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Kanton Uri

Wie geht der Tourismus mit dem Klimawandel um?

Wie geht der Urner Tourismus mit dem Klimawandel um und wie verändert er sich? Was kann der Tourismus tun, um weniger Treibhausgase auszustossen? Diesen und weiteren Fragen widmete sich ein Workshop des Amts für Umwelt.

Gletscher verschwinden, der Sommer wird heisser und der Winter immer schneeärmer. Die Auswirkungen des Klimawandels sind allgegenwärtig. Von diesen Auswirkungen ist über kurz oder lang auch die Tourismusbranche betroffen. Das Fokusthema des 5. Workshops «Klimaanpassung und Klimaschutz» lautete deshalb «Klimawandel und Tourismus im Kanton Uri – Chancen und Risiken».

Die Gastreferenten am Workshop Klima und Tourismus. Von links: Ueli Grob (Seco), Vincent Roth (Bafu), Josef Schuler (Tourismus Isenthal), Karin Gaiser (Region Klewenalp-Vierwaldstättersee) und Carmen Carfora (Andermatt Swiss Alps AG).
Bild: Bild: zvg

Das Amt für Umwelt lud am Donnerstag, 30. November, Gemeinde- und Tourismusvertretungen sowie weitere relevante Vertreterinnen und Vertreter zu diesem Klimaworkshop mit Inputreferaten in Göschenen ein. Dass das Thema gerade die Tourismusbranche beschäftigt, zeigte sich am grossen Interesse an der Veranstaltung: Rund 50 Personen aus allen Kantonsteilen nahmen am Workshop teil.

«Der Tourismus ist ein wichtiger Pfeiler der Urner Wirtschaft», sagte Regierungsrat Urban Camenzind zum Auftakt des Workshops. Das Angebot müsse stimmen und den Bedürfnissen der Gäste entsprechen – die Urner Natur mit ihren Bergseen und verschneiten Berggipfeln sei hierbei ein wichtiger Faktor. Urban Camenzind zeigte sich überzeugt: «Der Tourismus wird stark vom Klimawandel beeinflusst. Die steigenden Temperaturen werden diesen Sektor noch sehr beschäftigen.»

Der Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus ist die eine Seite. Inwiefern hat die Tourismusbranche auf der anderen Seite Einfluss auf die Treibhausgasemissionen? «Aufgrund unserer Abschätzung gehen wir davon aus, dass der Tourismus im Kanton Uri um die 15’000 Tonnen C0 2 pro Jahr ausstösst – wobei dies nur die direkten Emissionen sind. Nicht mitgerechnet sind die Emissionen aus der Herstellung und Entsorgung rund um den Tourismus», hielt Alexander Imhof, Vorsteher des Amts für Umwelt, fest. «Wir wollen in diesem Workshop Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen und zusammentragen, die zu konkreten Massnahmen führen können», fasste er zusammen.

Seco unterstützt Klimaschutz

In ihren Kurzreferaten gingen Ueli Grob vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und Vincent Roth vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) zunächst auf den Klimawandel in der Schweiz sowie die Massnahmen der Tourismuspolitik des Bundes ein. «2060 dürfte die Nullgradgrenze auf der Höhe von Davos liegen, sofern keine Massnahmen im Bereich Klimaschutz getroffen werden», veranschaulichte Vincent Roth. «Es müssen sowohl im Klimaschutz als auch in der Klimaanpassung Massnahmen ergriffen werden, darum kommen wir nicht herum», betonte Roth.

Das Seco seinerseits unterstützt konkret solche Massnahmen, um den klimabedingten Herausforderungen der Tourismusbranche zu begegnen. «Denn der Klimawandel bringt aber auch Chancen mit sich», sagte Ueli Grob. Es gehe darum, Angebote zu entwickeln oder auch eine Diversifikation im Tourismus zu erreichen. Den Tourismusorganisationen in der Schweiz stehen dazu À-fonds-perdu-Beiträge, NRP-Gelder oder beispielsweise Schweiz Tourismus mit dem Nachhaltigkeitslabel Swisstainable zur Verfügung.

Sorgen um schneearme Wintermonate und Abwanderung

Was lokal in unterschiedlichen Tourismusdestinationen in Zeiten von Schneemangel unternommen wird, zeigten die Vertreterinnen und Vertreter aus Andermatt, Isenthal und der Region Klewenalp auf. So hat Andermatt Swiss Alps ein eigenes Label für klimaverträglichen und nachhaltigen Tourismus lanciert und kann aufgrund der neuen Infrastruktur mit Häusern im Minergie-Standard, emissionsfreien Rufbus-Angeboten und einem autofreien Dorfkern in Andermatt Reuss auftrumpfen. Den Herausforderungen in den Bereichen Wachstum und Bautätigkeit oder auch im Bereich Verkehr, den die Gäste und das Personal verursachen, ist man sich in der Destination bewusst.

Im Isenthal sind die Herausforderungen komplett anderer Natur: Man kämpft gegen Abwanderung und schmelzende Gletscher. Der Tourismus wird aber auch hier gefördert, allerdings bewusst sehr sanft und mit vergleichsweise kleinen Massnahmen. Jedoch will man gerade mit Themenwegen Gäste anlocken, Ferienwohnungen nur mehrere Tage am Stück vermieten und das Skigebiet Gitschenen unbedingt für Einheimische und Gäste aus der Region aufrechterhalten. Die rege genutzte ÖV-Verbindung, neu im Stundentakt, trägt ebenfalls zum sanften, nachhaltigen Tourismus bei.

Den beiden Urner Dörfern gegenüber hat die dritte vorgestellte Region, Klewenalp-Vierwaldstättersee , mit schneearmen Wintermonaten zu kämpfen. «Eine Wintersaison, wie die letzte es war, kann eine Bergbahn in niederer Lage über mehrere Jahre nicht verkraften», sagte Karin Gaiser, Geschäftsführerin von Klewenalp-Vierwaldstättersee. Die Tourismusdestination macht sich daher schon länger Gedanken über einen «Plan B» – was tun bei wenig Schnee?

Ein Blick auf Gebiete wie Wirzweli würden zeigen, dass Tourismus auch ohne Skianlagen funktioniert. Die Region Klewenalp-Vierwaldstättersee ihrerseits will auch künftig zumindest in höheren Lagen auf den Skisport setzen, weitet das Angebot aber auch laufend mit Winterwanderwegen, Schneeschuhtrails und Infrastruktur aus, die auch im Sommer genutzt werden kann.

Nach den Inputreferaten galt es für die Teilnehmenden, das Gehörte in Gruppen zu diskutieren. Den Fachpersonen durften Fragen gestellt werden, es wurden Meinungen ausgetauscht und mögliche Lösungsansätze diskutiert. «Die Tourismusbranche wird sich verändern, das war allen Teilnehmenden sehr bewusst», bilanzierte Alexander Imhof im Anschluss an den Workshop. Zwar sei die eine Lösung noch nicht gefunden, die Richtung, in die es gehen soll, sei aber für alle klar: «Mit allen negativen und auch positiven Auswirkungen des Klimawandels muss der Tourismus im Kanton Uri nachhaltiger werden.» (zvg)

Der Artikel wurde vom Urner Amt für Umwelt zur Verfügung gestellt.

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