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Luzern

Zentralschweizer Destinationen hoffen und bangen: «Wir wären bereit»

Der Vorverkauf für die kommende Skisaison ist in der Zentralschweiz gut angelaufen. Doch die Angst vor neuen Einschränkungen bleibt. Ein Flickenteppich zwischen den Kantonen wie im vergangenen Jahr soll vermieden werden. In kleinem Stil gibt es diesen trotzdem.
Sepp Odermatt, Präsident der Transportunternehmungen Zentralschweiz, an der Medienkonferenz im Verkehrshaus.  (Bild: Urs Flüeler / Keystone (Luzern, 24. November 2021))
Maskenpflicht im Freien soll es in diesem Winter nicht mehr geben. 
(Archivbild: Michel Canonica)

Christian Glaus

Christian Glaus

Eigentlich wollen sie nur eines: Vorfreude auf die kommende Skisaison verbreiten. Das machen die inzwischen 15 Gebiete, die sich am Schneepass Zentralschweiz beteiligen, jedes Jahr mit einem gut inszenierten Auftritt vor den Medien. «Zuversichtlich in die Wintersaison» lautet die Überschrift der Medienmitteilung. Zusammen mit dem fürs Wochenende angekündigten Schneefall bis in tiefe Lagen wäre der Mittwoch der perfekte Tag gewesen, um diese Zuversicht zu verbreiten. Doch die epidemiologische Lage will es anders. Aus der Zuversicht scheint ein Hoffen und Bangen zu werden. «Wir sind bereit. Oder besser gesagt: Wir wären bereit», muss Sepp Odermatt, Präsident der Transportunternehmungen Zentralschweiz, denn auch einschränkend.

Die grosse Frage lautet: Ist ein Skibetrieb überhaupt möglich? Und wenn ja: mit welchen Schutzmassnahmen? Mitte Oktober hatten die Bergbahnen ihr Powerplay gegenüber dem Bund gestartet, indem sie verkündeten, die Skisaison könne ohne Zertifikatspflicht starten. Etwas irritiert korrigierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) umgehend: Darüber entscheiden nicht die Bergbahnen, sondern der Bundesrat. Seither herrscht in dieser Angelegenheit Funkstille, wie Odermatt bestätigt. «Wir haben kein Feedback bekommen.» Gespannt sei er, wie sich der Bundesrat nach der Abstimmung über das Covid-Gesetz verhalte. Auch Odermatt hat den Eindruck, dass die Landesregierung aus abstimmungstaktischen Gründen Entscheide hinauszögert.

Die Seilbahnen stellen sich nach wie vor auf den Standpunkt, dass eine Zertifikatspflicht kaum umsetzbar wäre. Dies nur schon deshalb, weil einige zum öffentlichen Verkehr zählen und damit einen Transportauftrag haben. Nach den Worten von Sepp Odermatt sind die Bahnen «in den Tälern systemrelevant».

Maskenpflicht, aber keine Abstandsregeln

Solange der Bund oder die Kantone nichts anderes anordnen, gelten in den Seilbahnen die gleichen Regeln wie im öffentlichen Verkehr. Heisst: Maskenpflicht, aber keine Abstandsregeln und keine Zertifikatspflicht. Beim Anstehen im Freien muss weder eine Maske getragen werden noch sind bestimmte Abstände einzuhalten. Sollten die Massnahmen doch verschärft werden, so muss «ein Flickenteppich dieses Jahr mit allen Mitteln verhindert werden», so Odermatt. Die kantonal unterschiedlichen Regeln im vergangenen Winter führten bekanntlich zu bizarren Situationen.

Ein klares Bekenntnis, dass Schutzmassnahmen dieses Jahr regional besser koordiniert werden, hat der Verband Transportunternehmungen Zentralschweiz von den Kantonen bisher aber nicht bekommen. Nur so viel: Die Kommunikation soll aktiver erfolgen und Lösungen sollen gemeinsam gesucht werden. Gemäss den Seilbahnvertretern haben die Erfahrungen aus dem vergangenen Coronawinter zudem gezeigt, dass das Schliessen von Restaurantterrassen wenig Sinn mache. Auch die Maskenpflicht und die Abstandsregeln beim Anstehen im Freien hätten sich in der Praxis als wenig nützlich erwiesen.

Gondeln werden unterschiedlich stark gefüllt

Kein Wildwuchs, keine Wettbewerbsverzerrungen – das steht für die Bahnen also im Vordergrund. In kleinem Stil gibt es dennoch Unterschiede. So führt die Skiarena Andermatt-Sedrun das Reservationssystem mindestens am Gemsstock weiter, womöglich auch beim Gütsch-Express. Die Plätze in den Gondeln, insbesondere der grossen am Gemsstock, werden aber nicht mehr eingeschränkt. Bei den Titlisbahnen rechnet man damit, dass sich die Gäste in der Gondelbahn Titlis-Xpress wenig durchmischen werden. Die Rotair-Seilbahn werde wohl maximal zu etwa 80 Prozent ausgelastet. In Sörenberg will man von den 80 Plätzen der Rothorn-Luftseilbahn etwa 50 bis 60 nutzen. Dafür fährt die Bahn öfter. «Wir wollen damit den Gästen ein gutes Gefühl vermitteln», begründet Direktor René Koller die freiwillige Kapazitätsbeschränkung.

Vorverkauf läuft gut bis «hervorragend»

Obwohl die aktuelle epidemiologische Lage zu einigen Unsicherheiten führt, glauben die Unternehmen an die Skisaison 2021/22. Der Vorverkauf ist jedenfalls gut gelaufen. Im Skigebiet Mörlialp bewege sich dieser «auf normalem Niveau». Vom Schneepass Zentralschweiz, an dem sich 15 Destinationen beteiligen, wurden Stand Ende Oktober 1057 Stück verkauft (Vorjahr 879). René Koller von den Bergbahnen Sörenberg spricht gar von einem hervorragenden Vorverkauf. Die Zahlen lägen im Fünfjahresschnitt. Koller ist der Meinung, die Skigebiete hätten in der letzten Saison bewiesen, dass trotz Pandemie ein sicherer Skibetrieb möglich sei. Er bleibt hoffnungsvoll: «Die Situation müsste schon ganz verrückt werden, dass es wieder zu einem Lockdown kommt.»

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