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Luzern

Wie haben sich die Fallzahlen in Ihrem Wahlkreis im Verlaufe der Pandemie entwickelt? – Die Übersicht

Insbesondere seit Beginn der Impfkampagne unterscheiden sich die Pandemieverläufe in den unterschiedlichen Luzerner Wahlkreisen teils stark. Dies lässt Rückschlüsse auf die jeweilige Impfquote zu.

Jessica Bamford

Jessica Bamford

Jessica Bamford

Jessica Bamford

Der Kanton Luzern publiziert täglich die Corona-Fallzahlen für die jeweiligen Wahlkreise. Diese Statistiken können dabei helfen, die Ausbreitung des Coronavirus besser zu verstehen, was wiederum notwendig ist, um im richtigen Moment die richtigen Massnahmen zu ergreifen oder zu lockern.

In Zusammenarbeit mit Statistiker und Epidemiologe Armin Gemperli, Professor an der Universität Luzern, haben wir deshalb die Fallzahlen im Verlaufe der Pandemie analysiert.

Die Luzerner Fallzahlen im Überblick

Insgesamt wurden im Kanton Luzern von Beginn der Pandemie bis am Freitag, 21. Januar 2022, 82'870 Coronafälle bestätigt. Auf hundert Personen kommen somit 19,9 positive Coronatests. Weitere Infos zur aktuellen Coronalage in der Zentralschweiz finden Sie hier.

Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl gab es im Entlebuch klar am meisten Fälle. Am wenigsten Fälle auf die Bevölkerung gerechnet wurden in den Wahlkreisen Luzern-Stadt und Luzern-Land festgestellt. Auch Anfang Januar waren die Fallzahlen in diesen Wahlkreisen eher tief – die 14-Tage-Inzidenz lag Anfang Jahr bei knapp 4200 im Wahlkreis Luzern-Stadt und gut 4100 im Wahlkreis Luzern-Land. Nur der Wahlkreis Willisau unterbietet diese Werte.

Die insgesamt hohe Anzahl Fälle im Entlebuch ist insbesondere auf den Herbst 2021 zurückzuführen. Die Welle, welche ab September über die ganze Schweiz geschwappt ist, war im Entlebuch um einiges grösser als in den anderen Luzerner Wahlkreisen.

Im Dezember 2021 sind grosse Stadt-Land-Unterschiede zu beobachten: In den ländlichen Wahlkreisen Entlebuch, Willisau, Sursee und Hochdorf wurde bereits ein Anstieg der Zahlen verzeichnet, als sich Omikron noch nicht gross zu verbreiten begonnen hatte. Es lässt sich dort also im Dezember zwischen einer ersten Delta-Welle und einer zweiten Omikron-Welle unterscheiden. In den städtisch geprägten Wahlkreisen Luzern-Stadt und Luzern-Land stiegen die Fallzahlen vor allem mit der Verbreitung von Omikron Ende Monat.

Einfluss der Impfquote

Der Kanton Luzern publiziert grundsätzlich keine demografischen Daten zur Impfquote. Das bedeutet, es ist zwar bekannt, wie viele Leute sich im Kanton impfen haben lassen, es sind aber keine Aussagen zu deren Wohnort möglich. Trotzdem lässt sich aufgrund der Fallzahlen im Verlauf der Pandemie vermuten, wie hoch die Impfraten in den verschiedenen Wahlkreisen liegen. Dies, weil die Inzidenzen sich erst im Jahr 2021 – mit Beginn der Impfkampagne – massgeblich unterscheiden.

So ist sichtbar, dass die Fallzahlen in den ländlichen Wahlkreisen – insbesondere Entlebuch – ab September 2021 höher sind als in den städtisch geprägten Wahlkreisen. Zu diesem Zeitpunkt war eine grosse Mehrheit der Impfwilligen seit wenigen Wochen oder Monaten doppelt geimpft und somit nicht nur vor schweren Verläufen, sondern auch vor einer Infektion gut geschützt. Laut der Schweizer Covid-Taskforce werden in den ersten sechs Monaten nach der Impfung85 bis 90 Prozent der Fälle verhindert. Hohe Fallzahlen in diesem Zeitraum lassen demnach auf eine tiefere Impfquote schliessen.

Auch im Dezember 2021 stiegen die Fallzahlen in den Wahlkreisen Entlebuch und Willisau sehr schnell an – wahrscheinlich bereits vor der grossflächigen Ausbreitung der ansteckenderen Omikron-Variante. Personen, welche doppelt geimpft sind, übertragen die Delta-Variante deutlich weniger an weitere Personen. Deshalb deutet die starke Ausbreitung dieser Coronavariante im Dezember wiederum auf eine tiefe Impfquote in den genannten Wahlkreisen hin.

Covid-Gesetz als Gradmesser für die Impfquote

Einen Hinweis dafür, dass gerade im Entlebuch die Impfquote tief liegt, liefern auch die Ergebnisse bei der Abstimmung zum Covid-Gesetz. Über die ganze Schweiz hinweg wurde im Juni 2021 ein Zusammenhang zwischen Zustimmung und Impfquote festgestellt. Als einziger Wahlkreis im Kanton Luzern haben die Stimmberechtigten Entlebuchs das Gesetz im November abgelehnt:

Werden die Fallzahlen über- oder unterschätzt?

In Phasen von tiefen Fallzahlen können die statistisch tiefen Fehlerquoten der PCR-Tests – laut Gemperli höchstens rund zwei Prozent – stark ins Gewicht fallen. Aus diesem Grund empfiehlt etwa das Robert-Koch-Institut in Deutschland, die Proben zweimal (je auf ein unterschiedliches Zielgen hin) zu analysieren. Dies wird laut Gemperli in der Schweiz nicht konsequent gemacht. Das heisst nicht, dass insgesamt rund zwei Prozent der Fälle falschpositiv sind. Insbesondere bei einer hohen Verbreitung des Virus sei die Wahrscheinlichkeit eines falschpositiven Tests aber geringer, erklärt Armin Gemperli.

Für die Gesamtzahl der Fälle bedeutet dies aber, dass in Wahlkreisen, in denen viel getestet wurde, auch mehr falschpositive Ergebnisse festgehalten werden. Das heisst, in den städtischen Gebieten des Kantons werden die Fallzahlen in ruhigen Phasen der Pandemie gemäss Armin Gemperli wahrscheinlich leicht überschätzt. Dies wird durch die Darstellungsform weiter verstärkt: In den Grafiken wird die 14-Tage-Inzidenz gezeigt, was dazu führt, dass einzelne Tage mit keinen oder sehr wenigen Ansteckungen nicht sichtbar sind.

In Phasen mit vielen Fällen ist jedoch die umgekehrte Tendenz zu beobachten: Der Anteil positiver Tests ist sehr hoch (bei PCR-Tests liegt der Wert im Kanton Luzern zurzeit bei rund 50 Prozent). Das heisst, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht alle Infizierten gefunden werden – die offiziellen Fallzahlen liegen also tiefer als die Anzahl Infizierter.

Schweizweite Entwicklung der Positivitätsrate

Unabhängig von falsch positiven Resultaten ist für Armin Gemperli klar: Die Zahlen im ländlichen Raum werden eher unterschätzt. Dies hat mehrere Gründe. Ein wichtiger Faktor sei die Zugänglichkeit von medizinischer Infrastruktur. Wie lange eine Person braucht, um einen Test zu machen, habe einen Einfluss auf die Bereitschaft, dies umzusetzen – gerade bei milden Symptomen. In den Wahlkreisen Entlebuch und Willisau gibt es insgesamt nur drei Standorte, an denen getestet werden kann. Dieser Faktor ist also nicht zu unterschätzen. Weiter sei wahrscheinlich, dass sich Personen in ländlichen Gegenden aufgrund der herrschenden Mentalität, dass man nicht wegen jeder «Kleinigkeit» zum Arzt müsse, weniger testen lassen.

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