringen wird.»

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