notifications

Was heraus kommt, wenn man die Nase in hundert Blumenkelche steckt

Einen so vielseitig malerischen Blick auf die Obwaldner Landschaft, wie ihn das Talmuseum und der Verein «Kulturlandschaft Obwalden» ermöglichen, hat es kaum je gegeben. Das Tüpfelchen aufs «i» setzen Claudia Vogel mit Düften und Moritz Hossli mit Videos.
Mit Düften aus der Obwaldner Landschaft fasziniert Claudia Vogel auch den Video-Künstler Moritz Hossli. (Bild: Romano Cuonz (Engelberg, 9.Juni 2018))

Von der Museumsdecke herunter hängen – zu Sträussen geflochten und getrocknet – viele Blumen und Gräser. Auf Ateliertischen darunter stehen Laborflaschen ohne Zahl. Dazwischen agiert eine überaus lebhafte, eloquent erklärende Künstlerin: Claudia Vogel. «Auf meinen Wanderungen durch Obwalden habe ich meine Nase in hundert Blumenkelche gesteckt, Blätter zwischen Fingern verrieben, beschnuppert und getestet», erzählt sie. Düfte, die regelrecht aus dem Wald hervorquollen, hätte sie entdeckt. Und andere: dezent und scharf. Düfte und Gerüche sind nun – zum grossen Ergötzen der Besucher – destilliert und in Flaschen gebannt. «Eine olfaktorische Landkarte Obwaldens», nannte es Museumsleiterin Nicole Eller Risi. Oder anders gesagt: Hier lässt sich die Obwaldner Landschaft anhand ihrer geheimen Duftnoten entdecken.

Gleich zwölf Monitore hat der Videokünstler Moritz Hossli im alten Trakt des Talmuseums, mitten in der Dauerausstellung, eingerichtet. Ja, beinahe versteckt hat er sie. Wer aber verweilt, hinguckt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. «Moritz Hosslis Bildwelten gehen Verbindungen mit den historischen Artefakten des Museums ein und lassen so auch das Althergebrachte in einem neuen Licht erscheinen», erläuterte Nicole Eller Risi. In der Tat: Via Kameraauge vermittelt Hossli ruhige aber intensive und vor allem völlig ungewohnte Einblicke in die Obwaldner Landschaft. Vor allem aus verschiedenen, für den normalen Betrachter sehr ungewohnten, Gesichtswinkeln. Ein Spaziergang, nicht «per pedes», sondern mit dem entdeckungsfreudigen Auge.

Kaum je gesehene Kunstschätze

Der Schatz an gemalten Obwaldner Landschaften, den Nicole Eller Risi im eigenen und in vielen befreundeten Archiven gehoben und ins Rampenlicht gesetzt hat, ist so einzigartig, dass man ihn keinesfalls verpassen darf. Als Anfangspunkt der künstlerischen Wahrnehmung der Alpen gibt es gar eine Reproduktion des Vorromantikers Caspar Wolf (1735 – 1783) zu bestaunen. Oder ein «Lake of Lungern» von einem anonymen Künstler, datiert 1729. An den Wänden hängen Lithografien, Kupferstiche, Radierungen, Aquatinten oder Stahlstiche. Mit grosser Freude entdeckt man auch Werke von ganz grossen Künstlern wieder: etwa von Emil Schill oder Giuseppe Haas-Triverio.

Der Verein «Landschaft und Kultur» Obwalden sei äusserst aktiv, lobte der für Obwaldens Landschaft auch politisch mitverantwortliche Obwaldner Regierungsrat Josef Hess. Und betonte dann: «Eine Art Motoren mit ständig neuen Ideen und unermüdlichem Einsatz sind dabei als Projektleiter die Künstlerin Marie-Catherine Lienert und der Kulturförderer Toni Durrer.» Noch vieles hätten sie allein in diesem Jahr initiiert: Zur Sonnwendfeier lädt Kurt Sigrist in der Pfarrkirche Sarnen zur Wanderausstellung «Kultlinien» ein. Im September veranstaltet er dazu in der Flüeli-Kapelle eine Feuerillumination. Jul Dillier lässt in der Sachsler Kirche «GloggäGsang» erklingen. Im August begegnen wir Jo Achermann auf dem Pass «Abgschütz», hoch über der Melchsee-Frutt. Und die «International Performance Art» in der Turbine im September trägt den vielsagenden Titel «Wanderlust».

«Malerisch – Obwaldner Landschaften» im Talmuseum Engelberg. Mittwoch bis Sonntag 14 – 18 Uhr. Bis 26. August. Mehr Infos auch zu Führungen finden Sie hier.

Kommentare (0)