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Luzern

Zivilschützer bekämpfen in Neuenkirch die Afrikanische Schweinepest – in einer fiktiven Übung

Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest hätte im Kanton Luzern wirtschaftlich gravierende Folgen. Im Wald bei Neuenkirch wurde darum für den Ernstfall geübt.
Ein Zivilschützer im Schutzanzug birgt ein Wildschweinkadaver (Attrappe) sicher verpackt aus dem Chüserainwald in Neuenkirch. (Bild: PD)
Mit Stangen durchkämmen die Zivilschützer den Wald. (Bild: PD)
Der Fundort eines Kadavers wird markiert und abgesperrt. (Bild: PD)
Eine Attrappe eines Wildschweinkadavers wird auf einem Schlitten abtransportiert. (Bild: PD)

Susanne Balli

Susanne Balli

Susanne Balli

Susanne Balli

Ein Waldstück von drei Kilometern Durchmesser ist Sperrgebiet. Rund 20 Zivilschützer kämpfen sich in einer Reihe durch Sträucher, Äste und Gebüsch. Mit langen Stangen arbeiten sie sich Meter für Meter durch den Chüserainwald auf dem Gemeindegebiet von Neuenkirch. Sie sind auf der Suche nach Wildschweinkadavern. Im Sperrgebiet wurde zuvor ein totes Wildschwein gefunden, das mit dem für Wild- und Hausschweine tödlichen Virus der Afrikanischen Schweinepest (AFP) infiziert war. Unter allen Umständen müssen weitere mögliche Kadaver geborgen werden.

Dieser Fall ist in der Realität bisher bei uns nicht eingetreten. Vorerst bleibt es eine praktische Übung, die der kantonale Veterinärdienst und die kantonale Formation des Zivilschutzes letzte Woche über mehrere Tage durchführte, um sich für den Ernstfall zu wappnen.

Afrikanisch Schweinepest hat Deutschland erreicht

Denn mittlerweile ist die Afrikanische Schweinepest in der Wildschweinpopulation in Deutschland nahe der Grenze zu Polen angelangt. Der Bund schätzt die Gefahr, dass die für Menschen ungefährliche Tierseuche (siehe Box unten) auch in der Schweiz auftreten kann, als gross ein. Es könnte jederzeit ein Fall bei uns auftreten.

Die Seuchenübung im Chüserainwald, bei der auch die Dienststelle Landwirtschaft und Wald involviert war, lief wie im Ernstfall ab. «Zuerst wurde ein Sperrgebiet festgelegt», erklärt Kantonstierarzt und Leiter Veterinärdienst Martin Brügger. Darin mussten die Zivilschützer den Waldboden absuchen. Brügger erklärt:

«Es handelte sich um eine Grobsuche, die vergleichbar mit einer Suche nach verschwundenen Personen ist.»

Weil die Polizei damit vertraut ist, nahm sie laut Brügger ebenfalls an der Seuchenübung teil.

Die Zivilschützer hatten Erfolg und entdeckten die ausgelegten Attrappen. «Es handelte sich um Sandsäcke mit einem Gewicht von bis zu 40 Kilogramm. Damit sollte der Abtransport so real wie möglich simuliert werden», erklärt Brügger. Die Säcke wurden auf Bahren und Schlitten durch den Wald getragen und gezogen.

Im Ernstfall würden die Wildschweinkadaver gut verpackt für Probeentnahmen zu tierärztlichen Kontrollstellen gebracht und später sicher entsorgt. Beim kontaminierten Waldboden müsste laut Brügger der oberste Teil des Bodens abgetragen werden. Doch dies wäre, je nach Beschaffenheit des Bodens, nicht immer möglich. Dann würden oberflächlich Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen. Dies aber nur mit einer Sonderbewilligung.

Zahlreiche weitere Sicherheitsmassnahmen nötig

Nach der Bergung der Kadaver würden im Ernstfall zahlreiche weitere Schritte nötig. «Dafür gib es technische Weisungen vom Bund. So würde das betroffene Gebiet eingezäunt und es würden Nutzungseinschränkungen im Wald erlassen, wie Betretungs- und Jagdverbote. «Das Ziel wäre dann so wenig Aktivitäten im Wald wie möglich, um infizierte Tiere nicht zu verscheuchen», sagt Brügger. Schweinebetriebe in der Nähe müssten Biosicherheitsmassnahmen treffen. So müssten zum Beispiel bei den ersten zwei Todesfällen von Schweinen im Stall, die es ab und zu gebe, die Kadaver auf ASP untersucht werden.

Martin Brügger zieht für die Übung eine positive Bilanz: «Die vorgesehenen Abläufe und Transportgeräte sowohl für die Suche als auch für die Bergung von Kadavern haben sich grundsätzlich bewährt. Der Kanton Luzern ist bestens auf den Ernstfall vorbereitet.» Dennoch hofft er, dass dieser nie eintreten wird. «Gerade jetzt, in der Zeit der Coronapandemie, wäre das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest bei uns der Super-GAU.» Denn zu deren Bekämpfung würden grosse personelle Ressourcen verschiedenster involvierter Stellen benötigt.

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