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Luzern

Wo Geschichte und Wein Hand in Hand gehen

Auf dem Kaiserspan steht ein Rebhüsli mit Baujahr 1920. Der Rebberg hat eine geschichtsträchtige Vergangenheit. Edith Mächler und Andreas Bachmann halten den Betrieb weiter im Schuss.
Andreas Bachmann und Edith Mächler stecken viel Arbeit in den Kaiserspan. (Bild: Dominik Wunderli (22. August 2018))

Ernesto Piazza

Sichtlich zufrieden stehen Edith Mächler und Andreas Bachmann vor ihrem Rebhüsli. «Es ist das einzige seiner Art im Kanton Luzern», erklären die beiden. Vom Gebäude mit Baujahr 1920, welches seit einigen Jahren auch zu den schützenswerten Objekten des Kantons gehört, bekommt man einen umfassenden Blick auf die 3,5 Hektaren bestellter Weintrauben. Doch nicht nur das: Auch der Baldegger- und Hallwilersee, der dahinter liegende Hügelzug der Erlosen, sogar Pilatus und Titlis sind von diesem Platz zu sehen.

Es sei ein schöner Flecken hier, schwärmen die beiden. Und beim Zuhören wird eines sofort deutlich: Edith Mächler und Andreas Bachmann schätzen nicht nur das Ambiente, sie lieben auch ihre Arbeit. Es seien viele Stunden, die sie für die Bewirtschaftung des Rebbergs aufwenden. «Doch das nehmen wir gerne in Kauf.» Sie stecken eine grosse Portion Herzblut in den geschichtsträchtigen Kaiserspan, welcher der zweitgrösste von insgesamt 13 Betrieben dieser Art im Seetal ist. Das Weingut liegt unweit vom Schloss Heidegg entfernt, im zu Hitzkirch gehörenden Dorfteil Gelfingen.

Ganzer Prozess war emotionale Sache

In der Vergangenheit sei längst nicht immer alles nach Plan gelaufen, erklären die beiden Kleinunternehmer. Von 1983 bis 1990 habe es beispielsweise sieben Jahre gedauert, bis sie die Zustimmung für eine Wiederbelebung des Rebbergs erhalten hätten, erinnert sich Mächler. 2014 erteilte die Kantonale Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) zwar eine Pflanzbewilligung für zusätzliche 30 Aren (3000 Quadratmeter). Doch erst diesen Frühling bekamen sie nach langem Hin und Her die definitive Zusage. «Vor allem Pro Natura und WWF machten uns das Leben schwer», sagt Mächler. Die Gegner monierten, es handle sich um eine Naturschutzparzelle. «Zudem liessen sich diverse Ämter viel Zeit», so Bachmann. Doch mit dem positiven Entscheid haben die beiden jetzt von der westlichen bis zur östlichen Grenze eine zusammenhängende Rebparzelle. Der ganze Prozess sei eine emotionale Sache gewesen, erinnert sich das Winzerpaar.

Der Grundstein für den Kaiserspan wurde 1851 mit dem Kahlschlag des umliegenden Waldes gelegt. Diese Fläche gehörte früher den Herren von Pfyffer des Schlosses Heidegg und diente als Jagdgebiet. Durch die Rodung konnte mit dem Aufbau der Liegenschaft begonnen werden. Im Jahr 1900 wurde das Wohnhaus mit dem Eigengewächs-Restaurant gebaut. Letzteres ist aber schon viele Jahre geschlossen.

Dank schönem Wetter frühere Traubenlese

Lange Zeit war der Kaiserspan der einzige Rebberg im Kanton, der überlebte. Von 1957 bis 1990 wurde er jedoch nicht mehr bewirtschaftet. Der Grund für den Unterbruch habe darin gelegen, dass die Zeiten für Weinbauern damals schlecht gewesen seien, so die Winzerin. 1990 wurde der Rebberg mit eigenen Händen und vielen Helfern neu bestockt.

12 Teilzeitarbeiter sind mitverantwortlich, dass der Betrieb läuft. Bei der Traubenernte – alle noch von Hand gelesen – brauche man am meisten Personal, sagt Bachmann. Die Vegetation gebe den Takt der Arbeiten vor. Auf dem Kaiserspan wird jeder Rebstock noch von Hand gesetzt. Der Betrieb basiert auf den IP-Suisse Richtlinien. Einen grossen Stellenwert auf dem Kaiserspan hat die Biodiversität.

Gegen Ende August – wobei dies sortenbedingt ist – soll die Ernte beginnen. Aufgrund des anhaltend schönen Wetters sei man dem langjährigen Schnitt etwa 10 Tage voraus. Diese Situation stelle auch eine Herausforderung dar, erklärt Bachmann. Aufgrund der vielen Sonnenstunden reife die Traube sehr schnell. Zu schnell dürfte dies aber nicht sein, «denn die Reben müssen – je nach Sorte – einen gewissen Säuregehalt aufweisen.» Rund 30 Tonnen Trauben werden diesmal geerntet. Die Kelterung passiert beim Nachbarn Peter Schuler. Die abgefüllten zirka 30 000 Flaschen werden auf dem Gut Kaiserspan gelagert. Bei den Weissweinen sind es speziell der Riesling-Silvaner, der Pinot Gris und der Muscat Oliver. Zu den roten Sorten gehören vor allem der Blauburgunder und der Zweigelt. Zehn verschiedenen Sorten werden hergestellt. Abnehmer sind Wein- und Detailhändler, die Gastronomie aber auch Private.

Wenn bis zur Lese «kein meteorologischer Unfall mehr eintrifft», so der Winzer, «gibt es einen Topjahrgang». Einen Strich durch diese Rechnung könnten im Moment höchstens Hagelgewitter machen. Die Wasserknappheit sei noch vertretbar, sagt er. «Wobei schon festzustellen ist, dass die eigene Quelle massiv weniger Wasser führt.»

Schlechte Ernte führte zu einer Patenschaft

Für die beiden Seetaler Winzer ist die jetzige Situation «wohltuend». Ganz im Gegensatz zum letzten Jahr: «Da war es schwierig», erinnert sich Mächler. Damals machte das kalte Wetter, verbunden mit Frost, grosse Teile der Ernte zunichte. Glück im Unglück hatten die beiden, dass sie mit einem bekannten Walliser Winzer eine Patenschaft eingehen konnten. «So gelang es uns die Kundschaft weiter zu beliefern und dadurch zu behalten», sagt Bachmann. Die Beziehung ging gar soweit, dass auch ein gemeinsames Cuvée, ein Produkt aus diversen Rebsorten, entstand.

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