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Obwalden

Wie aus einer Obwaldner Zimmerei ein weltweit gefragtes Unternehmen wurde

Die Firma HP Gasser AG besteht seit drei Jahrzehnten. Ihre Produkte liefert sie heute auch ins Ausland – zum Beispiel in den Irak.
Die Geschäftsleitung der HP Gasser AG (von links): Geschäftsführer Hanspeter Gasser, Gaby Gasser und Sohn Florian Gasser. (Bild: Robert Hess (Lungern, 27. August 2021))

Robert Hess

Ein Hagelgewitter hat Ende Juni dieses Jahres die Dreifachturnhalle in Wolhusen so stark beschädigt, dass sie ohne grössere Sanierung nicht mehr benutzt werden könnte. Das Lungerer Unternehmen HP Gasser AG lieferte zur Überbrückung kurzfristig auf den Schulbeginn eine sogenannte Traglufthalle als Ersatz – eine aufgeblasene, luftdichte Hülle, die auf Bodenplatten installiert wird.

Helfen konnte die Firma auch einem österreichischen Unfallchirurgen, der auch im Winter Tennis spielen wollte. Ein «Hilferuf» nach Lungern reichte, und bald transportierte Firmenchef Hanspeter Gasser die neue Traglufthalle selber nach Vorarlberg. Noch am gleichen Tag konnte der Arzt auf dem Tennisplatz seines Sanatoriums die ersten Bälle schlagen. Zu den Kunden der Obwaldner Firma zählt aber auch die deutsche Bundeswehr. Sie benötigt für ihre Operationen im Irak eine grosse Kuppelhalle zum Schutz von technischen Geräten. Im kommenden Oktober wird die HP Gasser AG die in Lungern produzierte Halle liefern und sie gleich vor Ort montieren.

Mit Dachfensterbau gestartet

Ein Blick zurück in die über 30-jährige Geschichte des Unternehmens: Im Jahr 1991 startete der gelernte Zimmermann Hanspeter Gasser zusammen mit seiner Frau Gaby und einem Mitarbeiter in einer Baracke an der Chnewisstrasse in Lungern mit der Herstellung von Dachfensterelementen und dem Aufbau einer Zimmerei. Ein grosser Schritt folgte 1994: Thomas Gasser, Geschäftsführer der Gasser Felstechnik AG, bot (dem nicht verwandten) Hanspeter Gasser die Möglichkeit, im aufstrebenden Gewerbegebiet Walchi eine erste Produktionshalle zu erstellen.

1999 übernahm die HP Gasser AG von der damaligen Sarnafil die Sarna Tent inklusive Mitarbeiter mit Produktionsstandort Sarnen. Der Name wurde in «Membranbau» geändert. Dieses neue Standbein der Firma – das Bauen mit dünnen, leicht verformbaren Materialien als Baustoff – wurde in den kommenden Jahren laufend ausgebaut. Zwei Standorte in Sarnen und Lungern erwiesen sich aber bald als nicht effizient. Nach einem weiteren Neubau wurden Membranbau sowie die Büroräumlichkeiten vollständig nach Lungern verlegt.

Bis zu 25 Prozent geht ins Ausland

«Das Unternehmen entwickelte sich erfreulich», blickt Firmengründer Hanspeter Gasser zurück. In all den Jahren hat er im Gebiet Walchi rund zehn Anbauten und Neubauten realisiert. Das Neueste mit dem Namen «Kristall» konnte 2020 in Betrieb genommen werden. Die Halle in der Grösse einer Dreifachturnhalle bietet rund 5000 Quadratmeter Produktions- und Lagerfläche. Die Anlage ist mit den modernsten Maschinen wie beispielsweise einem spezialangefertigten Stapelkran oder CNC-Maschinen ausgestattet. Heute sind die drei Standbeine der Firma der Membranbau, die Herstellung von Dachfensterelementen sowie die Zimmerei. Zum Bereich Membranbau gehören Traglufthallen, Holz-Membranhallen, Festzelte, Sonnensegel und Textilfassaden. Beschäftigt werden rund 70 Mitarbeiter.

An der Spitze des Unternehmens stehen der Geschäftsführer Hanspeter Gasser und seine Frau Gaby. Inzwischen wird die Firma durch die zweite Generation tatkräftig unterstützt. Zwei der drei Kinder arbeiten bereits im Betrieb. Andrina ist in der Administration tätig, Florian ist Mitglied der Geschäftsleitung. Die Produkte der Firma HP Gasser wurden bisher in über 30 Länder exportiert, vor allem solche im EU-Raum. Der Anteil des Exports schwanke zwischen fünf und 25 Prozent des gesamten Umsatzes. Das Unternehmen gibt grundsätzlich keine Zahlen bekannt.

Hinweis: Diesen Samstag gibt es bei der HP Gasser AG einen Tag der offenen Tür (9 bis 14 Uhr). Dabei wird auch ein Rundgang angeboten mit der Präsentation der zehn Firmen, die sich im Gewerbegebiet Walchi befinden.

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