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Zug

Wo kommt die neue Zuger Kantonsschule zu stehen?

Derzeit können Gemeinden Standortvorschläge für eine Kantonsschule einreichen. Vier haben sich bereits gemeldet.
Am Lüssiweg wird der Platz knapp. Die Standortsuche für einen neuen Bau läuft derzeit. 
(Bild: Maria Schmid
(Zug, 14. Januar 2020))

Vanessa Varisco

Vor genau einem Jahr fiel der Entscheid: Auf dem Gebiet Allmendhof/Röhrliberg in Cham wird keine neue Kantonsschule gebaut. Das Stimmvolk hat sowohl die dafür notwendige Umzonung als auch den Standortbeitrag von rund 20 Millionen Franken abgelehnt.

«Zurück auf Feld eins», kommentierte Baudirektor Florian Weber die Situation damals. Denn ein Plan B existierte nicht, weshalb eine neue Auslegeordnung gemacht werden musste. Wie steht es nun, ein Jahr später, um die Planung? Laut der Baudirektion haben die Zuger Gemeinden bis Mitte 2020 Zeit, Standorte vorzuschlagen. Bis jetzt hätten sich vier Gemeinden gemeldet, heisst es auf Anfrage. Doch bis zum Ablauf der Frist könne «die Baudirektion keine Auskunft zu den Inputs geben» – also nicht sagen, welche Gemeinden sich gemeldet haben. Für den Regierungsrat steht weiterhin ein Standort im Ennetsee im Vordergrund. «Der jedoch nicht alternativlos ist», so Florian Weber. Eine Nachfrage bei den drei Gemeinden im Ennetsee zeigt, dass die Standortsuche bewegt.

Im Ennetsee befasst man sich stark mit der Kanti

Die Gemeinde Cham setzt sich intensiv mit der Standortsuche auseinander, heisst es auf Anfrage. Rolf Ineichen, Vorsteher Planung und Hochbau, führt genauer aus: «Die Arbeiten dazu und zu ausführlichen, notwendigen Machbarkeitsstudien sowie die damit zusammenhängenden Auslegeordnungen laufen bei uns auf Hochtouren.» Er ergänzt: «Ziel ist es nach wie vor, nach Möglichkeit mehrere Standorte vorzuschlagen.» Wo diese liegen, kann nicht genau gesagt werden, da die entsprechenden Erkenntnisse noch nicht vollumfänglich vorliegen.

Immer wieder zur Sprache kam das Pavatex-Areal als möglicher Standort. Der Vorsteher Planung und Hochbau sagt dazu: «Die Machbarkeitsstudien umfassen auch dieses Areal.» Ob es in Erwägung gezogen wird, werde die Auslegeordnung zeigen. Ausserdem hängt die Standortevaluation für eine neue Kantonsschule direkt mit der gemeindlichen Schulraumplanung zusammen. Ineichen betont: «Cham ist jedoch nach wie vor an einer Kantonsschule interessiert.» Aus verschiedenen Gründen. «Eine Kantonsschule in Cham führt insofern zu einem wirtschaftlichen und bildungspolitischen Standortvorteil, steigert die Attraktivität und unterstützt das Ziel der Familienfreundlichkeit.» Ausserdem könne man eine Zentrumsfunktion übernehmen.

Ökologische Überlegungen

Als Herausforderung bei der Standortsuche werden vor allem die Grösse, die für eine Kantonsschule notwendig ist, und die Erschliessung genannt. «Solche Flächen im Einklang mit ökologischen Überlegungen, Entwicklungen des öffentlichen Raums oder anderen Dynamiken zu finden, ist nicht einfach.» Die umweltbewusste Entwicklung gab bereits vor der letztjährigen Abstimmung zu reden. Die IG Allmendhof plädierte etwa für die Erhaltung der Grünflächen und organisierte in diesem Zusammenhang auch Führungen über das Gelände.

Wird bei der neuen Planung mit dieser IG oder dem Nein-Komitee, welches sich ebenfalls formiert hatte, zusammengearbeitet? «Nicht direkt», so Rolf Ineichen. Einerseits, weil die Möglichkeiten, aufgrund der Ausgangslage, sehr klein seien. Andererseits auch, weil mit der Überprüfung des Pavatex-Areals einem Wunsch verschiedener Protagonisten des Nein-Komitees nachgekommen werde. Zudem werden die verschiedenen, politisch zusammengesetzten, gemeindlichen Kommissionen im Rahmen der gesamten Schulraumplanung im Prozess zeitgerecht miteinbezogen.

Hünenberg ist interessiert

Gemeindepräsidentin Renate Huwyler klärt über die Situation in Hünenberg auf. Demnach sei der Gemeinderat nach wie vor interessiert daran, dass die Kantonsschule im Ennetsee realisiert werden kann. Seit August 2019 befasst man sich mit möglichen Standorten in Hünenberg. Die Abteilung Bau und Planung wurde beauftragt, vertiefte Abklärungen vorzunehmen «Das Ergebnis dieser Abklärungen wird dem Gemeinderat voraussichtlich bis Ende Februar 2020 unterbreitet», teilt Renate Huwlyer mit.

In Risch werden seit Januar 2020 intensiver Abklärungen bezüglich einer Kantonsschule Rotkreuz getroffen, wie von Gemeindeschreiber Ivo Krummenacher zu erfahren ist. Die Abklärungen würden parallel zur Erarbeitung einer Strategie für die öffentlichen Nutzungen im Zentrum von Rotkreuz (SÖNZR) laufen, die ebenfalls Mitte 2020 vorliegen soll. «Als Zwischenfazit kann festgehalten werden, dass die künftige Entwicklung des Zentrums von Rotkreuz viel Potenzial bietet», hält Krummenacher fest. Die noch verbleibenden fünf Monate würden benötigt, um Details zu klären und die Strategie, inklusive dem Teilaspekt einer möglichen Kantonsschule, zu schärfen.

Standort muss diverse Kriterien erfüllen

Von kantonaler Seite her wurden den Gemeinden gewisse Kriterien vorgegeben. Zu den «harten Kriterien» gehören zum Beispiel, dass mindestens 13500 Quadratmeter Geschossfläche inklusive Dreifachturnhalle und weiteren Indoor-Sportanlagen vorhanden sein müssen. Bevorzugt wird ausserdem eine bestehende Bauzone des öffentlichen Interesses für Bauten und Anlagen. Ausserdem spielt die Erreichbarkeit eine entscheidende Rolle: Eine Busanbindung ist bestenfalls gegeben, mindestens aber geplant und die Distanz zur nächsten S-Bahnstelle oder zum nächsten Bahnhof liegt unter 500 Meter.

Wie vom Zuger Baudirektor zu erfahren ist, werden die eingereichten Standorte nach Ablauf der Frist analysiert und einander gegenübergestellt. Für jene Standorte, die in Frage kommen, werde «eine ergänzende Machbarkeit durchgeführt» und schliesslich die Bestvariante evaluiert. Im Jahr 2021/2022 ist geplant, dass der Regierungsrat dem Kantonsrat eine Anpassung des kantonalen Richtplans unterbreitet, welche der Bestvariante entspricht.

Nach der Festsetzung des Standortentscheids des Kantonsrats im Richtplan startet die Baudirektion mit den Vorbereitungen für eine Kantonsratsvorlage für den Planungskredit, was rund ein halbes Jahr in Anspruch nehmen dürfte laut der Baudirektion. «Der politische Prozess und die Kreditgenehmigung durch den Kantonsrat dauern sechs bis acht Monate», so Weber. Danach folgt der Architekturwettbewerb und anschliessend wird das Vor- und Bauprojekt erstellt. Für den Architekturwettbewerb und das Vor- und Bauprojekt muss mit einer Dauer von rund zweieinhalb Jahren gerechnet werden.

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