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Zofingen

Zillertaler singt auf dem Heitere ein Liebeslied für Luzern

Das Volksschlager auf dem Heitere steht seit einem Vierteljahrhundert für Gemütlichkeit. 7000 haben sich diese Party am Donnerstag gegönnt.
Marc Pircher trifft den Nerv der Fans.

Bild: Bild: Dominik Wunderli (Zofingen, 10. 8. 23)

Es ist der dritte Tag der Heitere-Woche. Die Infrastruktur für das eigentliche Heitere-Open-Air vom Wochenende ist zwar noch nicht fertig aufgebaut, aber das interessiert die Volksschlagerfans nicht. Sie wollen ihren Stars und Sternchen auf der Lindenbühne zujubeln. Doch zuvor suchen sich viele ihren Platz für den Abend aus, den sie möglichst behalten wollen. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Tagen sind die zahlreichen Festbänke schon kurz nach der Türöffnung um 17 Uhr restlos besetzt. Und die bleiben das praktisch bis zum Schluss.

Das Publikum am Donnerstag ist begeisterungsfähig, viele geniessen die Calimeros, Beatrice Egli, Nik P. und Co. aber dennoch lieber im Sitzen. Dementsprechend tragen manche ihre Campingstühle mit auf den Zofinger Hausberg hoch.

Mit dem AC/DC-Shirt am Volksschlager

Zum guten Ton zählt auch eine dem Anlass gebührende Kleidung. Lederhosen, karierte Hemden sowie Edelweisshemden sind bei Männern angesagt, eine schöne Anzahl Frauen kommen im Dirndl, einer Tracht oder ähnlichem Tuch daher. Nur eine Musikliebhaberin steht, im übertragenen Sinne, schräg in der Landschaft: Lili Arnold aus Reiden hat sich im nicht ganz zeitgemässen schwarzen T-Shirt mit einer Gruppe Leute rund 20 Meter vor der Bühne platziert. Den AC/DC-Schriftzug und damit ihre Liebe zur Rockmusik trägt sie einen Tag zu spät zur Schau. Gerockt wurde am Mittwoch mit Slade, Level 42 und Simply Red. «Aber sicher war ich gestern auch hier. Und nein, ich habe die Nacht nicht im Zelt verbracht. Ich wohne ja gleich um die Ecke», beantwortet sie eine Frage, die gar nicht gestellt wurde. Lili ist Betreuerin bei der Stiftung für selbstbestimmtes und begleitetes Leben, SSBL, und verbringt mit einigen ihrer Klienten einen hübschen Abend bei Musik, die ihrer Gruppe deutlich mehr zusagt als ihr.

Begeisterungsfähiges Publikum während dem Volksschlager.

Bild: Bild: Dominik Wunderli (Zofingen, 10. 8. 23)

Für Beatrice Egli könne sie sich vielleicht erwärmen, wenn es sein müsse, meint die 63-Jährige, deren bevorzugtes Festival das Greenfield in Interlaken ist, wo die schweren Gitarren spielen.

Die 7000 Volksschlager-Fans wollen aber nicht Bands mit Instrumenten, sondern Stimmung. Beim Start von Marina Marx waren sie noch nicht ganz soweit. Die Calimeros haben da bedeutend leichteres Spiel. Ihre ersten Strophen «Schiff Ahoi, Schiff Ahoi, Leinen los und dann Goodbye» wirken wie ein Weckruf. Immer mehr Leute suchen den Weg an die Bühne. Dieser Abend wird richtig gut, das ist jetzt klar.

Moderator Sascha Ruefer - er werde an diesem Abend nicht singen, damit man ihm dies in der AZ nicht wieder zum Vorwurf machen könne - preist den Zillertaler Marc Pircher in höchsten Tönen an. Zuvor die Frage ans Publikum: «Wie gehts euch? Peeeetraaa Sturzenegger!» Die Hände fliegen in die Höhe, dann betritt der «ErVOLKsmusiker», der in Risch wohnt, die Bühne und trifft genau den Punkt. «Servus Zofingen, habt ihr Lust auf Stimmung? Wo sind die Hände!», ruft er in den abendlichen Himmel, und das Publikum zeigt ihm, wo die sind.

Er singt erst kreuz und quer bekannte Lieder. Von «Schatzi schenkst mir ein Foto» übers «Vogulisi» bis zu Van Halens «Jump» ist ihm nichts heilig. Warum auch, sein grosser Hit heisst schliesslich «Sieben Sünden», und den gibt er auch zum Besten.

Dann bringt er sein neustes Stück, eine Liebeserklärung an Luzern, vor: «Du bisch a geile Stadt», heiss das Lied. Seine Lieblingsstadt sei Luzern und weils grad passt wünscht er auch dem FCL einen guten Match in Schottland. Eine saubere Show legt er da hin. Oder mit den Worten des Schlagerfans Oliver Burri aus Grosswangen: «Der weiss, wie man Stimmung macht.» Der Luzerner trägt ein Original-Zillertaler-Hemd. «Morgen beginnt das Open Air der jungen Zillertaler. Vielleicht fahre ich spontan hin. Ich lasse mich auf dem Heitere inspirieren», sagt er.

Nur ähnlich begeistert ist der Brittnauer Lukas Steffen. «Das ist einfach ein Typ mit kurzen Hosen und einem T-Shirt, der zum Teil fremde Lieder singt. Ich hätte ihn lieber mit einer Band gesehen», so der 29-jährige Brittnauer, der mit einigen Kumpels auf dem Zeltplatz übernachtet, über den Österreicher. Unter dem Strich findet er aber: «Der Heitere ist in dieser Woche mein Daheim, da kann eigentlich kommen wer will.» An diesem Abend sind das noch Voxxclub, Beatrice Egli und Nik P., die frenetisch bejubelt werden. Vielleicht ist der Brittnauer dann bereits auf dem Zeltplatz am feiern.

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