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Luzern

Wenn der Samichlaus die Kinder zum Zoom-Meeting ruft

Wegen Corona fallen die Samichlaus-Hausbesuche vielerorts ins Wasser. In einigen Luzerner Gemeinden kriegen die Kinder den Samichlaus dank zwei findigen Neuenkirchern trotzdem zu Gesicht.
Samichlaustreffen per Zoom: So könnte es dann in etwa aussehen.


(Bildmontage Luzerner Zeitung)
Robin Kirchhofer (links) und Benjamin Emmenegger haben den Online-Samichlaus ins Leben gerufen.  (PD)

Reto Bieri

Reto Bieri

«Samichlaus, du alte Maa …» Sprüchli wie dieses bekommt der Chlaus dieses Jahr nur selten zu hören. Wegen Corona finden die meisten Samichlausein- und -auszüge nicht statt, ebenso die Hausbesuche. Ausnahmen gibt es in den Gemeinden Eich, Oberkirch, Neuenkirch, Rothenburg und Buttisholz. Dort bekommen die Kinder den Chlaus leibhaftig zu Gesicht. Zwar nicht zu Hause, aber immerhin auf dem Computerbildschirm.

«Es ist keine Einbahn-Videobotschaft, sondern es findet ein interaktives Meeting per Zoom statt. So können Samichlaus und Kinder miteinander kommunizieren», sagt Benjamin Emmenegger. Als klar wurde, dass viele Hausbesuche dieses Jahr nicht stattfinden, hatte der 30-Jährige zusammen mit seinem Kollegen Robin Kirchhofer vor rund zwei Wochen spontan die Idee für den Online-Samichlaus.

In kürzester Zeit haben die beiden Neuenkircher ein Projekt auf die Beine gestellt. Dabei können die Jungunternehmer auf vorhandene Strukturen zurückgreifen. Kirchhofer (32) ist Fotograf und Videofilmer. In seinem Studio in Oberkirch bietet er unter anderem Streamingdienste an. Dieses wird nächste Woche zur gemütlichen Chlaushütte ausgestattet.

Notfalls springen sie selber als Samichläuse ein

Kirchhofer hat sich zudem um den Aufbau einer Website gekümmert. Dort können sich die Eltern anmelden. Am festgelegten Termin loggen sie sich ein und der Samichlaus spricht während rund zehn Minuten mit der Familie. Zuerst erklärt er den Kindern, warum er nicht persönlich vorbeikommen kann. Anschliessend gibt’s Lob und Tadel, den ihm die Eltern bei der Anmeldung mitgeteilt haben. Zwei Chläuse von Samichlausgesellschaften haben bislang zugesagt, sagt Emmenegger, weitere Anfragen stehen noch aus. «Notfalls schlüpfen wir selber ins Samichlauskostüm.»

Die virtuellen Besuche starten am 6. Dezember und dauern bis zum 11. Dezember. Emmenegger rechnet mit rund 60 Anmeldungen. Je nach Nachfrage können sie doppelt so viele Termine anbieten. Die beiden wollen noch weitere Gemeinden anfragen.

Einverständnis der lokalen Samichlausgesellschaften eingeholt

Um nicht in einen Clinch mit den lokalen Samichlausgesellschaften zu geraten, holten sich Emmenegger und Kirchhofer deren Einverständnis. «Wir wollen niemandem Konkurrenz machen», sagt Emmenegger, der in Neuenkirch als FDP-Gemeinderat amtet und beruflich an der Hochschule Luzern als Dozent für Mathematik und Statistik arbeitet. In vier von acht angefragten Gemeinden haben die Samichlausgesellschaften ihrem Online-Projekt eine Absage erteilt. Der Grund sei meist, dass ein alternatives Angebot besteht, zum Beispiel ein Anlass im Wald oder ein eigen produziertes Video.

Die Kosten für das Projekt sind zu einem guten Teil durch Beiträge von zwei Stiftungen in der Höhe von mehreren tausend Franken gedeckt. Emmenegger sagt:

«Diese spontanen Zusagen haben uns sehr gefreut und motiviert.»

Der Samichlausbesuch kostet die Eltern rund 40 Franken und ist damit etwa doppelt so teuer wie ein durchschnittlicher Hausbesuch. «Wir verdienen am Online-Samichlaus nichts», betont Emmenegger, «es soll aber kostendeckend sein.» Dank der Stiftungsbeiträge können sie nun jedem Kind noch ein Chlaussäckli schenken. Dieses wird im Verlauf des Abends dank der Hilfe von Freunden und Bekannten per Auto in die Briefkästen verteilt.

Der Online-Samichlaus soll eine einmalige Sache bleiben. Emmenegger sagt: «Wir machen es wegen Corona. Der echte Hausbesuch lässt sich aber nicht ersetzen.»

Hinweis: Weitere Infos unter www.online-samichlaus.ch.

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