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Engelberg

Wenn der Gemeinderat Spalier steht

Vor 90 Jahren haben drei Engelberger Benediktinermönche in Kamerun den Grundstein für ein segensreiches Wirken gelegt. Noch heute trägt Abt Christian Meyer die Hauptverantwortung für das Kloster auf dem Mont Febe.

Der 9. Oktober 1932 war ein besonderer Sonntag. Die Plätze in der Klosterkirche waren bis auf den letzten Platz besetzt, als beim sonntäglichen Pontifikalamt Abt Leodegar Hunkeler die kirchliche Aussendung seiner drei Mitbrüder Karl Schmid (1896–1914), Raphael Meile (1897–1966) und Fidelis Beerli (1901–1983) für ihre neuen Aufgaben in Kamerun vornahm. Das Bild mit der voll besetzten Klosterkirche wiederholte sich Stunden später, als sich die Klostergemeinschaft zur feierlichen Komplet versammelte. «Gemäss damaligen Medienberichten zeigte die Bevölkerung offenbar reges Interesse und wollte bei diesem eigens geschaffenen Aussendungsritus dabei sein», hat Abt Christian Meyer nachgelesen und weiss, «dass die Menschenansammlung am Montag nicht kleiner war, als das grosse Abschiednehmen anstand».

Sie haben Engelberg vor 90 Jahren in Richtung Kamerun verlassen, um dort seelsorgerische Aufgaben zu übernehmen. Von links: die Patres Karl Schmid, Raphael Meile und Fidelis Beerli.
Bild: Bild: Stiftsarchiv Engelberg

Die Studenten bildeten einen langen Spalier und vor dem Klostertor wurden die drei nach Afrika auswandernden Engelberger Mönche vom vollzählig anwesenden Einwohnergemeinderat verabschiedet. «Die überaus zahlreiche Teilnahme der Engelberger an dieser Aussendungs- und Abschiedsfeier zeigte deutlich, wie die Talleute mit dem Kloster fühlen und für die grossen Missionsaufgaben der Zeit Sinn und Herz haben», schrieb später der Korrespondent im «Obwaldner Volksfreund».

Hilfe zur Selbsthilfe

Auf welche Resonanz die Aufgabe der drei Neu-Missionare aus dem Kloster Engelberg stiess, zeigt die Tatsache, dass die Reise in den Medien in allen Details beschrieben wurde. So ist heute bekannt, dass die Reise nicht auf dem direkten Weg erfolgte. Der damalige Gemeinderat Karl Amberg chauffierte die drei Mönche zuerst nach Stans, wo bei den Kapuzinern ein Besuch anstand. Dem nachfolgenden Besuch bei den Benediktinerinnen und beim Sarner Jesuskind im Kloster St.Andreas in Sarnen folgte noch die Visite bei Bruder Klaus in Sachseln. Dabei empfingen die drei Engelberger Missionare eine Reliquie des erst Jahre später Heilig gesprochenen Bruder Klaus.

run. Grundsteinlegung für das Kloster auf dem Mont Febe am 21. Dezember 1963 durch die drei Engelberger Benediktinermönche Luitfrid Marfurt, Wilhelm Sidler und Otmar Bauer (von links).
Bild: Bild: Stiftsarchiv Engelberg

Die Reise in das «Gelobte Land» dauerte bis am 5. November 1932. «Was dann folgte, sind mit viel Mühsal verbundene Arbeiten und auch Anfangsschwierigkeiten», hat der heutige Engelberger Abt in Erfahrung gebracht. Bis 1962 leiteten die Engelberger Mönche das diözesane Priesterseminar in Yaoundé. Damit kamen sie dem Hauptauftrag nach, der ihnen vom damaligen Bischof René Graffin gegeben wurde.

Pater Urs Egli.
Bild: Bild: Stiftsarchiv Engelberg

1964 gründeten die Engelberger ein Priorat auf dem Mont Febe in Kamerun. Ein Jahr später übernahmen die Engelberger Mönche die Gefängnisseelsorge in der Hauptstadt, und seit 1985 trägt das von Pater Urs Egli (1927–2015) initiierte Projekt «Wasser ist Leben» viel zur Verbesserung der Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung bei. Ein Projekt, welches mit dem höchsten Orden des Staates Kamerun ausgezeichnet worden ist.

2009 brach der letzte Engelberg Benediktiner nach Kamerun auf

«Hilfe zur Selbsthilfe» lautete seit jeher das Motto der Engelberger in Kamerun. Projekte werden auch heute noch gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung in Angriff genommen. So auch die von Bruder Gerold Neff (1927–2020) von 1970 aufgebaute Schreinerei inklusive der Ausbildung junger Menschen zum Schreiner. «Nach den drei ersten Mönchen zog es 30 weitere Mitbrüder für die Arbeit nach Kamerun. Als letzter Engelberger Benediktiner entschied sich Pater Robert Bürcher (1942–2010) im Jahre 2009, nach Kamerun aufzubrechen, um bei den Sarner Schwestern in Babété zu wirken und als Prior das Kloster Mont Febe in die Selbstständigkeit zu begleiten.

Das Kloster auf dem Mont Febe nach der Fertigstellung im Jahre 1967.
Bild: Bild: Stiftsarchiv Engelberg

Nach einem Beinbruch und nachfolgender Malariaerkrankung musste er 2010 wieder in die Heimat zurückkehren, wo er sich jedoch nicht mehr erholte und am 18. September 2010 starb. Auch wenn heute kein Engelberger Mönch mehr im Kloster Mont Febe lebt, trägt Abt Christian Meyer immer noch die oberste Verantwortung für die dort ansässige Mönchsgemeinschaft mit nunmehr 23 einheimischen Mönchen. «Und das wird sich so schnell nicht ändern», ist Abt Christian Meyer überzeugt, welcher in normalen Zeiten einmal im Jahr nach Kamerun reist.

Innenraum der im Jahre 1936 aus Holz aufgebauten Kirche in Otélé.
Bild: Bild: Stiftsarchiv Engelberg

Im November erscheint ein von Bruder Meinrad Haberl verfasstes Engelberger Dokument zu den vielfältigen Aufgaben der Engelberger Mönche in Kamerun.

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