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Obwalden

WWF-Geschäftsführer zum Titlis-Gletscher: «Das ist reine Pflästerlipolitik»

Um den drastischen Rückgang des Gletschers zu drosseln, setzen die Titlis-Bahnen neu auch auf Kunstschnee auf dem vermeintlich ewigen Eis. Erste Erfahrungen sind positiv, die Methode frisst aber Wasser und Strom (Ausgabe vom 2. Februar). Der Geschäftsführer des WWF Unterwalden, Marc Germann, ist wenig begeistert von der Methode.
Marc Germann, Geschäftsführer des WWF Unterwalden. (Bild: PD)

Oliver Mattmann

Marc Germann, die Titlis-Bahnen verwenden seit einiger Zeit Kunstschnee, um das Schmelzen des Titlis-Gletschers zu verlangsamen. Was halten Sie davon?Aus unserer Sicht ist das reine Pflästerlipolitik. Man investiert viel Geld in etwas, das nicht zu retten ist. Gerade das Beispiel der Titlis-Bahnen zeigt, wie hilflos man oft dem Klimawandel gegenübersteht. Besser wäre, es gar nicht soweit kommen zu lassen. Die technische Beschneiung ist mit hohem Energiebedarf verbunden. Der Stromverbrauch trägt zum Klimawandel bei. Dieser ist des Gletschers Übel. Tönt nach einem Widerspruch.Dem ist ein Stück weit so, wenn auch der Stromverbrauch für den Kunstschnee in Engelberg in der ganzen Klimaerwärmungsproblematik eine verschwindend kleine Rolle spielt. Doch im Kleinen fängt das Übel letztlich an. Positiv darf hervorgehoben werden, dass man dafür Strom verwendet, der aus Wasserkraft generiert wurde.Als Umweltschützer müssten Sie doch erfreut sein, dass man versucht, den Gletscher soweit als möglich zu retten.Nein. Was die Titlis-Bahnen machen, ist ein Kampf gegen Windmühlen. Das ist nicht Umweltschutz, wie wir ihn verstehen. Um es auf die Spitze zu treiben: Die Beschneiung des Gletschers vermittelt den Eindruck, als ob man am liebsten eine Käseglocke über Engelberg stülpen würde.Angenommen, Sie sässen in der Geschäftsleitung der Titlis-Bahnen. Was würden Sie Ihren Kollegen raten?Ich bin überzeugt, dass der Titlis für den Tourismus auch ohne Gletscher attraktiv bleibt. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung sind bereits dran, die Ära danach aufzugleisen. Der Aussichtsberg hat vermarktungsmässig weiterhin Potenzial. Ich hoffe aber, dass man sich auch mit den Folgen der Gletscherschmelze auseinandersetzt. Durch den auftauenden Permafrost werden neue Naturgefahren zum Vorschein kommen: Murgänge oder Steinschläge. Dabei wird es nicht nur um den Schutz der Bahnen, sondern auch den von Engelberg gehen.
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